EU reguliert Mobiltelefone

Kreislaufwirtschaft: Handys müssen längerglebig, energieeffizienter und einfacher zu reparieren sein

Bei Handys und Tablets soll in Zukunft schon beim Kauf deutlich zu sehen sein, wie reparaturfreundlich und energieeffizient sie sind: Die EU-Kommission hat im Rahmen der EU-Verordnung zur Energieverbrauchskennzeichnung am 16.06.2023 neue Regeln vorgeschlagen, um KonsumentInnen beim Kauf von Mobiltelefonen und Tablets dabei zu helfen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, schreibt Doris Holler-BrucknerOekonews.at am . Gleichzeitig haben das Europäische Parlament und der Rat Maßnahmen genehmigt, damit die Geräte im Rahmen der EU-Ökodesign-Verordnung künftig energieeffizienter, längerlebig und einfacher reparierbar werden – kurz: Die Wirtschaft der EU soll kreislauforientierter werden.

Aufbau des Fairphone 4 – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft, für Solarify

Bis 2030 sollen Mobiltelefone und Tablets im Jahr fast 14 Terawattstunden Primärenergie einsparen – ein Drittel des heutigen Verbrauchs. Die neuen Regeln werden auch den Einsatz kritischer Rohstoffe optimieren und deren Recycling erleichtern helfen. Gemäß der Energiekennzeichnungsverordnung müssen Smartphones und Tablets Informationen über ihre Energieeffizienz, die Batterielebensdauer, den Schutz vor Staub und Wasser sowie die Widerstandsfähigkeit gegen versehentliches Herunterfallen bieten. Zum ersten Mal sollen auf den EU-Markt gebrachte Produkte eine Reparierbarkeitsbewertungen aufweisen, wodurch nachhaltiger Konsum forciert wird. Die neuen Produkte werden die bestehenden und bekannten EU-Energiekennzeichnungen verwenden.

Ökodesign-Verordnung

Darüber hinaus legt die neu verabschiedete Ökodesign-Verordnung Mindestanforderungen für Mobiltelefone, schnurlose Telefone und Tablets fest, die in der EU in Verkehr gebracht werden, etwa:

    • Widerstandsfähigkeit gegen versehentliches Fallenlassen oder Kratzer, Schutz vor Staub und Wasser und Verwendung von ausreichend haltbaren Batterien. Die Akkus sollten mindestens 800 Lade- und Entladezyklen aushalten und dabei mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität behalten.
    • Vorschriften für die Demontage und Reparatur, einschließlich der Verpflichtung der Hersteller, den Reparaturbetrieben wichtige Ersatzteile innerhalb von 5-10 Arbeitstagen und bis zu 7 Jahre nach dem Ende des Verkaufs des Produktmodells auf dem EU-Markt zur Verfügung zu stellen.
    • Verfügbarkeit von Betriebssystem-Upgrades für längere Zeiträume: mindestens 5 Jahre nach Inverkehrbringen des Produkts.
    • Nichtdiskriminierender Zugang für professionelle Werkstätten zu jeglicher Software oder Firmware, die für den Austausch benötigt wird.

„Ihr Telefon sollte länger als nur zwei oder drei Jahre halten. Und wenn es in der Zwischenzeit beschädigt wird, sollte es leicht zu reparieren sein“, sagte Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den europäischen Grünen Deal, einer Medienmitteilung der EU-Vertretung in Deutshland zufolge. „Allzu oft verlieren Smartphones ihre Funktionstüchtigkeit, weil der Akku nachlässt oder weil Software-Updates ältere Modelle überflüssig machen. Diese Vorschläge sorgen für eine längere Lebensdauer Ihres Telefons und machen die nachhaltige Wahl zur einfachen Wahl.“

Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) der Bundesregierung: Verhaltensänderung als Baustein erfolgreicher Umweltpolitik

Die vielfältigen Umweltkrisen unserer Zeit lassen sich nur bewältigen, wenn wir die Art und Weise verändern, wie wir leben – also wohnen, konsumieren, uns fortbewegen und ernähren. Lange Zeit lag der Fokus der Umweltpolitik vor allem auf umweltfreundlichen und effizienten Produktionsprozessen und dem Ausbau erneuerbarer Energien. Doch so wichtig diese Bausteine sind, sie reichen nicht aus, um die Überschreitung ökologischer Belastungsgrenzen zu verhindern.

Neben der Produktionsseite muss eine erfolgreiche Umweltpolitik auch das umweltrelevante Verhalten der Bevölkerung in den Blick nehmen. Häufig ist die Mitwirkung vieler eine Voraussetzung dafür, dass Umweltschäden vermieden werden können, etwa wenn es um energetische Sanierungen, die korrekte Entsorgung von Abfällen, die Verbreitung der Elektromobilität oder die Reduktion des Fleischkonsums geht.

Viele Menschen würden sich gerne umweltfreundlich verhalten und berücksichtigen bei Alltagsentscheidungen ökologische Konsequenzen bereits teilweise. Nicht immer ist das jedoch möglich – und oft ist es deutlich aufwendiger oder teurer als umweltschädliches Verhalten.

Die Rahmenbedingungen stehen dem umweltfreundlichen Verhalten also häufig entgegen. Seit jeher gestaltet auch die Politik diese Rahmenbedingungen: Sie sorgt für Infrastrukturen und schafft Angebote, setzt Anreize über Steuern oder Förderungen und macht ordnungsrechtliche Vorgaben. Ein weitreichender Wandel hin zu umweltfreundlichem Verhalten kann nur gelingen, wenn die Politik dieses an verschiedenen Stellen und über verschiedene Maßnahmen erleichtert, anreizt und teilweise auch einfordert.

->Quelle: