Zehn Herausforderungen zur Transparenz bei der Öko-Bewertung des Kunststoffrecyclings

Positionspapier: mangelnde Vergleichbarkeit der Ökobilanzierung des Kunststoffrecyclings

Mit Ökobilanzstudien lassen sich nicht nur Produkte und Dienstleistungen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg bewerten, sondern es können – zumindest theoretisch – auch verschiedene Recyclingverfahren miteinander und recycelter Kunststoff mit Neuware verglichen werden, schreibt Sarah Storck, EUWID, über ein Anfang Februar veröffentlichtes Positionspapier des Clusters of Excellence Circular Plastics Economy (CCPE) vom Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits-, und Energietechnik in Oberhausen. Ökobilanzierungen dienten daher oftmals als Entscheidungsgrundlage für die Auswahl von umweltfreundlichen Verfahren, Einsatzstoffen oder Dienstleistungen beim Kunststoffrecycling.

Plastik – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Wie sollte aber eine vergleichbare und transparente ökologische und unterschiedlichen Ansprüchen gerecht werdende Bewertung aussehen? Forschende des Fraunhofer CCPE haben in dem erwähnten Positionspapier zehn Herausforderungen und zehn Anforderungen herausgearbeitet, die Vergleichbarkeit und Transparenz bei der ökologischen Bewertung des Kunststoffrecycling in der Praxis erhöhen sollen.

  1. Gewährleistung vergleichbarer technologischer Größenordnungen von Kunststoffrecyclingtechnologien.
  2. Achten Sie auf die Wahl der Systemgrenzen.
  3. Behalten Sie die Recyclingkette als zusammenhängende Abfolge von Aktivitäten bei.
  4. Behandeln Sie Multifunktionalität durch Substitution, wenn Sie Recycling als End-of-Life-Option modellieren.
  5. Finden Sie einen Konsens über die Frage der Multifunktionalität bei der Modellierung von recycelten Kunststoffen.
  6. Stellen Sie die Qualität des Eingangsabfalls am Sammelpunkt dar.
  7. Geben Sie die Qualität anhand der funktionellen Eigenschaften zum Zeitpunkt der Substitution an.
  8. Verwenden und veröffentlichen Sie ein einheitliches Prozessschema für die Datenerfassung und Berichterstattung.
  9. Seien Sie vorsichtig bei der Angabe von Recyclinganteilen, wenn Sie postindustriell recycelte Kunststoffe verwenden.
  10. Nutzen Sie prospektive Hintergrunddaten für zukünftige Szenarien.

Um eine zirkuläre und nachhaltige Wertschöpfungskette für Kunststoffe zu erreichen, besteht eine Strategie darin, das Kunststoffrecycling zu verbessern. Es mangelt jedoch an Leitlinien für eine transparente Umweltverträglichkeitsprüfung und Ökobilanzen für das Recycling. Die am häufigsten verwendete Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten oder Dienstleistungen ist die Ökobilanz (LCA). Derzeit werden LCA-Studien wegen fehlender einheitlicher und harmonisierter Regeln kritisiert, was zu irreführender Kommunikation und Entscheidungsfindung führen kann. Wir haben zehn Herausforderungen und zehn Anforderungen untersucht, um drei verschiedene Perspektiven zur Modellierung des Kunststoffrecyclings zu vergleichen.

Zu den relevanten Herausforderungen zählen laut CCPE die Diversität der Technologien für das Kunststoffrecycling sowie die „intrinsische Multifunktionalität“ des Recyclings. Gemeint ist damit die ordnungsgemäße Behandlung von Abfällen einerseits und die Bereitstellung neuer Ressourcen für weitere Produkte andererseits. Weitere Herausforderungen ergeben sich aus der Komplexität des Recyclings von Verbundkunststoffen, durch unterschiedliche Abfallherkünfte, mitgesammelte Störstoffe sowie nicht-recycelbare oder nur teilweise recycelbare Abfälle, Qualitätsverluste bei Kunststoff-Rezyklaten sowie signifikante Veränderungen der Rahmenbedingungen. Eine unvollständige oder nicht aktuelle Datenlage könne ebenfalls ein Problem darstellen.

Schlussfolgerungen und zukünftige Arbeit

Das Positionspapier untersucht die Herausforderungen und Anforderungen beim Vergleich der Perspektiven der Modellierung des Kunststoffrecyclings in der Ökobilanz entweder als Materialbereitstellung oder als EoL-Phase. Bei solchen vergleichenden Bewertungen ist Konsistenz eine zwingende Voraussetzung, um unangemessene Schlussfolgerungen zu vermeiden und/oder die Vergleichbarkeit der Ökobilanzergebnisse sicherzustellen, insbesondere bei Metastudien

Aufgrund des vergleichenden Charakters von Ökobilanzen und der damit verbundenen Konsequenzen für Umweltentscheidungen muss die Konsistenz und Transparenz verschiedener Ökobilanzstudien erhöht werden – insbesondere wenn sie unabhängig voneinander durchgeführt werden. Dies gilt nicht nur für Ökobilanzstudien zum Kunststoffrecycling, sondern auch für das Recycling im Allgemeinen.
Auf methodischer Ebene ist es wichtig, Modellierungsansätze im Hinblick auf Multifunktionalität und Systemgrenzen zu schärfen.

Der Vergleich verschiedener Recyclingoptionen in einer EoL-Phase ist eine Herausforderung, da mechanische und chemische Recyclingtechnologien Ressourcen für die Wiederverwendung in verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette bereitstellen. Der Vergleich von Neukunststoffen und recycelten Kunststoffen (aus einer multifunktionalen Recyclingkette, die möglicherweise gemischte Sammelabfälle recycelt) ist hinsichtlich der Funktionalität fehlerhaft. Im Hinblick auf die Materialbereitstellung fehlt derzeit ein Konsens, um belastbare und zuverlässige LCA-Ergebnisse zu erstellen.

Wir fordern daher in erster Linie eine Klärung der Modellierung des Recyclings als stoffliche Bereitstellungsstufe im Hinblick auf die Frage der Multifunktionalität beim Vergleich von recycelten und neuen Kunststoffen. Auf Daten- und Technologieebene erfordert ein Vergleich verschiedener Kunststoffrecyclingtechnologien eine harmonisierte Abfallqualität und sollte die Substituierbarkeit von recycelten Kunststoffen im Vergleich zu Neukunststoffen berücksichtigen. Vergleiche verschiedener LCA-Studien sind bei Kunststoffen aufgrund unterschiedlicher Input- und Output-Parameter sowie unterschiedlicher Prozessschemata besonders anspruchsvoll.

Die Tatsache, dass die Recyclingkette selten vollständig in den Händen eines einzelnen Unternehmens liegt, stellt eine Herausforderung für die Generierung zuverlässiger Daten und LCA-Ergebnisse dar, da aktuelle Studien auf vielen Annahmen basieren, wie beispielsweise der Nichtberücksichtigung oder groben Schätzung der Ströme, die behandelt und recycelt werden anderswo. Unsere Anforderungen zielen darauf ab, eine weitere Standardisierung und Harmonisierung der Ökobilanz für das Kunststoffrecycling zu unterstützen, wie von der Europäischen Kommission und ihrer Product Environmental Footprint Initiative beabsichtigt.

Wir empfehlen, bestehende Überwachungs- und Auditierungssysteme für Recyclingaktivitäten zu Zertifizierungszwecken zu harmonisieren, um Anforderungen aus verschiedenen Standardisierungsversuchen in die Ökobilanzpraxis abzugleichen und zu integrieren. Darüber hinaus ermutigen wir Unternehmen und LCA-Praktiker, bei der Lösung der genannten Herausforderungen zusammenzuarbeiten. Die Bereitstellung von Proxy- und Standarddaten zur Modellierung komplexer Recyclingketten aus Mischsammlungen ist unerlässlich, um bestehende Daten- und Modellierungslücken zu schließen.

->Quellen: