Zwei Drittel der Klimahilfen für den Globalen Süden sind Kredite, viele davon zu ungünstigen Bedingungen. Das zeigt ein neuer Bericht von Oxfam. Was als Unterstützung gilt, ist in Wahrheit oft eine Last.
Eine Last, die nicht nur Klimagerechtigkeit und internationale Zusammenarbeit schadet, sie bremst auch den globalen Klimaschutz.

Lokale Lösungen statt Schuldenfallen: In Tinginaput (Indien) bringt eine Solaringenieurin Licht ins Dorf – während globale Klimahilfen oft in Krediten statt in echter Unterstützung bestehen.
Foto: DFID / CC BY-NC-ND 2.0
65 Prozent der öffentlichen Klimafinanzierung, die reiche Länder dem Globalen Süden bereitstellen, fließen in Form von Krediten. Und oft nicht einmal zu günstigen Konditionen. Das ist das zentrale Ergebnis des neuen „Climate Finance Shadow Reports” von Oxfam und CARE. Während arme Länder unter den Folgen der Klimakrise leiden, müssen sie sich gleichzeitig dafür verschulden, um sie zu bewältigen. Die Rechnung geht nicht auf. Denn anstatt den notwendigen Umbau der Wirtschaft in ärmeren Ländern zu ermöglichen, verschärft die aktuelle Praxis globale Ungleichheiten. Laut Bericht liegt der Schuldenberg dieser Länder inzwischen bei 3,3 Billionen US-Dollar. Im Jahr 2022 erhielten Länder des Globalen Südens Klimakredite in Höhe von 62 Milliarden US-Dollar. Kaum bekannt: Diese Kredite verursachen Rückzahlungen von bis zu 88 Milliarden US-Dollar durch Zinsen, Gebühren und teils ungünstige Bedingungen. Das entspricht einem Aufschlag von 42 Prozent. Für die Geberländer ist dies ein lohnendes Geschäft, für die Empfängerländer bedeutet es jedoch eine zunehmende Last auf Kosten klimawirksamer Bemühungen und dringend benötigter Anpassungsmaßnahmen.
Diese Form der Klimafinanzierung gefährdet das Fundament internationaler Klimakooperation. Sie arbeitet dem Versprechen des Pariser Abkommens entgegen, denn finanzielle Unterstützung als Ausdruck gemeinsamer Verantwortung zu verstehen und nicht als Geschäftsmodell auf Kosten der armen Länder. Hinzu kommt: Nur rund ein Drittel der Gelder fließt in Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel, obwohl genau diese in vielen Ländern besonders hilfreich wären. Ländergruppen mit besonders hoher Verwundbarkeit, wie die am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) und kleine Inselstaaten, erhalten nur einen Bruchteil der Hilfen. Ebenfalls meist nur in Form von teuren Krediten.
Der Climate Finance Shadow Report fordert deshalb eine konsequente Neuausrichtung: Anstelle von Darlehen sind deutlich mehr Zuschüsse erforderlich, insbesondere für Anpassungsmaßnahmen und zur Bewältigung von Verlusten und Schäden. Zudem sind neue Finanzierungsquellen erforderlich, etwa durch die Besteuerung von Superreichen oder die Abschöpfung von Krisengewinnen der fossilen Industrie. Klimafinanzierung ist keine Frage von Wohltätigkeit, sondern von Verantwortung und Gerechtigkeit. Wenn diese Kriterien nicht erfüllt werden, gefährdet dies das Vertrauen in die globale Klimapolitik und auch ihre Umsetzbarkeit. Klimafinanzierung darf kein System für kurzfristige Gewinne bleiben. Wer Entwicklungsländer verschuldet, sabotiert langfristig die globale Handlungsfähigkeit. Der Bericht zeigt: Die Probleme sind konkret, die Lösungen bekannt. Jetzt kommt es darauf an, sie umzusetzen. Spätestens auf der COP30 in Belém Mitte November müssen gerechte und nachhaltige Finanzierungswege auf den Tisch. Andernfalls droht nicht weniger als das Scheitern globaler Klimapolitik.
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