Ein Hanf-Material, das Leder und Plastik überflüssig machen soll. Am 1. Dezember hat das Bundesumweltministerium den Bundespreis Ecodesign 2025 verliehen und damit gezeigt: Die Kreislaufwirtschaft ist keine Vision mehr, sie funktioniert bereits.

Aus Hanf statt Tierhaut: Das LOVR-Material soll Leder und Kunststoffe ersetzen. Foto: LOVR™
Seit 2012 zeichnen das Bundesumweltministerium und das Umweltbundesamt jährlich Produkte, Dienstleistungen und Konzepte aus, die gestalterische Qualität mit ökologischer Wirkung verbinden. Eine interdisziplinäre Jury bewertet dabei den gesamten Lebenszyklus von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Nutzung bis zur Verwertung. Aus 380 Bewerbungen wurden 149 zur Jurysitzung zugelassen, 30 nominiert und schließlich 14 Gewinner in den Kategorien Produkt, Service, Konzept und Nachwuchs gekürt. Die Botschaft: Materialien im Kreis statt im Schredder.
Zu den Preisträgern gehört LOVR aus Darmstadt. Das Unternehmen entwickelt eine Leder-Alternative, die vollständig aus Hanf-Nebenprodukten der Landwirtschaft besteht und keine Kunststoffe oder Schadstoffe enthält. Das Material ist langlebig, recycelbar oder kompostierbar und nach Unternehmensangaben bereits im industriellen Maßstab verfügbar. Es zielt vor allem auf Anwendungen in Mode, Automobilbranche und Möbelindustrie, wo es konventionelles Leder und Kunststoffe mit deutlich geringerem CO2-Fußabdruck ersetzen soll.
Auch bei Dienstleistungen spielt kreislauffähige Gestaltung eine Rolle. Das Berliner Start-up FixFirst hat mit fix1.today eine Plattform entwickelt, die Reparaturen strukturiert und digital auffindbar macht. Ein KI-gestützter Chat hilft dabei, passende Werkstätten zu finden, Preise zu vergleichen und Termine zu buchen. Darüber hinaus können Kommunen und Hersteller die Infrastruktur für eigene Reparaturboni nutzen. So wird aus dem politisch diskutierten Recht auf Reparatur ein Angebot, das im Alltag tatsächlich genutzt werden kann.
In der Schwerindustrie zeigt Novelis, wie sich Kreisläufe technisch schließen lassen. Das Unternehmen verarbeitet Aluminium aus Altfahrzeugen so, dass daraus wieder Karosseriebleche für neue Autos entstehen. Nach Angaben des Herstellers entspricht die Qualität den Standards für Neuware, während der CO2-Fußabdruck deutlich sinkt. Ein Beispiel dafür, wie sich in der Automobilindustrie geschlossene Stoffkreisläufe organisieren lassen.
„Ecodesign ist nicht nur nachhaltig, sondern auch wirtschaftlich erfolgreich“, betonte Rita Schwarzelühr-Sutter, Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. Verliehen wurde der Preis am 1. Dezember 2025 im Bundesumweltministerium in Berlin. Für die Preisträgerinnen und Preisträger ist der Bundespreis Ecodesign mehr als eine Trophäe. Sie dürfen mit dem Label werben, werden auf der Website des Wettbewerbs vorgestellt und sind Teil einer Roadshow, die 2026 mit allen ausgezeichneten Projekten startet. Die Gewinner des Nachwuchspreises bekommen zusätzlich ein Preisgeld – ein Signal an Hochschulen und junge Gestalter, dass ökologische Qualität und gutes Design zusammen gedacht werden sollen.
Mit der nächsten Ausschreibungsrunde ab 19. Januar 2026 und frei zugänglichen Werkzeugen wie Kriterienmatrix und Ecodesignkit stehen Unternehmen, Kommunen und Hochschulen Instrumente zur Verfügung, um eigene Produkte und Dienstleistungen an ähnlichen Maßstäben zu prüfen. Wenn Unternehmer, Politik und öffentliche Beschaffung diese Kriterien systematisch aufgreifen, können aus ausgezeichneten Inselprojekten Schritt für Schritt Standards werden, die die grüne Transformation im Alltag verankern.
Quellen:
- Bundespreis Ecodesign: Pressemappe zur Preisverleihung 2025
- Bundespreis Ecodesign: 14 Projekte mit dem Bundespreis Ecodesign ausgezeichnet
Preisträger:innen