Töpfer: „Energiewende ist Innovations-Schatzkammer“

Klaus Töpfer und die Chancen der Energiewende

Der frühere Bundesumweltminister und UNEP-Direktor Klaus Töpfer sieht trotz aller Herausforderungen durch die Energiewende vor allem die Chancen, wenn Deutschland seine „Innovations-Schatzkammer“ der Welt öffne und eine nachhaltige Energieversorgung realisiere. Eine Veranstaltung des Bildungsforums Brandenburg der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Carl von Carlowitz gilt als Urvater der Nachhaltigkeit. Vor rund 300 Jahren erkannte er als einer der ersten, wie wichtig der Faktor Zeit bei der Bewirtschaftung von Wäldern ist. Nur so viel Holz sollte dem Wald entnommen werden, wie tatsächlich auch nachwachsen kann. Auch wenn die Ideen von Carlowitz in abgewandelter Form Eingang in das Bundesgesetz zum Erhalt des Waldes und zur Förderung der Forstwirtschaft gefunden haben, so kann man sich bei einer Betrachtung der deutschen Energiehistorie des Eindrucks nicht erwehren, dass der schlesische Förster zwischen den 60er und 70er Jahren in Vergessenheit geraten war. Erst mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl begann 1987 ein langsames Umdenken, das sich mit dem Unglück von Fukushima und dem (endgültigen) Atomausstieg beschleunigt hat.

Bevölkerungswachstum = Aus für Atomkraft oder fossile Brennstoffe

Klaus Töpfer, Bundesumweltminister a.D. und heute Exekutiv-Direktor des Potsdamer IASS, beschrieb am 06.03.2014 beim Bildungsforum Brandenburg der Konrad-Adenauer-Stiftung den Unterscheid zwischen damals und heute so: An die Stelle eines „Weitermachens wie bisher“ nach dem Motto „Für mich reicht es doch allemal“ sei richtigerweise die Verantwortung für nachfolgende Generationen getreten. Diese sollten „auch etwas zu ernten haben“. Vor dem Hintergrund, dass die Weltbevölkerung bis 2050 von sieben auf neun Milliarden anwachsen werde, bedeute dies im Umkehrschluss das Aus für die Atomkraft oder fossile Brennstoffe. Mit diesen könnte die Versorgung nicht annähernd sichergestellt oder auch nur realistisch angestrebt werden. Während Atomkraftwerke, unabhängig von Entsorgungsproblemen und der Möglichkeit des Missbrauchs für militärische Zwecke, schlicht wegen der horrenden Baukosten ökonomisch keine Zukunft hätten, sei das Problem bei Kohle, Gas und Erdöl, dass sie bekanntlich nur endlich zur Verfügung stünden. Auch ihr nachweislich klimaschädlicher Effekt sowie die Gefahr von Verteilungskämpfen durch ausschließlich regionale Verfügbarkeit, sprächen gegen sie.

Alternative Technik der Energiegewinnung marktreif

Ganz abgesehen davon stehe die alternative Technologie zur Energiegewinnung jetzt marktreif in den Startlöchern. Töpfer räumte ein, dass es „heftige Kosten“ waren, die bis heute dafür zu leisten waren. Jetzt habe sie aber zum Beispiel mit der Photovoltaik ihre Wirtschaftlichkeit erreicht und sei somit ein gutes Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeit sich innovationstreibend auswirke.

Deutschland verfüge über eine „Innovationsschatzkammer“, so Töpfer, die nebenbei auch noch Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit sichere. Dennoch habe noch nicht jeder Zugang zu dieser Schatzkammer. Zwar lägen die Kosten für Strom immer noch unter denen für Mobilität und Wärme, trotzdem belasteten sie zunehmend schmale Haushaltskassen. Es gelte daher auch die soziale Komponente nicht außer Acht zu lassen. Wenn energieintensive Unternehmen von der EEG-Umlage befreit würden, müsse gleiches zum Beispiel auch für Hartz IV-Empfänger gelten.

Eine andere Möglichkeit die Preise von derzeit durchschnittlich 0,25 € pro kWh deutlich zu senken, sei das sogenannte Fondmodell. Hierbei wird die vom Stromkunden zu zahlende EEG-Umlage zum Ausbau der erneuerbaren Energien auf einen Betrag unterhalb des aktuellen Niveaus festgeschrieben. Darüber hinaus benötigtes Kapital soll von einem Sonderfonds kommen, der sich das Geld am Kapitalmarkt besorgt.

Keine Zweifel

Zweifel an der eingeleiteten Energiewende ließ Töpfer nicht gelten. Etwas Neues einzuführen sei immer schon schwierig gewesen und auf Widerstände getroffen. So habe er sich etwa in seiner Zeit als Minister wenig Freunde mit der Einführung des Drei-Wege-Katalysators gemacht. Trotzdem sei der Erfolg mittlerweile unumstritten, die damals revolutionäre Technik heute Standard.
->Quelle:  www.kas.de