Drei Jahre Fukushima – was haben wir gelernt?

Berliner Tagesspiegel (10.03.2014) extrem ausgewogen – Josef Joffe argumentativ auf Abwegen

Auf der gleichen (Titel)-Seite gab der Berliner Tagesspiegel am 10.03.2014 ein Beispiel für geradezu extreme Ausgewogenheit: Zwei Kommentare widersprachen einander diametral: Auf die (rhetorische) Frage, ob die Energiewende (deren Ursprünge bekanntlich viel älter als die Fukushima-Katastrophe sind, die aktuell aber kurz nach dem japanischen Super-Gau ernsthaft angegangen wurde) richtig sei, fertigte ZEIT-Herausgeber Josef Joffe in der Rubrik „Vier Fragen an Josef Joffe – Was macht die Welt“ die Energiewende ironisch ab – Dagmar Dehmer setzte sich aus Anlass des Fukushima-Jubiläums nüchtern mit der Zukunft der Atomkraft auseinander. Solarify stellt Auszüge einander gegenüber.

Unten links Hohn und Spott für die Energiewende

Joffe: „Na klar. Sie hat den Deutschen die höchsten Strompreise, überlastete Netze und einen nicht nutzbaren Überschuss an erneuerbarer Energie verschafft. Dazu hat sie die großen Versorger, zuletzt RWE, in die Ruin-Zone getrieben. Aber ohne den [[CO2]]-Ausstoß zu verringern, der steigt. Dann hat die Wende die strategische Abhängigkeit von russischem Gas erhöht; der Gazprom-Anteil am deutschen Import-Mix wächst und erklärt die schlängelnde deutsche Haltung im Ukraine-Konflikt. Es war ein wirtschaftlich-strategisches ‚Meisterstück‘ – und hoffentlich eine Lehre, nie wieder große Politik aus einem populistischen Impuls heraus zu betreiben.“

Joffe hat aus seiner befürwortenden Haltung zur Atomenergie nie einen Hehl gemacht: „Niemand würde einem Volk seine Nuklearallergie verdenken, das als einziges auf Erden zwei Städte im Atomblitz verloren hat. Doch die Japaner bleiben gelassen, ein Rätsel. Das Paradox verdichtet sich, wenn man bedenkt, dass in Deutschland noch niemand an einem KKW zugrunde gegangen ist“, schrieb er unmittelbar nach der Fukushima-Katatstrophe in seiner ZEIT; und weiter, „dass Atomangst wie eine Religion ist: Der Glauben hat mit Fakten nichts zu tun – oder er lässt nur die Fakten zu, die den Glauben tragen. Dieser lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Er ist ‚unfalsifizierbar'“.

Rand-Kommentar: Vom Glauben zum Wissen

Dem gegenüber Dagmar Dehmer im Kommentar unter dem Titel „Fukushima-Jahrestag – Neid auf den Ausstieg“: Nüchtern dekliniert die Energie-Spezialistin die heute längst unbezahlbaren Kosten für neue AKW durch, wie schon bei Fukushima würden zudem „die Folgekosten bis hin zum Management der hunderttausende Jahre gefährlichen radioaktiven Abfälle nicht eingepreist. Die Zivilisationen der Zukunft werden dafür aufkommen müssen, wie auch immer diese aussehen mögen. Atomkraftwerke können mit erneuerbaren Energien auch wirtschaftlich nicht konkurrieren. Im Vergleich zu den Nachbarn hat sich Deutschland für ein effizientes, schon bald preiswertes und sicheres Energiesystem entschieden. Es wird nicht lange dauern, bis das verhaltene Gekicher über die Dummheit der Deutschen in neidvolles Staunen übergehen wird. Zum zehnten Jahrestag von Fukushima wird die Bilanz schon ganz anders aussehen.“

Solarify enthält sich einer Bemerkung – der Widerspruch spricht für sich.

Quellen: