Jetzt 30 CO2-Sünder

BMVI: „Auffällige CO2-Werte“ – nun auch Fiat

Auffällig hohe CO2-Emissionen hat das BMVI inzwischen bei 30 Modellen festgestellt. Jetzt gerät auch Fiat im Diesel-Abgasskandal immer stärker unter Verdacht, eine illegale Software eingebaut zu haben. Das hat jedenfalls das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) laut Bild am Sonntag („Nach VW ist jetzt auch der Autoriese Fiat Chrysler als Abgas-Schwindler überführt“) in einem vertraulichen Prüfbericht festgestellt.

Fiat Chrysler habe in seinem 500X mit der aktuellen umweltfreundlichen Euro-Norm 6 möglicherweise illegale Software eingebaut – so die BamS am 22.05.2016. Diese regle bei einigen Fiat-Modellen nach 22 Minuten die Abgasreinigung herunter – Tests dauern im Schnitt nur 20 Minuten. Damit sei „ein hinreichender Nachweis einer unzulässigen Abschalteinrichtung“ erbracht, heiße es in dem KBA-Bericht des KBA. Fiat Chrysler will öffentlich keine Stellungnahme abgeben.

Fiat unkooperativ

Einen Termin beim Verkehrsminister ließ Fiat gar platzen, teilte in einem Anwaltsschreiben lediglich mit, allein italienische Behörden seien für die Frage zuständig, ob Fiat-Fahrzeuge die europarechtlichen Abgas-Vorschriften einhalten, hieß es. Das BMVI schaltete daraufhin die EU-Kommision ein: Das KBA soll bereits erste Beweise nach Brüssel und an die zuständigen Behörden in Rom geschickt haben.

Fiat 500x schon bei NOx auffällig
Ursprünglich war es eigentlich um das gesundheitsschädliche Stickoxid (NOx) gegangen: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hatte zum vierten Mal NOx-Emissionen eines Diesel-Pkw untersuchen lassen. Getestet wurde ein Fiat SUV 500X 2.0 MJ (Euro 6, EZ 2015, 4.400 km Laufleistung). Bei allen auf dem Rollenprüfstand gefahrenen Tests mit betriebswarmem Motor wies der Fiat sehr hohe NOx-Emissionen auf (solarify.eu/duh-fiat-500-mit-22-mal-so-viel-no-x-wie-erlaubt). Die Werte überschritten den geltenden Grenzwert für Euro-6-Fahrzeuge um das 11- bis mindestens 22-fache mit einem ausgewiesenen Wert von 1.777 mg NOx/km. Bei den Messungen dieses SUV wurde häufig sogar der Messbereich des Labormessgerätes für Stickoxide überschritten, die tatsächlichen NOx-Emissionen waren somit noch höher. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Wir fordern von Fiat Deutschland Chef Giorgio Gorelli einen sofortigen Verkaufs- und Auslieferungsstopp für den Fiat 500x MultiJet 2.0 und alle weiteren Diesel-Pkw mit verbotenen Abschalteinrichtungen“. Denn: „Die verantwortlichen Vorstände der Unternehmen, die in vollem Wissen der extrem erhöhten Stickoxid-Emissionen unter normalen Fahrbedingungen derart schmutzige Diesel-Pkw verkaufen, machen sich tausendfacher vorsätzlicher Körperverletzung mit Todesfolge schuldig.“

30 von 53 Autos emittieren zu viel CO2

Das BMVI hat bestätigt, dass inzwischen 30 von 53 untersuchten Autos bei Abgas-Tests zu viel CO2 ausgestoßen haben. Das KBA sei mit weiteren Prüfungen beauftragt, hieß es am 19.05.2016 in Berlin. Nach Information der Deutschen Umwelthilfe (DUH), von Spiegel und Monitor gibt es im BMVI Hinweise, dass der aktuelle Opel-Astra (Euro 6) mehr Schadstoffe emittiert als das Vorgängermodell. Nach dem als Schummel-Karosse enttarnten Zafira rutscht Opel mit dem Astra offenbar weiter in den Abgasskandal. Opel hatte die Vorwürfe zurückgewiesen, der Autobauer setze keine illegale Software ein, die Abgasreinigung werde beim Zafira unter bestimmten Bedingungen aus technischen Gründen und im rechtlichen Rahmen abgeschaltet. (Siehe: solarify.eu/abgas-tricksereien-und-wieder-opel)

VW TDI - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft_20150930_144005Erster Autohändler muss Schummel-Auto zurücknehmen
Kann man sein Auto zurückgeben, wenn die VW-Betrugssoftware eingebaut ist? Im Abgas-Skandal mussten Besitzer von manipulierten Autos bisher mit einem Software-Update vorliebnehmen. Bislang sagten die Gerichte Nein: Dem Wolfsburger Konzern zufolge sind deutschlandweit bislang neun Urteile zur Thematik ergangen – acht Landgerichte hätten die Klagen der Autobesitzer abgewiesen. Das Landgericht München sieht das nun erstmals anders: Sein Urteil könnte die Marschrichtung nun ändern. Zum ersten Mal muss ein Händler einen Seat Ibiza mit 1,6 Liter Diesel-Motor vom Typ EA189 zurücknehmen und den Kaufpreis erstatten. Der Händler will in Absprache mit dem Volkswagen-Konzern in Berufung gehen.

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