Frankreich schaltet fünf weitere AKW ab

21 von 58 französischen Kernreaktoren pausieren jetzt

Die Eléctricité de France (EdF) muss laut Anordnung der französischen Aufsichtsbehörde vom 18.10.2016 außerplanmäßig fünf Reaktoren vorübergehend stilllegen. Darunter auch das umstrittene AKW Fessenheim im Elsass. Irgendetwas stimmt mit den Dampfgeneratoren nicht. Die Überprüfung müsse innerhalb von drei Monaten stattfinden.

AKW Tricastin an der Rhone, Frankreich - Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft -20150711

AKW Tricastin an der Rhone, Frankreich – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

Ursache sind Unregelmäßigkeiten in Unterlagen von Areva, der Konzern stellt Bauteile für Atomkraftwerke her. Die Atomaufsicht ASN hat Anlass zu der Befürchtung, dass das Material der in den betroffenen Kraftwerken eingebauten Dampferzeuger nicht ausreichend stabil ist.

Die Reaktoren sollen nach Angaben des Betreibers EDF spätestens im November oder Dezember  2016 für drei bis vier Wochen abgeschaltet und genauer untersucht werden. Ein anderer Reaktor des Pannen-AKW Fessenheim am Rhein (Bundesregierung und Atomkraftgegner fordern schon länger die Stilllegung des Atomkraftwerks an der deutschen Grenze) war im Juni abgeschaltet worden. Damals hatte die Aufsichtsbehörde Untersuchungen bei insgesamt 18 Reaktoren des Betreibers EDF angeordnet. Sieben davon sind wegen der Tests derzeit noch abgeschaltet.

Neben Fessenheim muss aktuell auch der Druckwasserreaktor Civeaux 1 pausieren, dazu ein AKW im nordfranzösischen Gravelines sowie zwei weitere im südostfranzösischen Kraftwerk Tricastin.

Umweltschützer kritisierten den staatlich kontrollierten Konzern. „Das Vertrauen in EDF ist zerstört“, erklärte Greenpeace. Die Grünen-Politikerin und Präsidentschaftsanwärterin Cécile Duflot kritisierte die Abhängigkeit von der Atomenergie, die in Frankreich rund drei Viertel des Stroms liefert. „Niemand sagt, was die wahren Gefahren sind“, bemängelte sie.

Konflikt-AKW Fessenheim

Die ASN hält offiziellen Aussagen zufolge den Zustand des AKW zwar für insgesamt zufriedenstellend, es gebe keinen Grund zur Schließung aus Sicherheitsgründen. Aber Frankreichs Präsident Hollande hatte im Wahlkampf versprochen, das Atomkraftwerk bis Ende 2016 vom Netz zu nehmen – dann wollte er es in seiner bis zum Frühjahr 2017 laufenden Amtszeit abschalten. Weil aber beim Bau eines neuen Atomreaktors im nordfranzösischen Flamanville schwere Probleme auftauchten, rückt Hollande von seinem Versprechen wieder ab. Flamanville hätte bereits 2012 ans Netz gehen sollen – aus diesen Plänen wurde Ende 2018. Das Aus für Fessenheim hängt für Paris von der Inbetriebnahme des neuen Reaktors in Flamanville ab.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte mehrfach die Stilllegung von Fessenheim gefordert. Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) forderte am 15.10.2016 den französischen Präsidenten in einem Brief zur sofortigen Abschaltung der grenznahen Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom auf.

->Quellen: