Helios: Deutsches Geld für Griechenstrom

Während über der deutschen Solarbranche finstere Gewitterwolken hängen, hoffen die Griechen einmal mehr auf finanziellen Zuwendungen deutscher Herkunft, diesmal für den Solarpark Helios. Das kann spannend werden.

Keine Sterne in Athen – statt dessen ein hochrangiger Energiegipfel, darunter der Staatssekretär des Bundesministeriums, Jürgen Becker. Kernthema der Konferenz war das Helios-Projekt in Griechenland. J. Becker hat geradezu euphorisch auf die Chancen für wirtschaftliches Wachstum, Innovation und Fortschritt hingewiesen. Zugleich werden neue Investitionsperspektiven für deutsche Unternehmen geschaffen. Green Jobs könnten die wirtschaftliche Lage der Region nachhaltig verbessern. So soll der Ausbau der griechischen Solarkraft beschleunigt werden, um in der Folge Solarstrom in andere Mitgliedstaaten zu exportieren. Einziges Manko: In Griechenland ist der Solarstrom gegenwärtig doppelt so teuer wie in Deutschland. Das EEG kommt in Deutschland zum Einsatz und bleibt bei dem Projekt unberührt, das wird zumindest versprochen. Und, so versichert Becker weiter, deutscher Solarstrom wird keinesfalls durch griechischen Solarstrom ersetzt. Helios soll Hellas schnell wieder auf die Beine bringen.

Sonnige Aussichten: Impulse für die Wirtschaft

Vordergründig geht es um ausländische Investoren. Helios soll diese anlocken, im Gegenzug beabsichtigen die schlauen Griechen, Solarstrom in industriellen Dimensionen zu produzieren und in Folge zu verkaufen. Der griechische Umwelt- und Energieminister Giorgos Papakonstantinou gibt sich naturgemäß begeistert. Das Projekt, so meint er siegessicher, macht aus wirtschaftlicher Sicht absolut Sinn. Ausländisches Geld füllt Griechenlands Haushaltskasse, am Ende haben beide was: Deutschland wäre seinem Ziel, bis 2020 rund 20 Prozent Erneuerbare Energie, deutlich näher, so Papakonstantinous aufmunternde Worte. Die Idee dafür stammt laut Griechenlands Energieminister Giorgos Papakonstantinou schließlich aus Deutschland: Wolfgang Schäuble hat ein großes Wachstumsprojekt vorgeschlagen. Helios könnte der größte Solarpark Europas werden.

Helios: Zehn Gigawatt bis 2050

Derzeit produzieren die Griechen gerade mal 270 Megawatt Solarstrom. Bis 2020 sollen es bereits 2,2 Gigawatt sein. Das Ausbauziel soll volle zehn Gigawatt an Solarstrom aus 200 Quadratkilometer Fläche bringen. Athen hat, um das Projekt voranzutreiben, bereits über 1,1 Milliarden Euro für den Bau der Megaanlage genehmigt. Nur die Stromnetze gelten als Knackpunkt: Diese müssen ausgebaut werden, um Inseln und das Festland entsprechend zu verbinden, und das wird teuer. Doch ohne diese Investition kann der Ökostrom kaum transportiert werden.

Kritische Stimmen wegen Rentabilität

Die Meinungen über Helios gehen in der deutschen Politlandschaft weitläufig auseinander. Zwar gibt es reichlich Rückendeckung von Kanzlerin Merkel und Finanzminister Schäuble, die Argumente gegen dieses Projekt dürfen jedoch keineswegs unterschätzt werden. FDP und die Grünen sind zur Abwechslung einer Meinung, die EEG-Umlage darf keineswegs zum Exportschlager mutieren, da diese in Deutschland gut gebraucht wird und es nicht einzusehen ist, dass der deutsche Steuerzahler damit belastet wird. In Griechenland erzeugter Strom soll sehr wohl im Land bleiben, wo er ebenfalls gut gebraucht werden kann. Es ist nur schwer zu rechtfertigen, die Investitionen der teuren Stromleitung in den Überlegungen außer Acht zu lassen. Die hohen Finanzierungskosten stellen die Rentabilität ernsthaft in Frage, und das gibt schon sehr zu denken. Zumal: Um die griechische Finanzlage ist es gar nicht gut bestellt, hier ist noch einiges zu klären. „Der Standort Griechenland ist kein guter Name“, so der Chef der deutsch-griechischen Industrie- und Handelskammer, Michael Maillis.

Experten dämpfen die Erwartungen

Sonne und Griechenland – das klingt verlockend. Ernst Rauch, Leiter des Corporote Climate Centers ist mit erneuerbaren Energien bestens vertraut. Er vertritt den Konzern auch beim Desertec Projekt und hat so seine Bedenken. Und die kommen nicht von ungefähr. Er spielt dabei auf die enormen Kosten an. Praktische Überlegungen spielen ebenfalls eine Rolle. Griechenland selbst produziert keine Solaranlagen, was wiederum zu einer geringen Wertschöpfung führt. Die Kosten für den Netzausbau liegen in exorbitanten Höhen, da es gegenwärtig nur zwei Möglichkeiten gibt, Strom nach Westeuropa zu bringen. Bulgarien ist ein Weg mit sehr limitierter Kapazität, über Seekabel nach Italien die Alternative. Aber, so schwärmt Rauch weiter: Griechenland hat exzellente Standorte für Windkraft. Seiner Meinung nach gibt es in Griechenland Offshore-Leistung zu Onshore-Preisen. Und hier anzusetzen, macht Sinn.

Griechenland: Rahmenbedingungen unpässlich

Von Rebecca Harms, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament, sind warnende Worte zu vernehmen. Sie befürchtet, dass in der Euphorie einmal mehr aufs falsche Pferd gesetzt wird. „Bevor mittelfristig mit Projekten wie Helios auch der Export von Regenerativem Strom angesteuert werden kann, muss zuerst der Einstieg in eine griechische Strategie der Erneuerbaren Energien verwirklicht werden. Europäische Mittel sollten verfügbar gemacht werden für erneuerbare Erzeugungskapazitäten, für entsprechende Netzinfrastruktur und für die Verwirklichung von Effizienzzielen“, so Harms.

Bedenken kommen auch von EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Er wertet das Projekt als enorme Chance. Griechenland könne Wachstum schaffen, doch mit der jetzigen Infrastruktur kann Griechenland den massiven Stromfluss nicht bewerkstelligen.

Ausufernde Bürokratie als massiver Hemmschuh

Ohne Investoren aus dem Ausland geht rein gar nichts, doch diese verlangen nach verbindlicher Planungssicherheit, welche gegenwärtig partout nicht gegeben ist. Der überregulierter Arbeitsmarkt und die jahrzehntelange Misswirtschaft haben das Land geprägt, ohne Strukturreform ist keine Lösung der Problematik in Sicht Und das wiederum ist die größte Herausforderung für Griechenland selbst.

Bis diese Probleme gelöst sind wird es noch dauern und die deutsche Bundesregierung ist gut beraten, den fachkundigen Experten Gehör zu schenken. Die heimische Solarbranche wird es danken.

06.04.2012 ->Quelle