Klimaleugner allein zu Haus

Klima“skeptiker“ verlieren Sponsoren

Nach 20 Jahren beendet General Motors seine Unterstützung für den rechtsgerichteten, klima“skeptischen“ Thinktank Heartland Institute. Selbst der größte Autobauer der Welt kann auf ein „grünes“ Image nicht mehr verzichten. Von Verena Kern.

Heartland Institute? Auf der Homepage des Detroiter Autokonzerns General Motors (GM) [1] kann man lange suchen, einen Eintrag über das 20jährige Engagement der unternehmenseigenen Stiftung General Motors Foundation [2] für Heartland wird man nicht finden. An die große Glocke hat der Autobauer seine Spendentätigkeit zugunsten des rechtsgerichteten Thinktanks aus Chicago [3] nie gehängt. Diskret ist es zugegangen [4]. Jahr für Jahr flossen 15.000 US-Dollar von GM an Heartland. Nur 15.000 Dollar, muss man sagen, denn dem Institut werden im laufenden Jahr 7,7 Millionen Dollar – und damit gut 3 Millionen mehr als im vergangenen Jahr – zur Verfügung stehen [5], da ist die GM-Spende nur ein Klacks. Doch es geht nicht um Summen, es geht um Symbole. Die Nähe zu einer Organisation wie Heartland ist für GM zu einem Imageproblem geworden.

Tausende von Autobesitzern der Marke GM hatten in den USA über die Organisation „Forecast the Facts“ [6] mobil gemacht, um den Autobauer zur Aufgabe seines Heartland-Sponsorings zu bewegen. Dutzende ließen sich für die Kampagne vor ihren GM-Fahrzeugen ablichten, Motto: GM Owners Against Heartland [7]. GMs Entscheidung, sagt der Leiter der Kampagne, Daniel Souweine, sei ein „Sieg“ des Protestes. Die Botschaft sei klar: „Für Unternehmen ist es nicht mehr akzeptabel, das Leugnen des Klimawandels zu unterstützen.“ Auch Kert Davies von Greenpeace US begrüßte den Schritt des Automobilkonzerns. Damit sei ein weiteres Mal klar geworden, dass die „Missinformationen“ des Heartland Instituts über den Klimawandel nichts seien, womit ein Unternehmen etwas zu tun haben wolle. „It has become toxic„, so Davies – „Es ist Gift.“

General Motors ist der weltgrößte Automobilkonzern. 2008 verloren die Detroiter ihre Pole Position vorübergehend an Toyota, seit dem vergangenen Jahr stehen sie wieder an der Spitze, Toyota liegt hinter VW nur noch an dritter Stelle. Inzwischen, und das spielt dabei durchaus eine Rolle, investiert GM kräftig in sogenannte grüne Technologie und bietet das Hybridauto Chevy Volt an – nachdem das Unternehmen noch zehn Jahre zuvor die Entwicklung von Elektrofahrzeugen gestoppt hatte.

Bei einem Radiointerview Anfang März war GM-Chef Dan Akerson auf die Spenden für Heartland angesprochen [8] worden. Wie, lautete die Frage, passe dies zum Chevy Volt, der von General Motors mit Umweltschutz-Argumenten vermarktet werde. Akerson kündigte daraufhin an, das Sponsoring zu überprüfen. Nun bestätigte Unternehmenssprecher Dave Barthmuss das Ende des Heartland-Engagement.

Die Reaktion des Heartland Institutes erfolgte prompt – auf seiner Homepage prominent plaziert [9]. Und in gewohnt verschwörungstheoretischer Manier. „Wir bedauern den Verlust der Unterstützung“, so Joseph Bast, Präsident des Instituts, „vor allem“ weil die Entscheidung durch die „gefälschten Dokumente“ des Klimawissenschaftlers Peter Gleick veranlasst sei. Man bitte „noch einmal“ und „voller Respekt“ alle Gruppen wie Greenpeace, 350.org oder Huffington Post damit aufzuhören, „Wissenschaftler zu attackieren, die die Theorie vom menschengemachten Klimawandel anzweifeln“.

Tatsächlich hatte sich Peter Gleick [10] – nach eigenen Angaben frustriert von den Attacken der Klima“skeptiker“ – unter falschem Namen interne Dokumente von Heartland zuschicken lassen, aus denen hervorgeht, von wem der Thinktank Geld erhält und wen und was er damit unterstützt [11]. Nach der Veröffentlichung der Dokumente behauptete Heartland, eines der Dokumente sei gefälscht, andere möglicherweise manipuliert – und Gleicks Vorgehen diskreditiere die gesamte Klimawissenschaft.

Seither betreibt die Organisation eine rabiate Anti-Gleick-Kampagne unter dem Titel „FakeGate“[12]. Dazu gehört auch der Vertrieb von „FakeGate“-T-Shirts und -Kaffeebechern mit Gleicks steckbriefartigem Abbild zu 19,95 Dollar beziehungsweise 14,99 Dollar im hauseigenen Onlineshop, die gleich neben der „Obama’s Last Day Clock“ geordert werden können [13]. Unter der Rubik „Fun Staff“ [14] findet sich auch ein YouTube-Video mit einem Ausschnitt aus dem Film „Der Untergang“, mit Bruno Ganz als Hitler, der in den hinzugefügten englischen Untertiteln zum Heartland-Feind umgedeutet wird. Durch eines der internen Heartland-Dokumente war überhaupt erst bekannt geworden, dass General Motors den Thinktank unterstützt. Genauer gesagt: unterstützt hat.

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