Solarbranche als Kapitalvernichter

Watchlist der DSW
Solarbranche größte Kapitalvernichter

Conergy führt Liste an

Die Solarbranche trägt prominent bei zur diesjährigen Watchlist der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW), laut eigener Aussage „mit ca. 25.000 Mitgliedern der führende deutsche Verband für private Anleger“. Das Solarunternehmen Conergy führt die Liste der der 50 größten Kapitalvernichter an. Der Solaranlagenanbieter lag im vergangenen Jahr immerhin schon auf Platz sechs. Die Solon AG, die in der letzten DSW-Watchlist den Titel des größten Kapitalvernichters für sich beanspruchen konnte, ist mittlerweile insolvent. Ebenso wie QCells, der Drittplatzierte des vergangenen Jahres.

Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW, in der Pressekonferenz zur Vorlage der Watchlist: „Wer die Watchlist gerade in den letzten Jahren verfolgt hat, den konnte die dramatische Entwicklung, die die Solarbranche in den zurückliegenden Wochen und Monaten durchleiden musste, nicht überraschen. Die Zeichen standen schon länger auf Sturm. Da verwundert es nicht, dass mit der Phoenix Solar der höchste Neueinsteiger in der Liste ebenfalls aus dem Geschäft mit der Sonne stammt. Die AG, die sich selbst als ‚Photovoltaik Systemhaus: bezeichnet, liegt auf Rang 5.“

Die hohe Präsenz von Werten aus der Solarbranche zeige deutlich, dass Anleger sich dafür hüten sollten, bei Investitionsentscheidungen auf Trends statt auf genaue Analyse zu setzen. Gerade wenn es um eine Branche gehe, deren Geschäftsmodell am Subventionstropf der Regierung hänge, seit das keine gute Idee. Zur Ehrenrettung von Conergy könne immerhin gesagt werden, so Tüngler, dass die Gesellschaft bis zum Ausscheiden des Holzwerkstoffkonzerns Pfleiderer wegen Insolvenz lediglich auf dem zweiten Platz der Watchlist rangierte.

Auf Rang drei der Liste ist die Beteiligungsgesellschaft November AG (Medizin-, Bio- und Umwelttechnologien) gelandet. Den größten Sprung in der Watchlist machte die Baumarktkette Praktiker –  von Platz 50 auf 6. Tüngler: „Aus dem Rabattkönig der vergangenen Jahre ist ein Sanierungsfall geworden. Während Konkurrenten wie OBI oder Hornbach steigende Umsätze vorzeigen können, schockte Praktiker mit Nettoverlusten von 554 Millionen Euro. Jetzt sollen zusätzlich zu den Aktionären auch die Anleihegläubiger bluten.“

Mit dem Energieversorger RWE taucht erstmals einer der großen erfolgsverwöhnten Energieversorger in der Liste der 50 größten Kapitalvernichter auf. Hier wird sich zeigen, ob es das Management des Unternehmens es versteht, die Herausforderungen der Energiewende anzunehmen und eine strategische Antwort darauf zu finden. Da die RWE-Papiere im Jahr 2012 bereits eine respektable Aufholjagd hingelegt hätten, geht Tüngler „davon aus, dass der Auftritt in der Watchlist ein einmaliges Ereignis bleiben wird“. Mit RWE und der Commerzbank sind erneut zwei DAX-Werte in der Watchlist vertreten.

Die Liste, die in den 90er Jahren entstanden ist, war ursprünglichintern als Unterstützung für den DSW-Hauptversammlungssprecher gedacht. Sie sollte schnell erkennen lassen, bei welchen Gesellschaften die Kursentwicklung im Argen lag. Dass die DSW seit einigen Jahren die Negativliste öffentlich macht, hat nach eigener Auskunft „mit der Überzeugung zu tun, dass jeder Anleger das Recht auf unabhängige Informationen hat, die auf konkrete Risiken hinweisen. Bewusst beschränken wir uns dabei auf die über 360 im Prime Standard notierten Werte, da das die Gesellschaften sind, in die Privatanleger in der Regel ihr Geld investierten.“

Maximal kann sich das Minuskonto eines dieser Unternehmen auf 1000 Punkte summieren. Dieses Konto setzt sich zusammen aus dem Punktergebnis der betrachteten Zeiträume, also der Entwicklung über ein, drei und fünf Jahre. Die Entwicklung im 5-Jahres-Zeitraum wird am stärksten gewichtet. Die Gesellschaft mit der höchsten Kapitalvernichtung in dieser Zeit erhält einen Malus von 500 Punkten. Das 3-Jahres-Intervall bringt maximal minus 300 Punkte, die 1-Jahres-Performance kann mit einem Minus von höchstens 200 Punkten zu Buche schlagen. Kurzfristige Ausrutscher spielen daher für das Gesamtergebnis keine große Rolle. Dividenden und Sonderzahlungen bleiben bei der Betrachtung, die ein reiner Performancevergleich ist, außen vor. Unternehmen, die noch keine fünf Jahre am Markt sind, werden ebenso wenig berücksichtigt wie solche, die mittlerweile Insolvenz angemeldet haben. Es muss nicht unbedingt ein Verkaufssignal sein, wenn eine Gesellschaft auf der Liste auftaucht. Ein funktionierendes Geschäftsmodell vorausgesetzt, ist es manchmal sogar genau das Gegenteil. Aber es istlaut Tüngler „auf jeden Fall ein Warnsignal, das man als Aktionäre ernst nehmen sollte. Bei diesen 50 Gesellschaften lohnt es sich, genauer hinzusehen.“

->Quelle – hier geht es zur Liste: DSW-Watchlist 2012 – Die Liste