Türkei hält am Atomkurs fest

Türkei bleibt auf Atomkurs
Yildiz kündigt 23 AKWs bis 2023 an

Die Türkei ist offenbar nach wie vor fest entschlossen, Atromkraftwerke zu bauen. Wie der türkische Energieminister Taner Yildiz in der vergangenen Woche auf einem Panel mit dem Titel „The New Energy Corridor“ eines Regionalgipfels des Weltwirtschaftsforums in Istanbul erklärte, wolle das Land bis 2023 ganze 23 Anlagen bauen. Die verheerenden Ereignisse im japanischen Fukushima haben nach seiner Ansicht keinen Einfluss auf diese Entscheidung.

Auf der Welt gebe es mehr als 440 Kernkraftwerke, zitiert die türkische Nachrichtenagentur Anatolia Minister Yildiz. Und obschon sie gewisse Risiken bergen, würden sie auf der anderen Seite aber auch viele Möglichkeiten bereithalten. “Wir sind ein Land ohne Atomkraftwerk. Wir sind allerdings entschlossen Atomkraftwerke zu haben. Wir wollen unserem steigenden Energiebedarf durch die Errichtung von mindestens 23 Atomkraftwerken bis zum Jahr 2023 gerecht werden. Dies impliziert den Bau von Atomkraftwerken in drei Regionen der Türkei”, so Yildiz weiter (erst im vergangenen März riet der Greenpeace International Chef Kumi Naidoo, die Türkei sollte mehr auf Solar- und Windenergie setzen – mehr hier).

Mindestens die Hälfte aller Kernkraftwerke weltweit befände sich derzeit in drei Ländern. Konkret handle es sich um die Vereinigten Staaten, Frankreich und Japan, fasst der Minister zusammen. Seiner Ansicht nach bestehe ein Zusammenhang zwischen der Entwicklung eines Landes und seinen Kernkraftwerken. “Wir können beobachten, dass Unfälle wie in Fukushima, keinen [negativen] Einfluss auf Entscheidungen haben Kernkraftwerke zu betreiben”, so Taner Yildiz.

Pipeline zwischen Türkei und Nord-Irak

Im Rahmen des Forums kündigte der irakische Energieminister Ashti Hawrami außerdem an, dass eine Pipeline in die Türkei bereits in zwei Jahren fertiggestellt sei. “Wir sehen die Türkei als sehr großen Markt für Gas-Exporte”, so Hawrami, der hinzufügt, dass eine solche Pipeline eine Kapazität von mindestens 1,5 bis zwei Millionen Barrel benötige. In diesem Zusammenhang brachte der aserbaidschanische Energieminister Natiq Aliyev auch das Nabucco-Projekt zur Sprache. “Anfangs war Nabucco ein fünf bis sieben Milliarden Euro Projekt. Doch es wuchs zu einem 20 Millionen-Euro-Projekt an. Das ist nicht sinnvoll.” Gelegentlich wird Nabucco schon für tot erklärt. Danaben wir das ambitionierte Pipeline-Projekt Nabucco auch durch das Konkurrenz-Projekt der Türkei und Aserbeidschans, Tanap, herausgefordert. Um die Gaslieferung aus Russland zu umgehen, wetteifern Firmen um die beste Versorgungsroute. Zur Debatte steht nach wie vor eine kleinere Form des ursprünglichen Mammutprojekts, die “Nabucco-West”, die an die Tanap-Pipeline anschließen und das Gas aus Aserbaidschan in die Türkei leiten soll, um dann über den Balkan weiter nach Österreich zu führen. Ende Mai standen die Chancen hierfür bei 50:50. (das kleine Projekt würde gut 60 Prozent weniger kosten als das ursprüngliche Projekt – mehr hier).

Yildiz glaubt an weiter fallende Benzinpreise

Ebenfalls Thema auf dem Regionalgipfel waren die derzeitigen Benzinpreise. Einem Rückgang der Benzinpreise folgte schnell ein aktueller Rückgang der Benzinpreise, sagte Yildiz, am Rande des Forums. “Es hat einen Preisverfall von acht bis zehn Prozent bei Benzin gegeben. Ich glaube, die Benzinpreise werden in den nächsten Tagen weiter fallen.” Die Türkei, so erklärt er weiter, verfüge über einen automatischen Preismechanismus, unter dem eine Wertschwankung von mindestens drei Prozent in beide Richtungen, positiv oder negativ, sich auf die Endverbraucherpreise niederschlagen würden (bereits im letzten Sommer wurde Urlauber vor den hohen türkischen Benzinpreisen gewarnt – mehr hier).

Daneben stellte der türkische Energieminister auch Sparmaßnahmen in Aussicht: Rund 17 Millionen Straßenlaternen sollen bis 2015 durch LED-Lampen ersetzt werden. Das soll am Ende gut 75 Prozent der Stromkosten einsparen. Derzeit zahlt die Türkei eine riesige Stromrechnung von 650 Millionen Türkische Lira für ihre Straßenlaternen. Nach dem Wechsel sollen nur noch 150 Millionen anfallen. Die Kosten für das Projekt werden sich hingegen nur auf drei bis vier Millionen Lira belaufen und wird, so Yildiz, ohne jegliche Belastung der öffentlichen Haushalte finanziert werden. Derzeit stellen keine türkischen Unternehmen solche LED-Lampen her. Doch dies werde als Bedingung für das Projekt betrachtet. Auch eine Produktion ausländischer Unternehmen in der Türkei würde akzeptiert werden. 10.06.12
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