Braunkohle

Für 231 Jahre ausreichend

Braunkohle (früher auch Turff genannt) ist ein bräunlich-schwarzes, meist lockeres Sedimentgestein, das durch Druck und Luftabschluss (entweder hydrothermale Karbonisierung = industrietechnisches Verfahren oder Inkohlung = natürliches Verfahren) von organischen Substanzen entstanden ist. Braunkohle ist ein fossiler Brennstoff, der zur Energieerzeugung verwendet wird, wobei CO2 emittiert wird.

Rohbraunkohle besitzt etwa ein Drittel des Heizwertes von Steinkohle, was etwa 8 MJ oder 2,2 kWh pro kg entspricht. Aufbereitete (getrocknete) Braunkohle hat in etwa zwei Drittel des Werts von Steinkohle. Hauptentstehungszeit der Braunkohle ist in Deutschland das Tertiär, die erdgeschichtliche Zeit vor etwa 65 bis 2 Millionen Jahren. Die Kohle in der Lausitz und im Rheinland entstand im Miozän vor 5 bis 25 Millionen Jahren, diejenige um Helmstedt und Leipzig vor 50 bis 60 Millionen Jahren. Da Braunkohle meist noch nicht die komplette Inkohlungsreihe durchlaufen hat, unterscheidet sie sich qualitativ von der Steinkohle; zum Beispiel durch einen höheren Schwefelgehalt und eine grobere, lockerere und porösere Grundmasse.

Bei asche- und wasserfreier Kohle kann von Braunkohle gesprochen werden, wenn der Kohlenstoffgehalt zwischen 58 und 73 %, der Sauerstoffanteil zwischen 21 und 36 % und der Wasserstoffanteil zwischen 4,5 und 8,5 % beträgt.Neben geringen Anteilen diverser Spurenelemente kann der Schwefelgehalt von Braunkohle bis zu 3 % betragen. Die mitteldeutsche und Helmstedter Braunkohle ist besonders schwefelreich. Rohbraunkohle besteht etwa aus 55 % Wasser, 5 % (2…20 %) nichtbrennbaren Bestandteilen und 40 % Kohle.

Die weltweit zu gegenwärtigen Preisen förderfähigen Reserven wurden im Jahre 2006 von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) auf 283,2 Milliarden Tonnen Braunkohle geschätzt. Davon entfielen 32,3 Prozent (91,6 Milliarden Tonnen) auf Russland, 14,4 Prozent (40,8 Milliarden Tonnen) auf Deutschland und 13,3 Prozent (37,7 Milliarden Tonnen) auf Australien. Bei gleich bleibender Förderung (966,8 Millionen Tonnen im Jahre 2006) könnte der Bedarf noch für etwa 293 Jahre gedeckt werden.

In Deutschland würden die Vorräte, die nach Angaben der BGR zu gegenwärtigen Preisen und mit dem Stand der heutigen Technologie gewinnbar sind, bei konstanter Förderung (176,3 Millionen Tonnen im Jahre 2006) noch für 231 Jahre ausreichen. Die Braunkohleressourcen betrugen 2006 in Deutschland 35,2 Milliarden Tonnen. Als Ressourcen wird die nachgewiesene Menge der Rohstoffe definiert, die derzeit technisch und/oder wirtschaftlich nicht gewonnen werden kann, sowie die nicht nachgewiesene, aber geologisch mögliche, zukünftig gewinnbare Menge einer Rohstoff-Lagerstätte.

Weltweit wurden 2006 etwa 966,8 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Deutschland (18,2 Prozent), die Volksrepublik China (10,3 Prozent), die Vereinigten Staaten (7,9 Prozent), Russland (7,7 Prozent), und Australien (7,2 Prozent) fördern davon etwa die Hälfte. Weitere große Abbaugebiete von Braunkohle in Europa befinden sich in Griechenland, Polen und Tschechien.

In Deutschland gibt es drei große Braunkohle-Reviere: das Rheinische Braunkohlenrevier in der Niederrheinischen Bucht, das Mitteldeutsche Braunkohlenrevier (siehe auch: Mitteldeutsche Straße der Braunkohle) und das Lausitzer Revier. Daneben existieren noch kleinere Förderstätten im Helmstedter Braunkohlerevier.

Mittlerweile emittieren zumindest europäische Braunkohlenkraftwere im Wesentlichen nur Kohlendioxid und Wasserdampf. Flugasche wird in Elektrofiltern abgetrennt und bei der Rauchgasentschwefelung in den Braunkohlekraftwerken fallen als Nebenprodukt lediglich große Mengen an Gips an, der vor allem von der Bauindustrie weiter verwendet wird. Vor etwa 1990 war das unter anderem in der DDR und in Tschechien nicht der Fall. Staubfilterung und Entschwefelung waren unzureichend, der durch Schwefeldioxid-Emissionen entstehende Saure Regen führte zu großen Umweltschäden (u.a. Absterben der Tannen im Osterzgebirge, Schädigung einer Vielzahl anderer Baum- und Pflanzenarten). Staub und Schwefelverbindungen führten großflächig zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Geruchsbelästigungen. Betroffen war unter anderem der Raum Halle/Leipzig sowie das Abbaugebiet Most/Chomutov einschließlich des Osterzgebirges.

Unter anderem Heizwerke und Kleinfeuerstätten ostdeutscher Siedlungen, Städte und Ballungsgebiete wurden vor 1990 mehrheitlich mit Braunkohlenbriketts oder Rohbraunkohle befeuert. Das führte bei Smog-Wetterlagen zu gesundheitsrelevanten Schadstoffkonzentrationen, insbesondere in Tallagen wie dem Raum Dresden oder Jena.

Bei der Verfeuerung von Braunkohle entsteht aus dem im Brennstoff gespeicherten Kohlenstoff klimaveränderndes Kohlenstoffdioxid, das von Braunkohlekraftwerken  bei der Verbrennung in die Atmosphäre abgegeben wird und prinzipbedingt nicht verhindert werden, sondern vorerst nur durch einen besseren Wirkungsgrad der Kraftwerke und dadurch geringeren Kohleverbrauch reduziert werden kann. Dennoch liegt der Kohlendioxid-Ausstoß von Braunkohlekraftwerken mit 980-1230 g CO2/kWh brennstoffbedingt deutlich höher als bei anderen fossil befeuerten Kraftwerken. So stoßen moderne Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke mit 410-430 g CO2/kWh z.B. nur rund ein Drittel des Kohlendioxids von Braunkohlekraftwerken aus.

Die vorgeschlagene und projektierte Abscheidung des CO2 (CCS – Carbon Capture and Storage) in „kohlenstoffdioxidfreien“ Kraftwerken ist mit technischem, energetischem und finanziellem Aufwand verbunden, was den Wirkungsgrad verringert und somit den Kohleverbrauch erhöht, und damit den Strom verteuert. Im brandenburgischen Schwarze Pumpe hat der Energiekonzern Vattenfall 2008 eine Versuchsanlage zur Kohlendioxidabtrennung errichtet. Ursprüngliche Pläne, das so abgeschiedene Kohlendioxid unterirdisch zu speichern, wurden wegen des Widerstandes in der Bevölkerung und „mangelndem Willen“ zur Umsetzung seitens der deutschen Politik wieder aufgegeben. Die CCS-Technologie ist auch deshalb umstritten, weil der sichere Verbleib des CO2 nicht endgültig geklärt werden kann.
->Quelle: Wikipedia