Wuppertal-Institut: Low Carbon City-Studie

Low Carbon City Wuppertal 2050 – Sondierungsstudie zu Strategien einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung in einer schrumpfenden Großstadt

Abschlussbericht mit den  Ergebnissen des Projektes „Zukunftsfähige Stadtentwicklung: Low Carbon City Wuppertal 2050“, das vom Wuppertal Institut 2010 und 2011 bearbeitet wurde. Die Großstadt Wuppertal erfährt einen sozio-ökonomischen Strukturwandel mit stark zurück  gehenden Einwohner- und Arbeitsplatzzahlen. Die absehbare Entwicklung lässt eine weiter anhaltende Schrumpfung erwarten. Vor diesem Hintergrund  untersucht die Studie, welche Maßnahmen welcher Akteure geeignet sind, zur zukunftsfähigen Stadtentwicklung beizutragen.

Leitidee ist die Hypothese, dass die Anforderungen von Klimawandel und Ressourcenverknappung zu strukturellen Veränderungen in bisher kaum vorstellbaren Größenordungen führen müssen. Die Stadt ist eine wichtige Handlungsebene für die Gestaltung dieser Veränderungen.

Ziel der explorativen Sondierungsstudie ist es, exemplarisch für das schrumpfende Wuppertal mit dem Ansatz eines Backcastingszenarios in Grundzügen Strategien und Maßnahmen für eine langfristige zukunftsfähige Stadtentwicklung in den Themen Energie (Raumwärmebedarf von Wohngebäuden), Verkehr (Städtischer Personenverkehr) und Stoffstrommanagement (Urban Mining im Hochbau) zu entwickeln und Hinweise für die zukünftige städtebauliche Entwicklung zu geben. Als methodische Innovation werden quantitative Modellrechnungen mit der qualitativen Diskussion geeigneter Maßnahmen und Instrumente verknüpft. Dabei werden die umweltpolitischen Basisstrategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz systematisch für die langfristige Stadtentwicklung am konkreten Fall Wuppertal dargestellt. Als inhaltliche Innovationsimpulse sollen aus dem Projekt neuartige Maßnahmen und Instrumente entwickelt werden, die zeigen, wie die langfristig notwendigen massiven Mengeneffekte zur Verringerung der städtischen Treibhausgasemissionen sowie ambitionierte Ressourcenschutzziele erreicht werden können. Damit bezieht sich das Projekt insbesondere auf die Phase „Visionsentwicklung“ im Transitionzyklus.

Stadtportrait Wuppertal 2010 Grundlage für nachfolgende thematischen Analysen

Vor diesem Hintergrund  schlägt die Studie des Wuppertal-Instituts (Foto, re.) ein städtebauliches Leitbild für Wuppertal als eine schrumpfende Stadt vor. Städtebauliche Leitbilder haben eine Orientierungsfunktion und dienen der strategischen Steuerung der Stadtentwicklung. In Wuppertal sollten zur planerischen Gestaltung der Schrumpfungsprozesse und orientiert am Prinzip einer „Stadt der kurzen Wege“ aktiv städtebauliche Vorranggebiete definiert und damit auch Rückbaugebiete akzeptiert werden.

Dann werden Grundzüge einer klimaorientierten Flächenpolitik für Wuppertal skizziert und wesentliche Instrumente für die Umsetzung: sowohl in der Organisation des politischen und adminstrativen Handelns als auch bei der materiellen Gestaltung der Flächennutzung benannt. Die Stadt der kurzen Wege dient dem Klimaschutz durch eine Minderung der städtischen Treibhausgasemissionen. Freiraumschutz und Grünflächenentwicklung tragen dazu bei, die Klimawandelphänomene Hitze und Hochwasser zu mindern und die Anpassung der Stadt an den Klimawandel zu erleichtern.

Personennahverkehr, Raumwärme, Ressourcenschutz durch Urban Mining

Schließlich behandelt die Studie den städtischen Personenverkehr in Wuppertal. Dafür werden lokale Handlungsansätze zur Minderung seiner Treibhausgasemissionen aufgezeigt. In einem Policyszenario werden ausgewählte kommunale Instrumente vertiefend diskutiert: Bürgerticket, Pedelec-Verleihsystem, Umzugsmanagement, ein flächendeckendes Tempo-30 im Stadtverkehr sowie eine flankierende Bewusstseinsbildung. Mit plausiblen Annahmen wird, der mögliche Klimaschutzbeitrag dieser Maßnahmen quantitativ abgeschätzt und mit einem Referenzszenario Wuppertal 2050 verglichen.

Ein weiteres ist das Thema Raumwärme in Wohngebäuden in Wuppertal. Nach der Beschreibung der Ausgangssituation schätzen drei Szenarien für Wuppertal mögliche Entwicklungen bis 2050 ab: ein Referenzszenario und zwei Zielszenarien mit 80% bzw. 95% CO2-Emissionsminderung bis 2050 (gegenüber 1990). In den Szenarien werden die Neubau-, Abriss- und Sanierungsraten, die energetischen Standards sowie der Anteil der Energieversorgung aus regenerativen Energiequellen betrachtet. Für die Umsetzung der Zielszenarien werden Maßnahmen benannt.

Im Themenfeld Ressourcenschutz durch Urban Mining wird ein EDV-gestütztes Informationssystem in seinen Grundzügen entwickelt, das auf der Basis verfügbarer Datenquellen die Lagerstätten und Stoffflüsse für Baumineralien aus dem Hochbau erfasst. Das Informationssystem wird exemplarisch mit Daten der Stadt Wuppertal gefüllt. Damit wird in einer Ersteinschätzung die Menge und Struktur der Stoffströme abgeschätzt, die aus den im sechsten Kapitel entwickelten Szenarien zur energetischen Sanierung bis 2050 in Wuppertal freigesetzt würden. Abschließend werden Überlegungen zur Weiterentwicklung des Modells angestellt. Und schließlich das letzte Kapitel formuliert auf der Grundlage der vorangegangenen Einzelbetrachtungen Perspektiven für Wuppertal als schrumpfende Stadt und argumentiert dafür, die Chancen der Schrumpfung zu nutzen, dabei positive Wechselwirkungen zwischen den Teilstrategien zu erschließen und die Übergänge Wuppertals zu einer weitgehend klimaneutralen Stadt als langfristige Transitionstrategie aktiv zu gestalten.
->Quelle :  wupperinst.orgStudie LowCarbonCity Wuppertal 2050 – Fotos: Wuppertal-Institut, Wikipedia