Netzausbau kommt schneller voran

Investitionsdelle ausbügeln

Während das EEG für einen Investitions- und Innovationsschub auf dem Stromerzeugungsmarkt sorgte, sanken die Investitionen in die Netze hingegen nach der Liberalisierung deutlich. Laut dem Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt vom November 2012 erreichten die Netzinvestitionen von Stromversorgern und Übertragungsnetzbetreibern zuletzt zwischen 3,6 und 3,8 Milliarden Euro pro Jahr. Sie liegen damit erst seit wenigen Jahren wieder auf dem vor der Liberalisierung registrierten Niveau. „Neben dem erfreulichen Wachstum der Erneuerbaren Energien sind es vor allem die jahrelangen Versäumnisse bei den Netzinvestitionen, die den aktuellen Handlungsdruck zur Modernisierung der Netze verursacht haben“, erklärt Vohrer. „Die Investitionsdelle der Vergangenheit muss mit der Energiewende jetzt ausgebügelt werden.“ Volkswirtschaftlich habe dieser Nachholbedarf aber auch seine positive Seite, so Vohrer. „Man hat jetzt die Chance, den Umbau gleich richtig zu machen. Das Netz muss für ein System mit vielen Erneuerbaren Energien und immer weniger Großkraftwerken optimiert werden. Das hätte man vor zehn Jahren noch nicht in dieser Form absehen können“, ist sich Vohrer sicher.

Systemtransformation einleiten

Auch die Realisierung des europäischen Binnenmarkts mit einem verstärkten internationalen Stromhandel ist ein wesentlicher Grund für den aktuellen Netzausbaubedarf. „Die Kostenschätzungen für den Umbau der Netze in Höhe von maximal zwei Milliarden Euro pro Jahr sind angesichts der ohnehin anfallenden Investitionen überschaubar“, so Vohrer. Anreize für den Netzausbau sind vorhanden. Die Betreiber von Stromnetzen können ab Januar 2014 einen Eigenkapitalzinssatz für Neuanlagen von 9,05 Prozent kalkulieren; für Altanlagen sind es 7,14 Prozent. Auf den Bereich Netzentgelte, Messung und Abrechnung entfallen mit schätzungsweise 6,5 Cent pro Kilowattstunde (Ct/kWh) aktuell knapp 23 Prozent des Haushaltsstrompreises.

Für den Ausbau der Produktionskapazitäten an Erneuerbaren Energien wie auch für den Umbau der Stromnetze gilt: Der durch die Energiewende bedingte Aufwand ist kleiner als er scheint. „Grundbedingung für die Beurteilung der Energiewende ist, dass nicht mit zweierlei Maß gemessen wird. Das heißt, dass die wahren Kosten der konventionellen Stromproduktion, die sich in den Marktpreisen nicht abbilden, einkalkuliert werden müssen“, verlangt Vohrer und verweist auf eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, wonach die nicht in den Strompreisen abgebildete Belastung konventioneller Energieträger etwa durch Umweltfolgekosten bei rund 10 Ct/kWh Strom liegt.
->Quelle(n): www.unendlich-viel-energie.de; unternehmen-heute.de; nrw.de