6,24 Cent EEG-Umlage ab 2014

0,963 Cent mehr für die Kilowattstunde Strom

Die von den Stromkunden zu zahlende EEG-Umlage wird im kommenden Jahr um 0,963 Cent auf 6,240 Ct/kWh steigen. Ausnahmen gibt es allerdings für 2.400 Großverbraucher – 37 % mehr als 2013. Privathaushalte mit einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 3.500 kWh pro Jahr trifft die Anhebung mit jährlich knapp 40 Euro. Die Netzbetreiber 50Hertz Transmission, Amprion, Tennet TSO und TransnetBW errechnen die Veränderung der Umlage jedes Jahr neu. Eigentlich wurde erwartet, dass die EEG-Umlage stärker ansteigen würde – bis zu 6,5 Cent. Aber im September gab es relativ wenig Grünstrom. Deshalb fiel die Erhöhung bescheidener aus.

Nur 0,08 Ct/kWh gehen auf PV-Ausbau

Laut Branchenverband BSW-Solar ist der Anstieg der EEG-Umlage zu rund 70 % durch Börseneffekte und Industrie-Privilegien verursacht. Der Anteil neuer Solaranlagen liege nur noch bei 0,08 Ct/kWh. DerBSW fordert daher die EVU auf, die sinkenden Börsenstrompreise an die Verbraucher weiterzugeben: Die Stromtarife dürften durch den im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geförderten Ausbau der Solarstromnutzung und anderer Erneuerbarer Energien „im nächsten Jahr nicht mehr nennenswert steigen“. Denn der Ausbau der Erneuerbaren mache nur noch 0,15 Cent bzw. rund 15 Prozent am Anstieg der EEG-Umlage aus. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums hätten sich die durch neue Solarstromanlagen entstehenden Kosten seit 2010 um rund 85 % reduziert.

Altmaier: Länder sollen bei Reform des EEG mitwirken

Bundesumweltminister Peter Altmaier erklärte dazu: „Der erneute Anstieg der EEG-Umlage hätte verhindert werden können, wenn Bund und Länder sich rechtzeitig auf die Einführung einer Strompreisbremse geeinigt hätten. Das Tempo, in dem die EEG-Umlage in den letzten Jahren gestiegen ist, ist nicht hinnehmbar.“ Dass die Steigerung im nächsten Jahr nur noch halb so hoch ausfalle wie 2013, liege einerseits an der „erfolgreichen Neuregelung der Photovoltaikförderung im Jahr 2012“, andererseits an Witterungsbedingungen (zehn Prozent weniger Windstromproduktion). Eine grundlegende Reform des EEG gehöre zu den wichtigsten Aufgaben jeder neuen Bundesregierung.

Nötig seien, so Altmaier:

  • „Eine stärker marktwirtschaftlich orientierte, neugestaltete Förderpraxis,
  • ein nationales Ausbaukonzept, das für alle 16 Bundesländer verbindlich ist und
  • eine Neuordnung des Strommarktes, die Überkapazitäten im Strommarkt abbaut und den Ausstoß von CO2 deutlich senkt“.

Warum steigt die Umlage trotz sinkender Börsen-Strompreise? Der Strompreis an der Börse richtet sich nach den variablen Kosten der Betreiber von Kraftwerken – in erster Linie Ausgaben für Brennstoffe (Kohle, Öl. Gas). Bei Wind- und Solarstrom fallen jedoch keine Brennstoffkosten an, weshalb dieser Anteil an Kosten praktisch bei null liegt. Je mehr erneuerbare Energien in den Börsen-Energiemix einfließen, desto stärker sinkt der Preis. Der grüne Strom macht nun allerdings den Börsenpreis zwar billiger, doch der Strompreis insgesamt steigt. Das liegt an der EEG-Umlage: Ihre Höhe errechnet sich aus der Differenz zwischen der festgesetzten Einspeisevergütung und dem Börsenpreis. Sie ist die Basis, aus der die Umlage berechnet wird. Die Kosten, die durch diese Vergütung entstehen, berechnen sich zum einen aus der Menge des produzierten Ökostroms, die mit der Differenz aus dem für die einzelnen Energieformen unterschiedlichen Festpreis und dem Börsenpreis multipliziert wird. Diese Kosten werden dann noch einmal gegen Effekte aufgerechnet, die aus zahlreichen Ausnahmeregeln (wie für die energieintensiven Firmen) entstehen, z.B. Einnahmen aus dem Direktverkauf von Strom oder durch vermiedene Netzentgelte. Erst aus dieser Rechnung ergeben sich die eigentlichen Differenzkosten. die sich dann als EEG-Umlage im Endkundenpreis wiederfinden. Sinkt nun der Börsenpreis, dann erhöht sich die Umlage. Nach Claudia Kemfert: „Kampf um Strom“

Wie setzt sich die Steigerung der EEG-Umlage 2014 zusammen?

Eine Analyse der Beratungsfirma Energy Brainpool im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion erkennt drei wesentliche Ursachen für den Anstieg:

  • Zu 52 % lässt sich der Anstieg auf den Preisverfall an der Strombörse zurückführen.
  • Zu 25% tragen Letztverbrauchsmengen, für welche Unternehmen die besondere Ausgleichsregelung (BesAR) in Anspruch nehmen, zum Anstieg bei.
  • Zu 13 % ist der weitere Ausbau von EEG-Anlagen mit verantwortlich für den Anstieg.

Die restlichen 10 % seien  bedingt durch sonstige Effekte wie z. B. Kosten für den Profilservice, Kosten der Börsenzulassung und Handelsanbindung sowie der EEG-Bonus für die Übertragungsnetzbetreiber als Anreiz zur bestmöglichen Vermarktung.

2013 nannte Energy Brainpool diese Komponenten der EEG-Umlage:

  • Besondere Ausgleichsregelung (27,5 %)
  • Kernumlage (24,3 %)
  • Rückgang des Strompreises (22,8 %)
  • Einmaliger Nachholeffekt aus 2012 (20,8 %)
  • Managementprämie (3,1 %)
  • Liquiditätsreserve und Zinsen (1,6 %)

Zusammensetzung des Strompreises 2013 laut BDEW (PDF, S.6) – durchschnittlich 28,73 Cent je Kilowattstunde, davon:

  • 14,32 Cent für Erzeugung, Transport, Vertrieb
  • 5,277 Cent Ökostrom-Umlage
  • 4,59 Cent Mehrwertsteuer
  • 2,05 Cent Stromsteuer
  • 1,79 Cent Konzessionsabgabe
  • 0,329 Cent Umlage für Netzentgelt-Rabatte der Industrie
  • 0,250 Cent Haftungsumlage für Offshore-Windparks
  • 0,126 Cent Kraft-Wärme-Kopplungsaufschlag.

->Quelle(n): tagesschau.de; solarwirtschaft.de; Claudia Kemfert: „Kampf um Strom„, Hamburg 2013, S 70f.; energybrainpool.com; bdew.de