Atomkraft ohne Zukunft

DIW: „Technisch und ökonomisch“

Der Atomausstieg ist nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) sowohl aus technischen als auch aus ökonomischen Gründen sinnvoll und sollte wie geplant bis Ende 2022 vollzogen werden. Das geht aus einer aktuellen Analyse im Wochenbericht des DIW Berlin hervor. „Die Atomkraft entzieht sich jeglicher ökonomischen Rationalität“, sagte Forschungsdirektor Christian von Hirschhausen. „Noch nie konnte auf der Welt ein Atomkraftwerk wirtschaftlich betrieben werden, wenn man die Risiken für Mensch und Umwelt, Kosten für einen späteren Rückbau und die Endlagerung sowie die notwendigen Ausgaben für Infrastruktur, Forschung und Entwicklung miteinbezieht.“ Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am DIW Berlin, hält der EU-Kommission zugleich eine massive Unterschätzung der Kosten der Atomkraft in ihren Szenario-Analysen vor.

Atomausstieg in Deutschland sinnvoll und machbar – Atomkraftwerk Grafenrheinfeld kann wie geplant Ende 2015 schließen

Als sicherste und kostengünstigste Variante erscheine daher der Ausstieg aus der Atomkraft. „Deutschland kann unbeirrt an seinem Atomausstieg festhalten, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Das gilt auch für die Abschaltung des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld im Jahr 2015“, so von Hirschhausen. Vordringlich ist den DIW-Forschern zufolge die Suche nach einem geeigneten Endlager für radioaktive Abfälle.

Versorgungssicherheit auch nach Atomausstieg gewährleistet

Aus energiewirtschaftlicher Perspektive sei der Atomausstieg unproblematisch: Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei Mitte der 2020er Jahre auch ohne Atomkraftwerke gewährleistet. Das legen Forschungsergebnisse des DIW Berlin aus dem vergangenen Jahr nahe, denen zufolge die Stromnachfrage auch nach dem Ausstieg aus der Kernenergie an allen Orten und auch zu Spitzenlastzeiten bedient werden könne, sofern verfügbare Optionen wie Lastmanagement oder Kapazitätsverträge mit dem Ausland genutzt würden. Die Berechnungen ergaben, dass bei einer Fortschreibung der derzeitig praktizierten Reservekraftwerksverordnung bis Mitte der 2020er Jahre eine ausgeglichene Leistungsbilanz im deutschen Stromsystem herrscht, die durch mögliche Handelsströme aus dem Ausland weiter entlastet wird.

„In Deutschland sind in den vergangenen Jahren Kraftwerkskapazitäten in einer Größenordnung ans Netz gegangen, die die gesamte Atomkraftkapazität übersteigen – eine Versorgungslücke ist also nicht zu befürchten,“ so das DIW in einer Mitteilung. Dafür sprächen auch die Rekordexporte im vergangenen Jahr. Auch Netzengpässe stellten keine Belastung für das Stromsystem dar, das deutsche Stromnetz sei gut ausgebaut und sicher. Für den Atomausstieg spreche zudem, dass Atomkraftwerke in ihrem Betrieb sehr unflexibel seien und somit nicht zur Flexibilität eines auf erneuerbaren Energien basierenden Systems beitrügen.
Folgt: Kemfert: EU-Kommission unterschätzt Kosten der Atomkraft massiv – weltweiter Anteil des Atomstroms sinkt