Ostafrikas Gletscher schrumpfen

Klimawandel als Ursache umstritten

Dass das Eis der Arktis schwindet, bestreitet niemand mehr. Aber auch der weltberühmte Schnee auf dem Kilimandscharo ist vom Aussterben bedroht. Die Eskappen auf dem Kilimandscharo, dem Mount Kenia und dem Ruwenzori-Gebirge werden jedes Jahr dünner. Nach Ansicht von Experten werden sie bald ganz verschwunden sein. Ursache: Der Klimawandel, sagen die Fachleute, aber nicht alle. Ganze Ökosysteme sind von den Gletschern Ostafrikas abhängig – und viele Menschen. Solarify stellt die Fakten zusammen.

Kilimandscharo – Tourismus-Attraktion verschwindet

1880 wurde die Eisfläche auf dem Kilimandscharo auf etwa 20 km2 geschätzt. Im Jahre 1912 waren davon noch ca. 11,4 km2 übrig, die bis 2011 auf 1,76 km2 zurück gegangen waren, ein Verlust von rund 85 %. Der Gletscherschwund hat sich im Laufe der Zeit relativ gesehen sichtlich beschleunigt. War die Eisfläche zwischen 1912 und 1953 um 1 % pro Jahr zurückgegangen, 1953-1989 um 1,4 % und zwischen 1989 und 2007 um 2,5 % – so ist die Fläche des kleineren Furtwängler-Gletschers von 2000 bis 2007 um 5 % jährlich geschrumpft. Auch die Eisdicke nahm in jüngster Zeit dramatisch ab: Von 2000 bis 2007 im Nördlichen Eisfeld um 1,9 m, im Südlichen Eisfeld um 5,1 m und die des Furtwängler-Gletschers um 3 m. Dabei zeigen die oberen 65 cm deutliche Spuren von Schmelzprozessen und Gefrieren. Insgesamt nahm das Volumen des Kilimandscharo-Eises etwa je zur Hälfte sowohl durch den seitlichen Rückzug wie durch die Verringerung der Mächtigkeit ab.

Der amerikanische Gletscherforscher Lonnie Thompson von der Ohio State University (“symbols of changing climate in Africa” – Symbole des Klimawandels in Afrika) hält es für möglich, dass das Eis unter gegenwärtigen Bedingungen in ein oder zwei Jahrzehnten gänzlich verschwunden ist. Für ihn ist der entscheidende Faktor wie bei den anderen tropischen Gletschern eindeutig der Klimawandel. Ebenso für Keith Alverson vom  Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP): „Die Schneegebiete werden von Jahr zu Jahr kleiner. Es ist möglich, dass sie ganz verschwinden“. Der österreichische Gletscherexperte Georg Kaser von der Universität Innsbruck sieht dagegen eine Sonderstellung der Kilimandscharo-Gletscher, deren Rückgang in seinen Augen nicht durch die Temperaturzunahme erklärt werden kann.

„Die Prozesse“, so Kaser, „die den Eisverlust auf dem Kilimandscharo verursachen, sind weitgehend unabhängig von der Temperatur und somit von der globalen Erwärmung.“Die Lufttemperaturen blieb en ständig unter Null und schwankten zwischen -3 bis -2 °C mittags bis -9 °C kurz vor Sonnenaufgang. Wenn die Eiskanten im Schatten lägen, würden gar -7 bis -15 °C erreicht. Schmelzvorgänge seien damit so gut wie ausgeschlossen. Eine Eisabnahme sei nur durch Sublimation infolge direkter Sonneneinstrahlung möglich. Ein indirekter Zusammenhang mit der globalen Erwärmung sei dennoch denkbar, so Kaser, da die Niederschläge über dem Kilimandscharo wie über ganz Ostafrika einen Zusammenhang mit den Meeresoberflächentemperaturen des Indischen Ozeans zeigten.