Harnack-Haus in neuem Glanz

Berliner MPG-Tagungsstätte saniert

Die Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem steht nach umfangreicher Sanierung wieder zur Verfügung. Zur Eröffnung am 22.10.2014 hielt Nobelpreisträger Eric Kandel die erste Harnack-Lecture, zu der künftig jährlich international renommierte Wissenschaftler eingeladen werden.

Als das Harnack-Haus in Berlin-Dahlem nach zweijähriger Renovierung feierlich wiedereröffnet wurde, trat ein Mann ans Rednerpult, der für seine exzellente Forschung wie für seine Biografie weltweit bekannt war: der Amerikaner Eric Kandel. Der Nobelpreisträger entschlüsselte die molekularbiologischen Grundlagen der Gedächtnisbildung und konnte den Nachweis erbringen, dass Nervenzellen lernfähig sind. Dies bedeutet, dass das Gehirn traumatische Erfahrungen durch positive Erlebnisse „überschreiben“ kann.

Hierfür steht er mit seiner eigenen Biografie ein. 1929 in Wien geboren, floh er als Kind vor den Nationalsozialisten in die USA. Dort machte er Karriere und verband die Erkenntnisse der Neurowissenschaften und Psychiatrie mit der Psychoanalyse. Sein Vortrag drehte sich um die Auseinandersetzung mit seiner früheren Heimat, er untersuchte den Einfluss von Kunst und Geist am Beispiel der Wiener Kunst um 1900.

Die Einladung fügte sich in die Tradition des Hauses als internationales Clubhaus ein. Eingerichtet wurde es 1929 von Adolf von Harnack, Gründungspräsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, aus der 1948 die MPG hervorging. Harnack, der die heutige Tagungsstätte als „Ort der Freundschaft“ sah, traf mit dem Aufbau des Gästehauses 1929 den Nerv der Politik, denn das Netzwerk der Forschung half, Deutschland nach dem verlorenen Weltkrieg wieder in die Staatengemeinschaft zu integrieren. Das Haus entwickelte sich zudem zum Treffpunkt von Politikern, Intellektuellen und Künstlern. Während der NS-Zeit gingen hochrangige Nationalsozialisten und regimetreue Forscher hier ebenso ein und aus wie Mitglieder des Widerstands. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges nutzten die US-Offiziere den Bau als Clubhaus. Diese wechselvolle Geschichte lässt sich nun anhand eines neuen Leit- und Ausstellungssystems nachvollziehen, das die Fördernden Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft mit ihren Spenden des Jahres 2013 finanziert haben.

Kandel war der erste Redner der neuen Harnack-Lectures, die an diese Tradition anknüpften: Als jährlicher Höhepunkt wird ein international renommierter Wissenschaftler auf Einladung des Präsidenten diese Ehrenvorlesung halten. Die MPG will damit an den Theologen Adolf von Harnack erinnern, der mit seinem Wirken für Internationalität, Exzellenz und Weltoffenheit steht.

„Mit dem Harnack-Haus besitzt die Max-Planck-Gesellschaft einen zentralen Identifikationsort und eine Stätte des wissenschaftlichen Austausches in Berlin“, sagte Präsident Martin Stratmann. Durch die umfassende Renovierung verbindet die einst von Carl Sattler gebaute Villa nun Tradition mit moderner Eleganz und bestem Tagungsservice.

Passgenau für die Institute

Die Renovierung wurde aus den privaten Mitteln der Max-Planck-Gesellschaft finanziert und war nur durch großzügige Spenden möglich. So stellte die Hermann-Neuhaus-Stiftung eine Spende in Höhe von fünf Millionen Euro bereit, dank welcher der Hörsaal wiederhergestellt werden konnte. Damit kann nun jener Ort, an dem einst Nobelpreisträger wie Max von Laue oder Max Planck über ihre Forschung diskutierten, wieder für den wissenschaftlichen Austausch genutzt werden. Benannt ist der Saal nun nach Otto Hahn, dem ersten Präsidenten der MPG. Der Otto-Hahn-Hörsaal erweitert mit 237 Zuhörern Platz die Tagungsmöglichkeiten im Harnack-Haus.

Mit Abschluss der Sanierung verfügt die MPG nun – neben Schloss Ringberg am Tegernsee – wieder über ihren zweiten Tagungsort. Das Konzept ist so ausgerichtet, dass man den Instituten besonders gute Konditionen bieten kann, die Nutzung also auch für weiter angereiste Gäste attraktiv wird. Zudem gibt es die Möglichkeit, dass Institutsveranstaltungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs und zur internationalen Begegnung über die Schloeßmann-Stiftung mit bis zu 60 Prozent der Kosten gefördert werden. -ARE/JE-
->Quelle: mpg.de