Wie sauber ist die Berliner Luft?

Gute Nachricht: Grünflächen dämpfen

Eine gute Nachricht für Radfahrer ist, dass die vielen Grünflächen in Berlin sowohl hohe Feinstaub- als auch Ozonbelastungen merklich dämpfen. Feinstaub ist eine Art Cocktail aus verschiedenen Stoffen wie Ruß, Mineralstaub, Pollen, Bakterien, Nitraten und schwefelhaltigen Stoffen. Die kleinsten Teilchen können ungehindert in den menschlichen Körper, in Atemwege, Lunge und Blutbahn gelangen und dort großen Schaden anrichten: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Feinstaub als krebserregend ein. In der Europäischen Union gibt es seit 2005 Grenzwerte, die wegen der schädlichen Auswirkung auf die Gesundheit der Menschen nicht überschritten werden sollten.

Die IASS-Forscher maßen vom 02.06. bis 29. 08. an einem festen Standort in Berlin-Neukölln und bei Fahrradtouren mit einem Messrucksack, das Forschungszentrum Jülich ergänzte die Kampagne zeitweise mit einem Messwagen. Ein Beispiel für die unterschiedlichen Belastungen in Berlin ist in der Abbildung von Feinstaubteilchen-Anzahlmessungen während einer Radtour gezeigt. Jeder Kreis stellt eine einzelne Messung dar – die Werte sind also keine Durchschnittswerte, sondern können stark variieren. Die Intensität der rötlichen Farbe zeigt die Feinstaubbelastung an dem Tag der Radtour. Man sieht generell geringe Werte in Grünbereichen, höhere entlang der Strecken in Wohngebieten und die höchsten Werte an Verkehrsschwerpunkten, Kreuzungen und bei der Fahrt auf Busspuren und entlang von Haltestellen.

Die IASS-Forscher werten derzeit die Ergebnisse der Messungen aus. Wie schon während der Planungsphase und der Messkampagne treffen sich die IASS-Mitarbeiter dabei regelmäßig mit der Berliner Senatsverwaltung, um das Projekt sowie Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung zu diskutieren.

Die Fahrradmessungen sind aber  nur ein Teil des Projekts, das die Forscher vom IASS gestartet haben. Denn obwohl die Zweirad-Messstation so gut ankommt, dass sich sogar schon Freiwillige als Fahrer gemeldet haben, kann das Rad nicht alles. Um noch präzisere Daten zu gewinnen, müssten die Radler weitaus mehr in ihren Fahrradtaschen unterbringen, als die zweieinhalb Kilogramm schweren Geräte, die sie derzeit dabei haben. Ein Instrument, das zum Beispiel die Anzahl der Partikel, deren Größe und ihre Verteilung misst, wiegt 15 Kilogramm, dazu kommen 25 Kilogramm für die benötigte Pumpe. Zusätzlich braucht das Gerät 300 Watt Strom.

Größere Instrumente können nur mit dem Auto transportiert werden

Deswegen sind Christian Ehlers und Dieter Klemp vom Institut für Energie- und Klimaforschung – Troposphäre des Forschungszentrums Jülich in der ersten Augustwoche mit ihrem Messwagen durch Berlin gefahren. „Nach einer Anfrage vom IASS haben wir uns entschlossen, sie im Rahmen einer einwöchigen Messkampagne bei der Analyse der lokalen Luftqualität in Berlin mit unserem Messwagen zu unterstützen“, sagt Ehlers. Neben den beiden Helmholtz-Forschern sind etliche Messgeräte an Bord, so dass die relevantesten Luftschadstoffe untersucht werden können. Ungefähr neun Stunden sind die Wissenschaftler pro Tag in Berlin unterwegs. Mit dem Auto können sie eine große Fläche abdecken. Auch die Straßen rund um die fest installierten Messstationen fahren sie ab. „So können wir feststellen, ob die Messungen tatsächlich repräsentativ für die Umgebung sind oder ob es starke lokale Einflüsse gibt“, sagt Ehlers.

->Quellen:

  • Gerwig, H.; Pecher, W. and Wirtz, K. (2014): Mobile measurements of particle number and alveolar lung deposited surface area concentrations from low to high polluted environments at an urban background; in 1. Konferenz Aerosol Technology Juni 2014, Karlsruhe
  • Gerwig, H.; Pecher, W. and Wirtz, K. (2014): Ursache für maximale Partikeloberflächenkonzentrationen in Langen bei Frankfurt
  • iass-potsdam.de
  • helmholtz.de