Klimwandel kommt Arme teuer zu stehen

UNEP schätzt: Bis 500 Mrd./a

Die Folgen des Klimawandels werden einer Studie des UN-Umweltprogramms UNEP zufolge die Entwicklungsländer mindestens zwei bis dreimal so teuer zu stehen kommen wie bisher angenommen. Weltbank-Experten nannten bisher Zahlen von 55 bis 80 Milliarden Euro pro Jahr ab 2050. Das Geld wird etwa für den Bau von Deichen gegen den steigenden Meeresspiegel verwendet, für die Umstellung der Landwirtschaft auf weniger temperaturanfällige Sorten oder für die Umsiedlung von Menschen, die durch die Erwärmung ihre Lebensgrundlage verlieren, wenn ihre Heimat zur Wüste wird.

Die Autoren des erstmals am 05.12.2014 bei der UN-Klimakonferenz in Lima vorgestellten Adaptation Gap Report halten es gar für möglich, dass die Kosten selbst das Doppelte oder Dreifache übersteigen. Von 2025 bis 2030 könnten sie auf 120 Milliarden Euro jährlich steigen – ab 2050 gar auf 250 bis maximal 400 Milliarden Euro. Studienautorin Anne Olhoff sagt warum: „Die meisten Schätzungen berücksichtigen nur einen Teil der betreffenden Risiken. Das gilt auch für den Bericht des Weltklimarats. Und sie haben wenig realistische Annahmen darüber, was es kostet, wenn die Anpassung tatsächlich umgesetzt wird.“ Die Schätzung geht dabei von der Annahme aus, dass weiterhin die Treibhausgase mit dem Ziel verringert werden, die Zwei-Grad-Grenze nicht zu überschreiten.

Bei der Anpassung an den Klimawandel kommt es häufig auf Dinge an, die sich nicht in Geld ausdrücken lassen, sagt Salemuul Huq vom internationalen Zentrum für Klimawandel und Entwicklung in Bangladesch, einer der Autoren: „Die Schaffung von Wissen und Fähigkeiten ist ein sehr wichtiges Element und hat nichts mit Geld zu tun. Dies hat etwas damit zu tun, was vor Ort passiert.“

Die UNEP-Kostenschätzung basiert nicht auf eigenen Studien, sondern auf einer Sichtung der Literatur zum Thema. Die Autoren betonen dabei selbst die Unsicherheit ihrer eigenen Schätzung. Die Anpassung an den Klimawandel könnte auch noch deutlich teurer werden, vor allem, wenn sich die Atmosphäre um mehr als zwei Grad erwärmt.

Achim Steiner: „Kosten von Untätigkeit haben ein Preisschild“

Während sich die Welt in Lima treffe, um einen entscheidenden Schritt zu einem globalen Klimaschutzabkommen zu machen, zeige der Bericht, wie wichtig es sei, umfassende Anpassungspläne für die Folgen des Klimawandels in das Abkommen aufzunehmen, so UNEP-Direktor Achim Steiner: „Der Bericht ist eine wirkungsvolle Erinnerung, dass die potenziellen Kosten von Untätigkeit ein wirkliches Preisschild haben. Die Debatte über unsere wirtschaftliche Antwort auf den Klimawandel muss ehrlicher werden. Das schulden wir uns selbst und auch der nächsten Generation, weil sie es ist, die die Rechnung bezahlen muss“.

Oxfam-Klimaexperte Jan Kowalzig warnte, die Welt sei völlig unvorbereitet auf die kostspieligen Auswirkungen des Klimawandels, der täglich bereits Lebensgrundlagen zerstöre. „Die gefährliche Realität kann nicht ignoriert werden“, sagte Kowalzig. Die Industrieländer müssten ihre Unterstützung für Entwicklungsländer dringend aufstocken, damit diese sich entsprechend wappnen könnten. „Die Verhandler hier in Lima müssen einen Fahrplan vorlegen, um zu zeigen, wie sie die Zusage erfüllen wollen, ihre Klimahilfen bis 2020 auf 100 Milliarden Dollar jährlich zu steigern.“

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