Energiewende derzeit kein Exportschlager

Internationale Umfrage des Weltenergierates:

„Die deutsche Energiewende hat unmittelbare Auswirkungen auf den Energiesektor unserer europäischen Nachbarn und wird daher von Experten genau beobachtet“, so Dr. Uwe Franke, Präsident des Weltenergierats Deutschland anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse einer weltweiten Umfrage zur Wahrnehmung der deutschen Energiewende im Ausland. „Wenn vor allem unsere Nachbarn uns dabei als möglicher Auslöser einer Stromversorgungskrise sehen, so müssen wir dies sehr ernst nehmen und uns enger mit ihnen abstimmen“, so der Präsident. Grundlage der Ergebnisse sind Antworten von Experten aus 35 Länderkomitees des Weltenergierats, darunter 20 aus Europa.

Die Welt habe einen nüchternen Blick auf die deutsche Energiewende. So schätzten internationale Experten, dass die verfolgten Ziele nur zeitlich verzögert und in Teilen realisiert werden können. “Wie es scheint, ist die Energiewende derzeit kein Exportschlager,“ mahnt Franke. „Eine solche Transformation des Energiesystems muss man sich auch leisten können – für die Industrie in vielen Ländern ist das nicht finanzierbar und erhöht den Wettbewerbsdruck. Die maximal 10% höheren Preise, die Privatverbraucher durchaus bereit zu leisten sind, reichen allein nicht zur Finanzierung aus. Eine hohe zusätzliche Belastung ist zudem für Menschen in ärmeren Ländern kaum akzeptabel.“

Pulse Check: Weltweites Investitionsklima im Energiesektor

Weltweit steigt die Energienachfrage, langfristige Investitionen in die Energieinfrastruktur sind heute notwendig. In diesem Zusammenhang hat der Weltenergierat – Deutschland im November 2014 eine Umfrage in seinem globalen Experten Netzwerk des World Energy Council durchgeführt und nach dem derzeitigen Investitionsklima der einzelnen Bereiche im Energiesektor sowie nach Investitionshemmnissen gefragt.

Ergebnis: Das Investitionsklima für den Energiesektor weltweit ist überraschend positiv, nur in Europa fällt die Umfrage deutlich negativer aus. Die meisten Investitionen fließen in den Stromsektor (Stromerzeugung und Übertragungsnetze), gefolgt von Investitionen in Energieeffizienz. Schwierige regulatorische Rahmenbedingungen werden von 90% der Befragten als Investitionsbarriere angesehen

[note Solarify meint: So ist also die Propaganda der fossilen Energiekonzerne schlussendlich auch im Ausland angekommen. Denn die Behauptung, dass die Energiewende zu teuer sei, ist schlicht verlogen. Erneuerbare erreichen mehr und mehr Grid Patity, kosten ständig weniger als konventionelle Energien. Allerdings ist mit Ihnen nicht so leicht Geld zu verdienen, wie über die weltweit gewaltigen Subventionen für Kohle, Gas, Öl und vor allem Atom. Schon 2013 stellte die nicht im Verdacht übertriebener Öko-Begeisterung stehende IEA fest, dass 2012 die fossilen Energien mit 400 Mrd. Euro – Erneuerbare Energien dagegen nur mit 75 Mrd. subventioniert wurden – umgekehrt würde ein Schuh draus und niemand würde mehr Krokodilstränen über die ach so teure Energiewende vergießen.]

Die wesentlichen Umfrage-Ergebnisse

Der Weltenergierat – Deutschland beteiligt sich regelmäßig an internationalen Umfragen des World Energy Council. Zugleich nutzt er das globale Expertennetzwerk für eigene Umfragen zu aktuellen Fragestellungen.  Die jüngste Umfrage im weltweiten Netzwerk der Energieexperten des World Energy Council zur deutschen Energiewende vom Januar 2015 zeigt ein gemischtes Meinungsbild.

  • Für drei Viertel der Experten wird die Energiewende kurzfristig zu einer Schwächung der deutschen Wirtschaftskraft beitragen, langfristig – d.h. ab 2020 – gehen die Meinungen aber auseinander und viele sehen auch eine mögliche Stärkung der deutschen Wirtschaftskraft durch Investitionen.
  • Ein Drittel ist der Meinung, dass die deutsche Energiewende als weltweite Blaupause dienen könne. Die eine Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, Teile des Konzepts – z.B. den Ausbau von Erneuerbaren oder die Senkung des CO2-Ausstoßes – zu übernehmen, die andere Hälfte aber lehnt das gesamte Kon-zept der Energiewende ab.
  • Rund 60% der befragten Experten glauben, dass Industrieverbraucher in ihren Ländern höhere Preise ablehnten, auch wenn sie damit zum Klimaschutz beitragen könnten. Etwa 50% der Experten nehmen an, dass Privathaushalte leicht höhere Preise akzeptierten.
  • Rund ein Drittel hält eine vollständige, aber verzögerte Energiewende für möglich, über 50% immerhin eine verzögerte und nur in Teilen realisierte Energiewende. Fast niemand hält die Energiewende für vollständig und ohne Verzögerung erreichbar, immerhin gut 10% für überhaupt nicht erreichbar.
  • 36% glaubt, dass Deutschland sein CO2-Reduktionsziel von 40% bis 2020 erreichen kann.
  • 82% sehen in ihrem Land nicht die ökonomischen und technischen Bedingungen für die Energiewende nach deutschem Vorbild.

Im Fokus der Umfrage standen dabei Fragekomplexe zum Gelingen der Energiewende in Deutschland, zu ihren Auswirkungen sowie zur Vorbildfunktion für andere Länder. Die erste Umfrage führte der Weltenergierat – Deutschland im Jahre  2011 durch. Link zur Umfrage

->Quellen: