Energie-Union: „EU-Kommission ohne Vision“

Was nötig gewesen wäre

Mit ihren Vorschlägen zur Energieunion hätte die neue Juncker-Kommission sich und den Bürgerinnen undBürgern der EU-Mitgliedstaaten eine neue Vision von einer ganzheitlichen Energiewende geben können. Es hätte ein konsistentes Bild gezeichnet werden können, um mit den wesentlichen Herausforderungen Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Energiearmut umzugehen.

In dieser nötigen Vision würden sich alle Energieverbrauchssektoren verändern. Der Wärmebereich wird ebenso wie der Transportsektor größtenteils elektrisch sein müssen, um Öl, Gas und wenig nachhaltige Bio- bzw. Agrokraftstoffe zu ersetzen. Energieeffizienz würde genauso wie dezentrale Energieerzeugung und -nutzung essenziell für dieses Energiesystem sein. Diese Energieunion bräuchte eine angepasste Energieinfrastruktur, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Eine Wirtschaft, die weiterhin auf fossilen Energieträgern basiert, begibt sich in Abhängigkeiten, die einfach als Bedrohung skizzierbar sind. Durch die Fokussierung der Energieunion auf die Sicherstellung der Energieströme, verkommt das Projekt Energieunion zu einer reinen Gasunion, in der die Mitgliedstaaten der EU zusammenhalten, um sich gegen den „Rest der Welt“ beim Kampf um die verbleibenden fossilen Energieträger durchzusetzen. Wer immer sich auf globaler Ebene durchsetzt, gewinnt das, was die Gegenspieler verlieren – es bleibt ein Nullsummenspiel für den Klimaschutz. Sollten Parlament und Rat diese Strategie akzeptieren, vergäbe die EU ihre Chance zu einer weitgreifenden und konsistenten Vision zur EU-weiten Energiewende, was nicht zuletzt auch ein fatales Signal für den nächsten Klimagipfel in Paris wäre.

->Quelle: Pressemitteilung der EU-Kommission: „Eine europäische Energieunion für sichere, nachhaltige und bezahlbare Energie“

Die Autoren:

[note Claus Mayr ist Direktor für Europapolitik des Naturschutzbunds Deutschland in Brüssel]

[note Sebastian Scholz ist Teamleiter „Energie & Klima“ beim  Naturschutzbund Deutschland]