Agora Energiewende: Kostenscheitel in Sicht

Strom 2035 nicht teurer als heute

Die Milliarden-Investitionen in die Energiewende werden voraussichtlich in acht Jahren erste Früchte tragen: Gemäß dem EEG-Rechner von Agora Energiewende wird die EEG-Umlage beim gesetzlich festgelegten Ausbautempo von 2023 bis 2035 an kontinuierlich sinken, während gleichzeitig der Anteil der Erneuerbaren Energien auf 60 Prozent ansteigt. Zum ersten Mal überhaupt ist die Umlage im Januar 2015 – wenn auch nur leicht von 6,24 auf 6,17 Cent gesunken.

Im Ergebnis wird Strom im Jahr 2035 nicht mehr kosten als heute, der Anteil der Erneuerbaren Energien wird jedoch doppelt so hoch sein wie gegenwärtig. Den größten Beitrag dazu wird die Windkraft an Land leisten, gefolgt von Windkraft auf See und Photovoltaik. Das zeigt eine Studie, die Agora Energiewende jetzt vorgelegt hat.

„Der Hauptgrund für den absehbaren Rückgang der EEG-Vergütung ist, dass von 2023 an die teuren Anlagen aus den Anfangsjahren des EEG ihren Vergütungsanspruch verlieren, während die neuen Anlagen bereits heute sehr kostengünstig Strom produzieren und weiterhin günstiger werden“, sagt Agora-Direktor Patrick Graichen. Das Denk- und Politiklabor hatte beim Öko-Institut neben der Studie auch das Computerprogramm „EEG-Rechner“ in Auftrag gegeben, um die langfristigen Kosten des Ausbaus Erneuerbarer Energien bemessen zu können. Für die Berechnungen wurden die im EEG festgelegten Ziele und Ausnahmeregelungen zugrunde gelegt, sowie Großhandelsstrompreise auf dem heutigen Niveau und weitere maßvolle Kostensenkungen bei den Erneuerbare-Energien-Technologien. Das frei verfügbare Programm ermöglicht es, nach Belieben andere Szenarien und deren Wirkung auszuprobieren. Dazu sind nur geringe energiewirtschaftliche Kenntnisse nötig.

Wind und PV im deutschen Solar Valley – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Die Ergebnisse der Studie zeigen allerdings auch, dass die EEG-Umlage nur bis 2016 auf dem heutigen Niveau von rund 6,2 Cent pro Kilowattstunde Strom verharren wird. Von 2017 bis 2023 wird sie – das heutige Finanzierungssystem und konstante Börsenstrompreise vorausgesetzt – nochmals um ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde ansteigen. Das geht vor allem auf den Ausbau der vergleichsweise teuren Offshore-Windenergie zurück. Von 2023 bis 2035 wird die Umlage dann inflationsbereinigt um zwei bis vier Cent zurückgehen und somit unter das heutige Niveau fallen.

„Die Politik steht damit vor der Wahl. Sie kann einerseits bei den Stromverbrauchern dafür werben, dass diese noch einige Jahre lang eine moderate Belastung von weiteren ein bis zwei Cent pro Kilowattstunde für das Generationenprojekt Energiewende tragen. Andererseits könnte sie entscheiden, einen Teil der in der Vergangenheit aufgelaufenen Innovationskosten aus dem Umlagesystem herauszunehmen, um sie wie andere Forschungsausgaben beispielsweise über einen steuerfinanzierten Sonderfonds aufzubringen“, sagt Graichen.

Der EEG-Rechner zeigt auch die zentralen Treiber für die EEG-Umlage. So würde die Umlage in zehn Jahr etwa 1 ct/kWh höher ausfallen, falls ein Erneuerbare-Energien-Anteil von 60 Prozent bereits 2025 (statt 2035) erreicht werden sollte. Umgekehrt würde die EEG-Umlage um 1 ct sinken, falls der Börsenstrompreis um 2 ct/kWh anstiege. Ebenfalls würde die Umlage um 1 ct sinken, falls der Stromverbrauch um zehn Prozent wachsen sollte.

Bemerkenswert ist, dass die Strombeschaffungskosten für die Energieversorger – die Summe von EEG-Umlage und Börsenstrompreis – unabhängig von den Szenarien über den gesamten Zeitraum hinweg relativ konstant sind. „Die großen Strompreissprünge durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien gehören der Vergangenheit an, die Erntephase der Anfangsinvestitionen kommt in Sicht“, kommentiert Graichen die Ergebnisse der Untersuchung.

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