Der Wüstenstrom lebt

Hintergrund und Geschichte

Die Idee, Strom aus der Wüste zu gewinnen, ist mehr als 100 Jahre alt. Bereits 1900 zitierte August Bebel in seinem Buch „Die Frau und der Sozialismus“ den Leipziger Physiker Friedrich Kohlrausch: „Einen Reichtum an Energie, der allen Bedarf weit übersteigt, bieten die Teile der Erdoberfläche dar, denen die Sonnenwärme, und zwar gerade dort größtenteils ungenutzt oder sogar lästig, so regelmäßig zufließt, daß mit ihr auch ein regelmäßiger technischer Betrieb durchgeführt werden kann. Vielleicht würde es keine übertriebene Vorsicht sein, wenn eine Nation sich schon jetzt einen Anteil an solchen Gegenden sicherte. (!) Sehr große Flächen sind nicht einmal nötig; einige Quadratmeilen in Nordafrika würden für den Bedarf (eines Landes wie das Deutsche Reich) genügen. Durch Konzentration der Sonnenwärme läßt sich eine hohe Temperatur erzeugen und hiermit dann alles übrige, transportable mechanische Arbeit, Akkumulatorenladung, Licht und Wärme, oder durch Elektrolyse auch direkt Brennmaterial.“

Drei Jahre vorher, 1897 hatte der Science-Fiction-Autor Kurd Laßwitz in seinem Roman „Auf zwei Planeten“ geschrieben: „“Hier [in den Wüsten] hausten … Gruppen der Bevölkerung des Planeten, die … in den Strahlungs-Sammelstätten tätig waren… Die Sonnenstrahlung wurde auf der ganzen Hochfläche gesammelt und in der Form von Elektrizität über den Planeten verteilt… Diese abgehärteten Wüstensöhne durchzogen im Sonnenbrand die weiten Hochflächen, um im Dienst der großen Strahlensammel-Kompagnien die Stromleitungen bei Sonnenaufgang in Tätigkeit zu setzen und bei Sonnenuntergang wieder abzustellen.“

Schon 1913 baute der Amerikaner Frank Shumann das erste solarthermische Kraftwerk in Ägypten. Der Erste Weltkrieg verhinderte die Weiterverbreitung. 90 Jahre später griff Gerhard Knies die Idee wieder auf und entwickelte 2003 mit einem Netzwerk von Wissenschaftlern für den Club of Rome ein Weißbuch mit dem Titel „Clean Power from Deserts“, das 2007 mit Prinz Hassan von Jordanien im EU-Parlament vorgestellt wurde. 2009 gründeten Einzelpersonen zusammen mit der Deutschen Gesellschaft CLUB OF ROME die gemeinnützige DESERTEC Foundation. Sie multipliziert die DESERTEC Vision für eine weltweite Energiewende. Nach Gründung der DESERTEC Foundation folgte die deutsche Industrie der Vision und gründete die zunächst auf drei Jahre angelegte Dii GmbH, um die Realisierung der Vision aus Industrieperspektive zu untersuchen.

Mit den beiden Studien „Desert Power 2050 – Perspectives on a Sustainable Power System for EUMENA“ und „Getting Started“ bestätigte die Industrie 2013 sowohl die wirtschaftliche Attraktivität als auch die Umsetzbarkeit. Die Industrie-Initiative war eine Möglichkeit, die Realisierung der Vision in einer Region zu demonstrieren. Künftig soll es weltweit regionale Initiativen geben, die sich auf die Umsetzung der nachhaltigen und sauberen Energieversorgung konzentrieren und diese interessensneutral mit Wissenstransfer, Netzwerken und lokaler Wertschöpfung verbinden.

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