Tausende Risse in belgischen AKW vertuscht

Risse schon 1979 entstanden – aber beschleunigte Versprödung

Nachforschungen ergaben, dass die Risse in Block 2 von Tihange und Doel schon 1979 während des Baus entstanden waren und daher – so die belgische Atomaufsichtsbehörde FANC – unbedenklich sind. Die 1983 in Konkurs gegangene Rotterdamsche Droogdok Maatschappij hatte 22 Reaktorbehälter dieses Typs gefertigt, darunter Tihange 2 und Doel 3 (und auch deutsche Anlagen). Die FANC erteilte im Mai 2013 die Erlaubnis für den Weiterbetrieb der AKW. FANC-Chef Jan Bens, von 2004 bis 2013 auch Leiter des AKW Doel, schloss 2013 aus, dass es in Belgien überhaupt zu einem Reaktorunfall kommen könne. Anfang Juni 2013 wurde der Reaktor von Tihange 2 wieder hochgefahren.

Im März 2014 mussten Doel 3 und Tihange 2 auf behördliche Anordnung erneut heruntergefahren werden. Tests im Studienzentrum für Kernenergie in Mol hätten „unerwartete Resultate“ bezüglich mechanischer Resistenz erbracht. Der Stillstand dauert vorläufig bis Sommer 2015. Deutsche Medien vermuten, dass die Blöcke angesichts der Risse – und der Tatsache, dass ein Tausch der Reaktordruckbehälter nicht möglich ist, endgültig stillgelegt werden. Am 23.02.2015 wurde öffentlich bekannt, dass die Risse weiter gewachsen sind.

Risse von 2,5 cm auf 18 cm vergrößert

Laut Informationen der Umweltschutz-Organisationen Change.org und www.stop-tihange.org zeigen die neuesten Ultraschalluntersuchungen jedoch 60% mehr Defekte. Die Risslängen seien mittlerweile von 2,5 cm auf 18 cm gestiegen, was offenbar jahrelang geheim gehalten worden war. Untersuchungen im Kernforschungszentrum Mol führten zu einem „unerwarteten Resultat“ (O-Ton Electrabel): Ein mit Rissen vorbelasteter Stahl versprödet bei radioaktiver Bestrahlung um ein Vielfaches schneller als ein Material ohne Defekte. Bei den Versuchen wurden die vom Betreiber einkalkulierten Sicherheitsmargen gravierend überschritten.

Atomausstieg in Belgien – Belgien beschloss im Jahr 2003 einen Atomausstieg bis 2025. Daraufhin erklärte der Betreiber im November 2011, er werde die Blöcke 1 und 2 2015 vom Netz nehmen, da sich die für eine Laufzeitverlängerung notwendige Investitionen in Höhe von rund einer Mrd. Euro aufgrund des absehbaren Endes der Kernenergie wirtschaftlich nicht mehr lohnten. Die 1975 in Betrieb genommenen Blöcke seien für eine Laufzeit von 40 Jahren ausgelegt. Im Sommer 2013 sprach die Regierung jedoch als Abschalttermin nicht mehr von 2015 sondern zunächst von 2016. Am 19.12.2014 ließ die zwischenzeitlich gewählte Regierung Michel verlauten, dass die Laufzeit von Doel 1 und 2 um 10 Jahre auf 2025 verlängert werde. Dies begründete sie damit, dass Belgien in kalten Wintermonaten Stromabschaltungen zu befürchten hätte. Allerdings besteht derzeit große Unsicherheit darüber, ob und wann die Blöcke Doel 3 und Tihange 2 jemals wieder ans Netz gehen. Aus diesem Grund beschloss der Ministerrat, den Schließungstermin von Doel 1 von 2015 auf 2025 zu verschieben. Nach Wikipedia

Folgt: FANC-Chef gesteht Korruption ein