Climate Engineering keine rasche Option für Klimapolitik

Geo-Engineering kann Verminderung von CO2-Emissionen nicht ersetzen

Techniken zur Entfernung von Treibhausgasen und Modifikation der Albedo werden einer vom Potsdamer IASS vorgestellten Studie zufolge im kommenden Jahrzehnt oder den nächsten Jahrzehnten keinen Beitrag zur Reduktion des Klimawandels leisten können. Denn gezielte Eingriffe in das Klima („Climate Engineering“ oder „Geo-Engineering“) sind kein Ersatz für die Verminderung von Kohlendioxid-Emissionen und für die Umsetzung von Anpassungsstrategien angesichts der negativen Folgen des Klimawandels. So lautet die Haupterkenntnis des European Transdisciplinary Assessment of Climate Engineering (EuTRACE – Europäische transdisziplinäre Bewertung von Climate Engineering).

Ob es überhaupt möglich wäre, eine der vorgeschlagenen Climate-Engineering-Techniken so weit zu entwickeln und dann in einem Maßstab umzusetzen, der den Klimawandel spürbar bremsen würde, ist bislang unklar. Generell ist offen, ob die gesellschaftlichen und ökologischen Folgen, die mit einzelnen Techniken verbunden sind, als Preis für eine Minderung der globalen Erwärmung akzeptiert würden und wie diese Akzeptanz oder Ablehnung demokratisch ermittelt werden sollte. Climate-Engineering-Techniken weiterhin zu erforschen, um ihr Potenzial als partielle Gegenmaßnahme zum Klimawandel in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts und in fernerer Zukunft auszuloten und um zu verstehen, welche gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen sie im Einzelnen hätten, ist zwar vernünftig, aber es wäre unklug zu erwarten, dass Climate-Engineering in der Klimapolitik des nächsten Jahrzehnts, wahrscheinlich sogar der nächsten Jahrzehnte, eine Rolle spielen wird – so EuTRACE.

„Es ist wichtig, die mit den Climate-Engineering-Vorschlägen einhergehenden Möglichkeiten und Probleme zu erkennen, um verantwortungsbewusste Entscheidungen fällen zu können. Nach unseren derzeitigen Kenntnissen wäre es aber unverantwortlich damit zu rechnen, dass Climate Engineering in den nächsten Jahrzehnten nennenswert zur Lösung des Problems des Klimawandels beitragen kann. Die Folgen des Klimawandels werden wir nur begrenzen können, wenn sich alle Staaten auf dem Klimagipfel in Paris und darüber hinaus zu drastischen Absenkungen ihrer CO2-Emissionen verpflichten und diese Verpflichtung in den Folgejahren einhalten“, betonte Professor Mark Lawrence, Projektkoordinator von EuTRACE und wissenschaftlicher Direktor des IASS Potsdam. EuTRACE wurde von der EU finanziert und führte Wissenschaftler aus 14 europäischen Partnerinstituten mit breiter Expertise zum Thema Climate-Engineering zusammen.

Wesentliche Bewertungsergebnisse

Die Metastudie liefert einen Überblick zu einem breiten Spektrum an Climate-Engineering-Techniken sowie zu der Frage, was sie leisten können und was nicht. Sie beleuchtet zahlreiche Probleme und Bedenken im Hinblick auf Climate-Engineering und konzentriert sich dabei auf drei beispielhafte Techniken:

  • Bioenergie mit CO2-Abscheidung und –Speicherung (BECCS),
  • Eisendüngung des Ozeans (OIF) und
  • stratosphärische Aerosolinjektion (SAI).

Die Forschung zu Climate Engineering beschränkte sich bisher meist auf Klimamodelle und kleine Feldversuche. Dabei zeigte sich nicht nur das Potenzial der Entfernung von Treibhausgasen und möglicherweise der Albedomodifikation als langfristiger Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel, sondern es wurden auch zahlreiche Probleme deutlich, sowohl bei Kosten, Technologien und Umweltfolgen als auch im Hinblick auf die gesellschaftlichen Auswirkungen sowie die Entwicklung von Regulierung und Governance.

Folgt: Eine wissenschaftliche Herausforderung