Verschenkter Klimaschutz

Probe aufs Exempel: Workshops im Bosch-Werk

Ort der Handlung: Die BSH Hausgeräte GmbH im bayerischen Traunreut. In der dortigen Kunststofffertigung wollten die Wissenschaftler in einer Pilotstudie ausloten, ob die Menschen in den Produktionsprozessen überhaupt noch entsprechenden Handlungsspielraum haben. Das wurde zunächst in Interviews vom ISF München und der Universität Hohenheim erfragt.

In zwei Workshops mit den Beschäftigten, geplant und durchgeführt von der GAB München und der TU Chemnitz, ging es dann um die praktische Seite. Die Beschäftigten durchleuchteten und optimierten ihren Arbeitsprozess im Hinblick auf eine CO2-Einsparung – beispielsweise, wie sie die Parameter beim Anlaufen einer Maschine einstellen können. Erreicht haben die Wissenschaftler mit diesem Ansatz 2.000 Beschäftigte.

Engagierte Beschäftigte: Hohes CO2-Einsparpotenzial

Das Ergebnis der Untersuchung erstaunte auch die Forscher: Geschätzte 630 Tonnen CO2 pro Jahr könnten in der Traunreuter Kunststofffertigung eingespart werden. Pfeiffer hat gemeinsam mit Projektmitarbeiter David Kühner die Wirkung der Projektmaßnahmen evaluiert: „Es gibt erheblich mehr Handlungsspielraum als angenommen, und das ökologische Bewusstsein ist wesentlich höher ausgeprägt als wir erwartet haben“. So sehr, dass die Beschäftigten selbst einen dritten Workshop initiierten um die gewonnenen Ergebnisse zu verstetigen.

„Die Beschäftigten sind sehr engagiert, doch bisher gab es immer einen Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie. Ihre Arbeit wurde primär am ökonomischen Resultat gemessen“, erläutert Pfeiffer. „Um Nachhaltigkeit in ihr Handeln mit einzubeziehen, brauchen die Beschäftigten vor allem Sicherheit in bestimmten Entscheidungssituationen.“

Übertragbarkeit: Mehr Nachhaltigkeit auch für andere Branchen

Jetzt wollen die Wissenschaftler das Projekt auf den Bosch-Werkzeugbau ausweiten. „Dort ändern sich die technischen Prozesse ständig, so dass noch mehr Handlungsspielraum der Beschäftigten zu erwarten wäre“, so Pfeiffer.

Parallel kommen außerdem Transfer-Partner ins Spiel, die feststellen sollen, ob sich die Methoden auf andere Branchen und Unternehmen übertragen lassen. Derzeit entwickeln die Wissenschaftler in Abstimmung mit den Transfer-Partnern Module, die diese in ihre Fortbildungsseminare einbauen wollen.

Sabine Pfeiffer ist davon überzeugt, dass die Methoden Schule machen werden: „Die Erfahrung auch aus anderen Projekten hat gezeigt, dass es ist immer gut ist, die Menschen von Anfang an mit einzubeziehen – auch und gerade diejenigen, die in der Betriebshierarchie weit unten stehen. Denn sie kennen ihre Arbeit am allerbesten.“

Hintergrund: Das Projekt ProNaK  startete am 01.11.2013 und ist auf drei Jahre ausgelegt. Das BMUB fördert das Projekt im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative. Betreut wird es vom Projektträger Jülich. 173.933 Euro der Fördersumme entfallen auf die Universität Hohenheim. Die Leitung des Projektes liegt beim Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF München). Projektpartner sind neben der Universität Hohenheim der Verein der GAB München und die TU Chemnitz.

Rund 30 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität Hohenheim 2014 für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Projekte mit einem finanziellen Volumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000 Euro bei den Sozial- und Gesellschaftswissenschaften.

Autor: Florian Klebs (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) – Universität Hohenheim

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