McKinsey: Regierung verfehlt Klimaziel

40%-Senkung der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 „nicht mehr realistisch“

Dem sogenannten Energiewende-Index der Beratungsgesellschaft McKinsey zufolge wird die Bundesregierung ihr wichtigstes Klimaschutzziel nicht erreichen. Anhand von 15 Indikatoren analysiert die Unternehmensberatung mit dem EWI seit zwei Jahren alle sechs Monate den Status der Energiewende in Deutschland, ob die Bundesregierung die selbstgesetzten Ziele ihrer Klimapolitik erreichen wird. Der jüngste Zwischenstand steht auf der McKinsey-Seite im Internet. Er nennt die Erreichung des 40-Prozent-Ziels „nicht mehr realistisch“. Mehr noch: „Die Aussichten auf eine Trendwende bis 2020 stehen dauerhaft schlecht.“

Die Tageszeitung „Die Welt“ sah darin einen „Rückschlag für die Bundesregierung“, der neue Index-Wert sei „peinlich“, habe die Regierung doch mit dem „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“ eben erst „zusätzliche Maßnahmen angekündigt, mit deren Hilfe das 40-Prozent-Ziel noch zu erreichen wäre“. Etliche Braunkohle-Kraftwerke sollten in eine sogenannte Kapazitätsreserve verschoben werden. Die „Welt“ düster: „Doch das alles bringt es wohl nicht.“

Nur sechs von fünfzehn erreicht

Laut McKinsey hat die Regierung lediglich Chancen, sechs der 15 untersuchten Indikatoren zu erreichen, darunter der Ausbau der Photovoltaik und der Übertragungsnetze sowie die Erhaltung und den Ausbau von Arbeitsplätzen sowohl in den Erneuerbaren Energien als auch in stromintensiven Unternehmen.

Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft

Die Mehrheit der Etappenziele (neun von 15) würden laut der Untersuchung verfehlt, darunter als wichtigstes die angestrebte 40prozentige Verringerung der Treibhausgas-Emissionen bis 2020 – dafür müsste der Ausstoß jährlich um 3,5% zurückgehen. Bisher sanken sie aber jährlich nur um etwa 0,7%, und das trotz des starken Zuwachses der erneuerbaren Energien. McKinsey: „Der jährliche Rückgang von CO2e-Emissionen müsste sich also um den Faktor fünf erhöhen.“

Dass die angestrebten Energieeffizienzpotenziale nicht ausreichend verwirklicht wurden, ist verantwortlich dafür, dass der Primärenergieverbrauch weit entfernt sei vom Regierungsziel. „Legt man ein Wirtschaftswachstum von 1,6% p.a. bis 2020 zu Grunde, müsste sich die Energieproduktivität in Deutschland von derzeit durchschnittlich 1,4% auf 4,3% jährlich verbessern, um das 2020er Ziel der Bundesregierung zu erreichen“, stellt der Bericht fest. Ähnliches gelte für den Stromverbrauch: Der sei 2013 zwar gesunken, liege aber immer noch weit über dem Etappenziel. Daher hält es McKinsey für „fraglich, ob das für 2020 gesetzte Ziel, den Stromverbrauch in Bezug auf das Referenzjahr 2008 um insgesamt 10% zu senken, erreicht werden kann“.

Der Wind Offshore–Ausbau gehe zu langsam voran. Denn er liege angesichts der neuen Leitzahl von 6,5 GW bis 2020 „deutlich unter den ursprünglich formulierten Zielen“, stellt McKinsey-Chef Vahlenkamp fest. Bei elf (von derzeit 20 geplanten) Windparks ist der Ausbau verzögert und nicht im Plan. Die Kosten für die Stromverbraucher würden sich in den kommenden Jahren nicht verringern – Ursache: „die hohe EEG-Umlage“. – die Zusage von Bundeskanzlerin Merkel, die EEG-Umlage bei 3,5 ct/kWh zu halten, rücke vielmehr „in weite Ferne“. Und schließlich: Die Netzeingriffe aufgrund der volatilen Erneuerbaren Energiequellen hätten stark zugenommen „und betrugen zuletzt rund 2 €/MWh oder absolut € 165 Mio. – eine Steigerung von mehr als 100% gegenüber 2008“.

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