Energiekosten auf Fünf-Jahres-Tief

Benzinpreise trotz Stabilisierung der Rohölkurse an den Weltmärkten weiter gefallen

Vor ein paar Monaten noch schien der drastische Rückgang der Preise für Benzin und andere Energiearten eher ein Ausreißer zu sein. Die Kurse an den Rohstoffbörsen tendierten wieder nach oben, nachdem sie 2014 regelrecht eingebrochen waren. Seitdem ist der Trend erneut gekippt, die Preise gehen seit Monaten mit hohem Tempo zurück. Wie Agora-Energiewende mitteilt, sind die Energiepreise für Deutschlands Verbraucher mittlerweile sogar niedriger als zu Jahresanfang, als sie schon einmal langjährige Tiefstände erreicht hatten. Die Verbilligung von Energie wirkt nun wie ein sehr viel dauerhafteres Phänomen.

Zwar verlangsamte sich der Rückgang der Energiepreise in den vergangenen Wochen, wie die Auswertung des Energiepreis-Monitors der European Climate Foundation ergibt. Im Oktober mussten Deutschlands Privathaushalte im Schnitt 0,8 Prozent weniger für Energie bezahlen als im September; in den Vormonaten hatte es Rückgänge von teils mehr als zwei Prozent gegeben. Das erneute Minus reichte aber, um die Energiekosten noch unter das ohnehin schon relativ niedrige Niveau von Anfang des Jahres fallen zu lassen – und damit auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren. Niedriger als in diesem Oktober lagen die durchschnittlichen Energiekosten in Deutschland zuletzt im Dezember 2010. Damals wirkten die Folgen der Finanzkrise noch nach; der Einbruch der Wirtschaftstätigkeit hatte in der Zeit nach 2008 zu einem Rückgang der Nachfrage nach Rohstoffen und damit auch zu einem Preisrutsch geführt.

Hauptgrund für die deutlich niedrigeren Energiepreise ist der Verfall der Rohölpreise: Die Kurse für ein Barrel (159 Liter) Öl der Marke Brent sind von über 100 US-Dollar Mitte 2014 auf unter 50 US-Dollar gefallen. Dieser Verfall ist Folge eines deutlich größeren Angebots an Öl, das zu einem nennenswerten Teil auf das starke Wachstum der Förderung in den USA (Fracking) in den vergangenen Jahren zurückzuführen scheint. Der Kurssturz, der anschließend eingesetzt hat, führt mittlerweile allerdings auch zu entsprechenden Reaktionen – und Korrekturen. Weil sich die Förderung über Fracking erst ab einem bestimmten Absatzpreis für Öl lohnt, kommen die betreffenden US-Anbieter zunehmend in Schwierigkeiten und verlangsamen ihre Investitionen. Das wiederum dürfte das Angebot wieder einschränken, was auch den Preisverfall dämpft. Zufall oder nicht: In den vergangenen Wochen hat sich der Kursrückgang nicht weiter fortgesetzt. Wie die Auswertung durch die Rohstoffexperten des Hamburger HWWI-Instituts ergab, lagen die Brent-Preise im Oktober durchschnittlich sogar um 1,8 Prozent höher als im September.

Bei Deutschlands Verbrauchern hat sich diese leichte Verteuerung von Öl im Oktober noch nicht bemerkbar gemacht. Für den Liter Kraftstoff mussten die Privathaushalte im Schnitt 1,6 Prozent weniger ausgeben als im September, für Heizöl 1,4 Prozent weniger. Dabei hätte der Rückgang hier sogar noch deutlich stärker ausfallen können, wenn die Anbieter den Verfall der Einkaufspreise (minus 15 Prozent alleine seit Mai 2015) komplett an die Verbraucher weitergegeben hätten. Deutlich gefallen sind im Oktober auch die Preise für Zentralheizung und Fernwärme – minus ein Prozent. Die Preise für Strom und Gas blieben in etwa stabil.Alles in allem fiel die Entlastung, die sich für Deutschlands Energieverbraucher seit Mitte 2014 aus den fallenden Rohstoffpreisen ergeben hat, deutlich stärker aus als die Belastungen, die in den Jahren zuvor durch höhere Abgaben wie die Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien entstanden: Im Schnitt liegen die Energiepreise heute niedriger als vor den deutlichen Erhöhungen der EEG-Umlage, die es zwischen 2010 und 2014 gegeben hat. Die Verbilligung von Energie hat nach wie vor auch einen stark entlastenden Einfluss auf die Entwicklung der gesamten Lebenshaltungskosten. Wären die Kosten für Energie in den vergangenen zwölf Monaten nicht gefallen, sondern unverändert geblieben, läge die Jahresinflation in Deutschland heute bei 1,3 statt 0,3 Prozent.

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