Treiber der Energiewende?

Stärkung der Energiewende durch Eigenverbrauch

Der Eigenverbrauch kann potenziell das Netz entlasten und ungefähr vier bis acht Prozent Übertragungsverluste vermeiden, (Rickerson et al., 2014). Insbesondere bei systemorientierter Auslegung und Betrieb von PV-Anlagen und Batteriespeichern kann Netzausbau vermieden und zur Netzstabilität beigetragen werden (Weniger et al., 2015).

Die Förderung des EV umfasst implizit die Förderung von Speichern und Lastmanagement, die somit in das Energiesystem integriert werden und zur Integration erneuerbarer Energien beitragen können (Schill et al., 2015). Durch Batteriespeicher lässt sich der EV-Anteil um bis zu 24% erhöhen und durch Anpassung der eigenen Nachfrage bis zu 15% (Luthander et al, 2015). Speicher und aktives Lastmanagement sind wichtige Ziele der Europäischen Kommission für die Entwicklung des EU-Strommarktes (Europäische Kommission, 2015b).

Aktivere Einbindung von Prosumern in Energiefragen

Dadurch, dass eine steigende Anzahl von Haushalten sowohl Strom produziert als auch konsumiert, entsteht das neue Segment der „Prosumer“. Die Prosumer bereichern als neue Marktakteure den Wettbewerb und ermöglichen neue Geschäftsmodelle die zu einer stärkeren Berücksichtigung von Energieeffizienz, Flexibilität, und erneuerbare Stromerzeugung bei Entscheidungen von Haushalten beitragen können  (Europäische Kommission, 2015b). Zugleich ist die Akzeptanz der PV auf Dachflächen in der Bevölkerung insgesamt besonders hoch (Europäische Kommission, 2011).

Verzerrte Anreizstruktur und Fragen

Allerdings entstehen mit dem derzeitigen Regime Anreize für Haushalte, den EV ihres PV-Stroms unabhängig vom volkswirtschaftlich optimalen Anteil zu maximieren (Weniger et al, 2015). Somit erhalten die Haushalte kaum Anreize, ihre Anlagengrößen, eventuelle Batteriespeicher, Erzeugungs– und Lastprofile systemdienlich zu optimieren (ZSW Baden-Württemberg, 2014). Das kann dazu führen, dass Dachflächen nur bebaut werden, bis genug Kapazität für den EV bereitsteht, was jedoch aus volkswirtschaftlicher Sicht ineffizient ist. Auch orientieren sich Dimensionierung und der Betrieb von Batteriespeichern nicht an den Anforderungen aus dem Gesamtsystem, sondern an der Minimierung des Bezugs aus dem Stromnetz (Sterner et al., 2015). Des Weiteren argumentieren beispielsweise Bode und Groscurth (2013), dass die derzeitige Befreiung von Gemeinkosten für eigenverbrauchten Strom zu einer übermäßigen Belastung für traditionelle Haushalte führe.

Dabei ergeben sich Fragen, wie die Regelungen für EV weiter entwickelt werden können, welche weiteren Aspekte bei der praktischen Umsetzung zu berücksichtigen sind,  und in welchem Zeitraum eine Anpassung notwendig sein könnte.

Aktuell diskutierte Optionen zur Neustrukturierung der Umlagen und Steuern, von denen der EV bislang befreit ist, wären ein fester Grundpreis für Netzkosten oder ein Leistungspreis für Netznutzung abhängig von maximaler Leistung, ein Ende der Befreiung von Netzgebühren, oder schließlich Sondertarife für Eigenverbraucher.

->Quelle und kompletter DIW-Roundup mit Grafik:
diw.de/eigenversorgung_treiber_der_energiewende