EU beschließt COP22

Druck aufrechterhalten

Ban Ki-Moon erschien die Verabschiedung des COP21-Vertrags durch das EU-Parlament am 04.10.2016 dermaßen historisch, dass er eigens aus New York nach Straßburg angeflogen kam (gut vier Tonnen CO2 ausstoßend) und die Sitzung mit seiner Gegenwart adelte. Immerhin kann die Vereinbarung jetzt in Kraft treten. Doch was tritt denn da eigentlich „in Kraft“?
Einige Zitate: Der Vertrag „zielt darauf ab, die Antwort auf die Bedrohung durch den Klimawandel zu stärken… indem der weltweite Temperaturanstieg gut unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau gehalten wird, und Anstrengungen  unternommen werden, den Anstieg auf 1,5 °C zu begrenzen…  die Unterzeichner zielen darauf ab, so bald wie möglich den weltweiten Gipfel das Treibhausgasausstoßes zu erreichen…  um ein Gleichgewicht zwischen anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen und dessen Abbau durch Senken in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts zu erreichen“.
Man zielt auf etwas ab; gut unter 2° will man bleiben; so bald wie möglich soll der Emissionshöhepunkt erreicht werden (das Gleichgewicht zwischen anthropogenen Emissionen und Senken haben die USA in den Vertrag hinein gezwungen). Die noch in Elmau vollmundig deklarierte Dekarbonisierung hat es nicht bis in den Paris Accord geschafft. Das sind – niemand mache sich etwas vor – wachsweiche Festlegungen. Aber anders hätte es eben keinen Vertrag gegeben. Die 1,5 Grad-Grenze ist schlicht utopisch – dafür sind wir schon viel zu weit fortgeschritten – wenn es uns damit ernst wäre, müssten wir den CO2-Ausstoß sofort und radikal drosseln. Dazu sind wir aber kaum in der Lage. Denn wir sind evolutionsgeschichtlich zu jung, haben noch nicht gelernt, langfristig zu denken: Wenn es Spaß machen würde, mit dem Hammer auf den Daumen zu schlagen, und der Schmerz träte erst nach zwei Jahren ein – wir täten’s unentwegt (Dieter E. Zimmer vor Jahrzehnten in der Zeit).
Warum aber schon das nötige Quorum (mehr als 55 Länder, die mehr als 55% der Emissionen verursachen) zugestimmt hat, dafür hat WDR-Umwelt-Experte Döschner eine einleuchtende Erklärung: Aktuelle Klimasünder und frühere Bremserländer müssten fürchten, sie könnten bei COP22 in Marrakesch vor der Tür bleiben und dann nicht ihre Interessen vertreten, wenn der Vertrag COP21 mit Inhalt gefüllt werden solle. Die Zustimmung allein bedeutet noch längst nicht die Rettung der Welt.
Uns (allen!) bleibt nur: Nicht nachlassen! Weiter Strom sparen! Kein Benzin-/Dieselauto mehr kaufen! Besser solar/geothermisch als mit Kohle heizen! Weniger wegwerfen! Und: den Druck auf die Politik aufrechterhalten! Eben wird der Klimaschutzplan 2050 des BMUB von der Regierung verwässert – so werden wir die Pariser Grenzen überschreiten… -Gerhard Hofmann-