Hendricks: „Deutschland muss ökologischen Fußabdruck auf verträgliches Maß reduzieren“

Internationale Konferenz berät über Konzept der planetaren Belastungsgrenzen

Trotz aller Reden und Bekenntnisse steigt der Druck auf die Umwelt weiter weltweit stark an – und das, obwohl den meisten längst klar ist, dass künftig innerhalb planetarer Belastungsgrenzen (Planetary Boundaries) gewirtschaftet werden muss. Zu diesem Ergebnis kam bereits 2009 eine internationale Forschergruppe um Prof. Johan Rockström. Im Rahmen der zweitägigen Konferenz „Making the planetary boundaries concept work“ von BMUB, UBA und DBU diskutieren 400 Interessierte, wie dieses Konzept in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in die Tat umgesetzt werden kann.

Laut Bundesumweltministerin Barbara Hendricks drohen aktuell 17.000 Arten weltweit auszusterben, 25 Prozent davon Säugetiere; 40 % der Bienenvölker hätten den vergangenen Winter nicht überlebt – und die Bienen seien ein milliardenschwerer Wirtschaftsfaktor. Eine Ursache für das Abnehmen der Artenvielfalt sei die industrielle Landwirtschaft. Seit der Industrialisierung sei das Wirtschaften von „Naturvergessenheit“ gekennzeichnet: „Wir müssen die Belastungsgrenzen unserer Umwelt respektieren; auch Deutschland muss seinen ökologischen Fußabdruck auf ein verträgliches Maß reduzieren. Wir sollten neben der Klimaneutralität bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Wirtschaftsweise anstreben, die alle Belastungsgrenzen der Umwelt respektiert.“

Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger: „Der weltweite Druck auf die Ökosysteme droht die Erde grundlegend zu verändern. Das Konzept der planetaren Belastbarkeitsgrenzen zeigt uns, dass wir unsere natürlichen Lebensgrundlagen an vielen Stellen gefährden. Wir müssen dringend umsteuern, um ein gutes Leben in der Zukunft zu ermöglichen.“

Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Dr. Heinrich Bottermann: „Wenn wir von planetaren Belastbarkeitsgrenzen sprechen, brauchen wir eine Vorstellung davon, in welchem Bereich wir frei handeln können. Das ist der Raum der Möglichkeiten – der Raum für Innovationen. Es geht darum, ein Leben in Würde für alle Menschen zu ermöglichen, ohne den Planeten zu zerstören.“

Die Bundesregierung hat sich – das stellte eine aktuelle Medienmitteilung des BMUB erneut heraus – bei der Neuauflage der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2016 am Konzept der planetaren Grenzen orientiert. Das Konzept soll – neben der Orientierung an einem Leben in Würde – Leitplanken für politische Entscheidungen bilden.

Das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen

Dem Konzept zufolge ist die Menschheit nicht nur durch den Klimawandel bedroht, sondern auch durch den rasanten Verlust an biologischer Vielfalt, die Störung der Nährstoffkreisläufe von Stickstoff und Phosphor sowie hohe ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Risiken durch den globalen Landnutzungswandel.

Das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen stützt sich einerseits auf naturwissenschaftliche Erkenntnisse, andererseits auf die Anwendung des Vorsorgeprinzips. Das Konzept wurde 2009 von einer internationalen Forschergruppe um Johan Rockström und Will Steffen begründet und 2015 weiterentwickelt. Für das Konzept wurde Johan Rockström 2015 mit dem Deutschen Umweltpreis der DBU ausgezeichnet (siehe: solarify.eu/hochstdotierter-umweltpreis-europas). Im Integrierten Umweltprogramm 2030 des BMUB wird die Einhaltung der ökologischen Grenzen als zentrale Herausforderung für die Umweltpolitik eingeordnet.

->Quellen: