Speichermonitoring veröffentlicht

Ende April 2017: 61.000 dezentrale Solarstromspeicher mit 400 MWh

Das Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH Aachen hat zum dritten Mal in Folge sein jährliches im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) erstelltes Speichermonitoring veröffentlicht. Der aktuelle Jahresbericht ist ab sofort zum Download verfügbar und zeichnet ein umfassendes Bild der Markt- und Technologieentwicklungen dezentraler Solarstromspeicher in Deutschland.

Im Rahmen des Monitorings wurde die Wirkung von Stromspeichern sowie die Markt- und Technologieentwicklung analysiert. Ein Ergebnis: Mit jeweils mehr als 17 Prozent der Anteile im Jahr 2016 dominieren die deutschen Anbieter SENEC und Sonnen deutlich den Stromspeichermarkt. Untersucht wurden Stromspeicheranbieter, die an dem KfW-Förderprogramm Erneuerbare Energien „Speicher“ teilnehmen.

[note Aus der Zusammenfassung: Im Fokus der Forschungsaktivitäten stehen:

  • Die Markt- und Technologieentwicklung von Solarstromspeichern (Kapitel 3),
  • die Abschätzung der durch einen vermehrten solaren Eigenverbrauch verursachten direkten Effekte auf Steuern und Umlagen (Kapitel 4), und
  • die Quantifizierung der erreichten Wirkungsgrade, der typischen Belastungshäufigkeiten und der Netzeffekte von Solarstromspeichern (Kapitel 5)

Der vorliegende Jahresbericht fasst alle wesentlichen Erkenntnisse des seit 2013 andauernden Speichermonitorings zusammen.

Umfang der dezentralen Speicherkapazitäten in Deutschland

In Deutschland wurde im Jahr 2016 fast jede zweite kleine PV-Anlage zusammen mit einem Batteriespeicher installiert. Ende April 2017 waren etwa 61.000 dezentrale Solarstromspeicher mit einer kumulierten nutzbaren Speicherkapazität von etwa 400 MWh an die deutschen Niederspannungsnetze angeschlossen. Die anspruchsvollen technischen Rahmenbedingungen der KfW-Förderung haben dabei einen messbar positiven Einfluss auf die gesamte Marktentwicklung entfaltet. (Kapitel 3.2.1)

Entwicklung der Endverbraucherpreise von Solarstromspeichern

Die Endkundenpreise von Solarstromspeichern sinken rasant. Lithium-Ionen-Speichersystempreise sind in den letzten vier Jahren um über 50 % gefallen. Mit durchschnittlichen System-Endverbraucherpreisen unterhalb von 1.500 €/kWh werden Speichersysteme auf Lithium-Ionen-Basis somit für private Endverbraucher zunehmend wirtschaftlich attraktiv. Der Markteintritt mehrerer großer Unter-nehmen aus der Automobilbranche in den Speichermarkt hat zudem die Erwartungen an weitere zukünftige Preissenkungen verstärkt. Der Grund hierfür sind insbesondere Synergieeffekte durch die wachsende Bedeutung der Elektromobilität. (Kapitel 3.2.6)

Verwendete Speichertechnologien

Der Marktanteil von Speichersystemen mit Lithium-Ionen-Batterien ist unter anderem aufgrund der rasant fallenden Speichersystempreise seit 2013 kontinuierlich gestiegen und liegt derzeit bei über 95 %. Blei-Säure-Speicher, die noch bis Mitte 2014 relevante Marktanteile innehatten, sind heute nahezu vollständig aus dem Markt gedrängt. Alternative Speichertechnologien, wie Redox-Flow- oder Hochtemperaturbatterien, spielen im kommerziellen Heimspeichermarkt derzeit keine nennenswerte Rolle. (Kapitel 3.2.4)

Motivation zur Investition in Solarstromspeicher

Ein Großteil der heutigen Betreiber von dezentralen Solarstromspeichern möchte mit seiner Investition insbesondere einen eigenen Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten und sich dabei langfristig gegen steigende Strom-preise absichern. Daneben steht für viele Betreiber auch ein generelles Interesse an der Technologie im Vordergrund. Die persönliche Erwartung an einen wirtschaftlich profitablen Betrieb des Speichersystems ist seit 2013 von etwa 50 % auf heute rund 60 % der befragten Betreiber angestiegen. (Kapitel 3.2.7)

Direkte Effekte des Eigenverbrauchs auf Steuern und Umlagen

Die Reduzierung der maximalen Einspeiseleistung von geförderten Solarstromspeichern bewirkt ohne Netzausbau einen signifikanten Anstieg der insgesamt integrierbaren PV-Leistung. Eine Ausstattung aller neuen kleinen PV-Anlagen mit netzdienlichen Speichern verdoppelt somit ohne Infrastrukturmaßnahmen die Aufnahmefähigkeit der Verteilnetze für PV-Einspeisung.

Dezentrale Speichersysteme erhöhen durch ihren Betrieb die Menge des lokal selbstverbrauchten Solarstroms. In Summe wird somit weniger Strom aus PV-Anlagen in das öffentliche Netz eingespeist, während gleichzeitig aufgrund der erhöhten Autarkie dieser Haushalte geringere Strommengen aus dem öffentlichen Netz bezogen werden. Die sich hieraus ergebenden monetären Effekte für die öffentliche Hand sind gering: Im Jahr 2016 wurde durch PV-Speichersysteme eine Gesamtmenge von etwa 165 GWh Solarstrom lokal selbstverbraucht.

Dies hat folgende Auswirkungen:

  • Da selbstverbrauchter PV-Strom nicht vergütet werden muss, wird das EEG-Konto um 21 Millionen Euro entlastet.
  • Gleichzeitig werden von PV-Speicherbetreibern durch geringeren Netzbezug 9 Millionen Euro an EEG-Umlage nicht gezahlt.
  • Bei Berücksichtigung der Umsatzsteuer auf den Kauf oder den Betrieb der Speichersysteme ist die Bilanz der sonstigen Umlagen und Steuern ausgeglichen.
  • Entgangene Netzentgelte und Konzessionsabgaben summieren sich im Jahr 2016 zu 13 Millionen Euro.

Die Gesamtbilanz von Steuern, Umlagen und Abgaben ist für alle im Jahr 2016 betriebenen PV-Anlagen mit Speicher somit in etwa ausgeglichen. (Kapitel 4.2.7)

Technische Ausgestaltung unterschiedlicher Solarstromspeicher

Umfangreiche Messungen im Labor sowie an privat betriebenen Speichersystemen erlauben tiefgehende Analysen der erreichten Autarkiegrade sowie der tatsächlichen Netzentlastung. Dabei zeigt sich, dass alle untersuchten Speichersysteme technisch dazu in der Lage sind, die erwartete Netzdienlichkeit zu erfüllen. Intelligent betriebene Speichersysteme sind dabei sowohl dem Stromnetz als auch dem Endkunden von Nutzen. (Kapitel 5.2)

Die andauernde hochauflösende Vermessung von Speichersystemen im Feld ermöglicht es, Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Konzepte zu quantifizieren und somit Handlungsempfehlungen für Systemhersteller und Verbraucher zu formulieren. (Kapitel 5.2)]

Folgt: 60 Millionen für Erforschung von Energiespeichern