Jährlich 21,5 Mio. Klima- und Umweltflüchtlinge

Naturkatastrophen und Umweltzerstörung  immer häufigere Fluchtursachen für 200 Millionen von 2008 bis 2015

Umweltorganisationen schätzen, dass jedes Jahr durchschnittlich 21,5 Millionen Menschen vor Dürren, Stürmen oder Überflutungen fliehen, teilt die UNO-Flüchtlingshilfe mit. Neben Menschenrechtsfragen, werden die Auswirkungen des Klimawandels, vermehrte Naturkatastrophen und Umweltzerstörung zu den großen Herausforderungen für die zukünftige Arbeit in der Flüchtlingshilfe gehören.

Eine Folge des Klimawandels ist die Verdopplung der Naturkatastrophen in den vergangenen 20 Jahren, wodurch immer mehr Menschen zur Flucht gezwungen werden – oft über Landesgrenzen hinweg. Begrenzte natürliche Ressourcen, wie Trinkwasser, werden immer knapper. Die Lebensmittelversorgung ist in vielen Regionen der Welt schon jetzt ein Grund zur Sorge. Der begrenzte Zugang zu Ressourcen ist oft Auslöser für Konflikte, die Flucht und Vertreibung zur Folge haben können.

„Fluchtursachen und ihre Auswirkungen auf die Umwelt müssen zusammen gedacht werden: Konflikte zerstören die Umwelt und die Zerstörung der Umwelt führt zu Konflikten, indem Menschen ihre Lebensgrundlage entzogen wird und sie zur Flucht gezwungen werden“, so der Geschäftsführer der UNO-Flüchtlingshilfe, Peter Ruhenstroth-Bauer. „Darum brauchen wir innovative, nachhaltige und ganzheitliche Lösungsansätze auch bei der Hilfe für Flüchtlinge, um die Umwelt zu schonen.“ Alleine für Syrien wird geschätzt, dass die größten Wasserreservoire des Landes, die vor dem Konflikt  als Grundlage für lebenswichtige Landwirtschaft dienten, sich nahezu halbiert haben.

Daher müssen in die Flüchtlingsarbeit Umweltaspekte miteinbezogen werden. In UNHCR-Programmen ist dies schon heute an der Tagesordnung. Ein einfaches und praktisches Beispiel dafür sindSolarlampen, die es Flüchtlingskindern ermöglichen, auch bei Anbruch der Dunkelheit zu lesen und gleichzeitig Flüchtlingslager nachts sicherer machen. Seit vielen Jahren werden Solarkocher und energiesparende Herde an Flüchtlingsfamilien verteilt und nach der Ansiedlung vieler Flüchtlinge Wiederaufforstungs-Programme unterstützt.

Im Flüchtlingslager Azraq in Jordanien wurde in diesem Jahr eine von der IKEA Foundation finanzierte Solaranlage in Betrieb genommen, die 20.000 syrische Flüchtlinge mit Strom versorgt. Tausende Familien, die vor dem Krieg geflohen sind und seit Jahren in einer unwirtlichen Wüstenregion in Jordanien ausharren, können endlich ihre Telefone aufladen, Lebensmittel kühlen und nach Einbruch der Dunkelheit arbeiten und lesen. „Dies sind viele gelungene Beispiele, wie die Umwelt geschützt werden kann. Die UNO-Flüchtlingshilfe wird auch weiterhin alles tun, um Flüchtlingshilfe und Umweltschutz zu vereinen,“ so Ruhenstroth-Bauer.

Südsudan: Gewalt und Dürre

Mit einer Million Geflüchteter vom Südsudan nach Uganda hat Filippo Grandi, der UN-Flüchtlingskommissar, aktuell einen traurigen Rekord verkünden müssen. Die am schnellsten wachsende Flüchtlingskrise der Welt entstand im vom Krieg zerstörten Südsudan. Das Nachbarland Uganda nimmt die Menschen auf und gibt ihnen, so gut es geht, und mit Unterstützung des UN-Flüchtlingshilfswerks, Schutz. 85 Prozent der Neuankömmlinge in Uganda sind Frauen und Kinder. Sie erzählen von barbarischen Gewaltakten im Südsudan, vor denen sie geflohen sind. Bewaffnete Gruppen brennen Häuser mit Menschen nieder, töten Zivilisten vor den Augen der Angehörigen, vergewaltigen Frauen und Mädchen und entführen Jungen. Aber der vom Krieg erschütterte Südsudan ist gleichzeitig auch von Dürre und einer Hungerkatastrophe betroffen. Menschen fliehen vor Gewalt, der unsicheren Lage und den immer wieder aufflammenden Kämpfen.  Der kaum vorhandene Zugang zu Hilfsgütern und die kollabierte Wirtschaft des Südsudan haben dazu geführt, dass 100.000 Menschen vor dem Hungertod stehen. Eine Million Südsudanesen sind akut von einer Hungersnot bedroht.

Die Fluchtgründe werden durch den Klimawandel und seine Auswirkungen verstärkt. 200 Millionen Menschen auf der Welt waren zwischen 2008 und 2015 aufgrund von Naturkatastrophen auf der Flucht. Alleine für Syrien wird geschätzt, so berichtet der britische Independent,  dass die größten Wasserreservoire des Landes, die vor dem Konflikt  als Grundlage für lebenswichtige Landwirtschaft gedient hätten, sich nahezu halbiert hätten.

Ressourcen zur Bekämpfung der Auswirkungen des Klimawandels strategischer einsetzen

Grandi macht deshalb bei der Frage nach den Fluchtursachen auch deutlich, dass die Ressourcen strategischer eingesetzt werden müssen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen. Ruhenstroth-Bauer: „Die immer wieder geführte akademische Diskussion, ob der Klimawandel Auslöser für einen Konflikt und damit Fluchtursache geworden ist, ist letztlich obsolet. Denn ob Krieg und Gewalt oder Naturkatastrophe, beide Faktoren hängen zusammen und verstärken einander. Mit innovativen, nachhaltigen und ganzheitlichen Lösungsansätzen auch bei der Hilfe für die Geflüchteten muss Umweltschutz und Unterstützung für die Menschen gemeinsam umgesetzt werden“.

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