Stickstoff-Sünder-Liste

Überraschend: Deutsche nicht vorne

Der International Council on Clean Transportation (ICCT) hat in einem Whitepaper die Daten für insgesamt 541 Euro-5 und Euro-6 Diesel aus ganz Europa zusammengestellt – so entstand die erste Gesamtschau über „Dieselgate“ und den tatsächlichen Ausstoß von Stickstoffoxid (NOx). Alle Emissionsmessungen wurden unter realen Bedingungen durchgeführt, nach dem im September 2017 in Kraft getretenen Echtzeit-Emissionsverfahren (RDE). Die Mehrheit der Tests wurde mit einem Gerät zur Messung von Emissionen (PEMS) zur Emissionserfassung durchgeführt.

Größte Sünder nicht aus Deutschland

Die Tabelle über die Fahrzeuge der aktuellen Norm, Euro-6, bietet Überraschungen – so kommen die größten Sünder nämlich gar nicht aus Deutschland, dem Ausgangspunkt von Dieselgate, sondern aus Frankreich, Italien und Rumänien. Renault überschritt bei Tests von insgesamt 46 Fahrzeugen die vorgeschriebenen NOx-Werte im Schnitt um das 11,7-fache. Auf Platz zwei folgt Fiat mit 11,1-facher Überschreitung, allerdings lediglich auf Basis von zwei Tests. Dritter auf Basis von fünf Untersuchungen ist Dacia, die rumänische Marke, die zum Renault-Konzern gehört. Die weiteren Top-Ten der Sünder in absteigender Reihenfolge: Alfa Romeo, Nissan, Opel, Hyundai, Jeep, Suzuki und Ford.

Im September 2015, als die Nachricht über die von Volkswagen in den USA verwendeten illegalen Abgasregelsysteme in die Öffentlichkeit kam, war in Europa kein systematischer Überblick über die tatsächlichen -Emissionswerte von Fahrzeugherstellern und Modellen zu erhalten. In den folgenden zwei Jahren begann eine Reihe von Regierungsstellen in ganz Europa, Dieselfahrzeuge systematisch auf ihre Emissionswerte zu testen.

Auspuff FIAT 500x – Foto © Gerhard Hofmann, Agentur Zukunft für Solarify

[note Keine einzige Marke gehört einem deutschen Autokonzern. Zwar überschritten auch diese die Grenzwerte in der Regel deutlich. Mercedes zum Beispiel laut ICCT um das 4,5-fache, BMW um das 3,1-fache und VW noch um das 1,8-fache. Aber natürlich geht der Dieselgate-Skandal auf den kriminellen Einsatz von illegalen Abschalteinrichtungen durch VW in den USA zurück. Ein derart dreistes Verhalten wurde bisher noch keinem anderen Hersteller nachgewiesen.]

Der durchschnittliche Compliance-Faktor für die Euro-5 Diesel-Autos war  4,1, das bedeutet, dass die aktuellen Emissionen mehr als das 4-fache der gesetzlichen Grenzwerte von 180 mg/km betragen durfte. Bei Euro-6 Dieselfahrzeugen betrug der durchschnittliche Emissionsgrad das 4,5-fache der gesetzlichen Höchstgrenze von 80 mg/km. Der Unterschied zwischen einzelnen Fahrzeugmodellen ist besonders bemerkenswert, denn einige Euro-6-Diesel-Autos emittierten weniger NOxx, während andere den Grenzwert um den Faktor 12 überschritten. Nur 10% der getesteten Euro-6-Fahrzeuge erfüllten die Euro-6-Grenzwerte auf der Straße.

Die Analyse beinhaltet nicht nur NOx-Testergebnisse, sondern fügt auch Informationen über den realen CO2-Ausstoß für jedes Fahrzeugmodell hinzu. Für die in der Studie enthaltenen Euro-5 und Euro-6 Fahrzeuge, welche die Modelljahre 2011 bis 2015 abdecken, lag die durchschnittliche CO2-Divergenz bei etwa 30%. Die Diskrepanz bei neueren Fahrzeugen ist sogar noch höher, etwa bei Pkw von 2015, die durchschnittlich 40% mehr CO2 ausstoßen und 40% mehr Kraftstoff verbrauchen als beworben.

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