Kohlenwasserstoff-Verbindungen biologisch oder synthetisch herstellen

Abschied vom Verbrennungsmotor?

Roland Baar, Professor für Fahrzeugantriebe an der TU Berlin, nannte in mehreren Interviews die Diskussion über den Verbrennungsmotor „in großen Maßen absurd“. Denn er bleibe für den Schwerlastverkehr, für die Schifffahrt oder das Flugwesen auch zukünftig unverzichtbar, sagte er dem inforadio des RBB und dem Berliner Tagesspiegel. Es komme darauf an, fossile Brennstoffe durch synthetische und damit umweltneutrale Energieträger zu ersetzen.

Tesla, ladend – Foto – Gerhard Hofmann für Solarify

inforadio-Wissenschaftsredakteur Thomas Prinzler hat am 11.02.2018 mit Roland Baar, seit 2011 Professor für Verbrennungskraftmaschinen an der TU Berlin, über die Zukunft der Mobilität gesprochen, über Dieselmotoren und Elektroantriebe. Der erklärte auch, warum der avisierte Umstieg auf E-Autos in Frankreich, Norwegen oder China nicht mit der Situation in Deutschland zu vergleichen ist. Baar nannte einen „Haufen ungelöster Probleme“, zum Beispiel, dass wir viel zu wenig Speicherkapazität haben, Oder, dass ein E-Auto bei der Herstellung mehr CO2 als ein Verbrenner mache.

vom Tagesspiegel sagte der „Professor für Verbrennungsmotoren“ am „Einen modernen Diesel kann man natürlich bedenkenlos kaufen“. Denn der Dieselmotor habe weiter eine klare Existenzberechtigung. Umso problematischer sei es, dass Diesel-Halter durch Fahrverboten praktisch enteignet werden würden. Man würde ihnen sagen: Dein Auto ist nichts mehr wert. Baar: „Ich weiß nicht, ob sich alle dieser Konsequenzen bewusst sind.“ Das Steuerprivileg für den Diesel hält er für gerechtfertigt. Denn die Herstellung von Diesel-Motoren sei teurer als die von Benzinern und der Diesel stoße weniger CO2 aus. Diesel der jüngsten Generation seien „sehr sauber, sowohl beim Ruß als auch bei den Stickoxiden (NOx). Die neuen Testverfahren (RDE: Real Driving Emissions) nähern sich der Realität auf der Straße immer weiter an. Für die älteren Motoren muss man technische Lösungen finden.“

Baar, bis 2006 selbst Motorentwickler bei Volkswagen, sieht die Automobilindustrie durch das Dieselgate „auf dem Niveau der Tabak- und Chemieindustrie gelandet, trotz emotional positiv besetzter Produkte. Und der Standort Deutschland hat ebenfalls gelitten. Unser Land hat kaum Rohstoffe, unsere Stärke ist unser Wissen, das Know-how und die Innovationskraft unserer Ingenieure. Der Diesel-Skandal ist für die ganze Nation ein Super-GAU.“

Lösung Elektroautos?

Baar findet diese Diskussion „absurd“. Denn wir verfluchten den Verbrennungsmotor ohne echte Alternative. Wer glaube, der Wechsel zur Elektromobilität werde einfach, ignoriere alle Fakten. Diese Fakten packt Baar in Fragen: Woher kommt der Strom? Wie verfügbar sind die Rohstoffe für Batterien? Reichweite und Ladezeiten sind nicht ausreichend. Es gebe so viele zentrale Fragen. Nicht nur angesichts dieser Fragen zeigte sich Baar überzeugt, dass der der Verbrennungsmotor uns alle überleben werde. 2030 werde es viel mehr Verbrennungsmotoren als heute geben. „Und Kohlenwasserstoff-Verbindungen, also Diesel, Benzin und Gas, werden für lange Zeit die besten Energiespeicher bleiben.“ Allerdings, so Baar, werde neben der CO2-Diskussion die Herausforderung bestehen bleiben, dass fossile Rohstoffe endlich sind. Daher müsse man möglichst bald dazu übergehen, Kohlenwasserstoff-Verbindungen auch biologisch oder synthetisch herzustellen. In Zukunft werde es ein größeres Portfolio von Antriebsarten geben:  Elektrifizierte Verbrennungsmotor-Fahrzeuge, Gasfahrzeuge, batterieelektrische Autos und Brennstoffzellen-Fahrzeuge. Die Batterie sei aktuell an ihrer Leistungsgrenze. So elegant ein Tesla auch aussehe, „auch er kann die Physik nicht verbiegen. Und gehen Sie mal in die Luft: Es wird irgendwann keinen Langstreckenflug mehr geben, wenn es keine flüssigen Kraftstoffe mehr gibt.“ Die eigentliche Frage sei daher: „Wie schafft man es, synthetische Kraftstoffe effizient herzustellen?“

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