CO2 aus Industrieabgas für Zapfhahn

Kohlensäure aus dem Schornstein

Wenn ausgerechnet zur Fußball-WM die Kohlensäure rar wird, wie etwa in England und Norwegen (dort kämpfen Bierbrauer angesichts des sommerlichen Kohlensäuremangeldarum, genügend Bier zu brauen, haben aber Probleme mit ) wird plötzlich klar, dass das jeden Sommer passiert. Ein Thurgauer Unternehmen bezieh s das CO2 nun direkt aus einem Industrieschornstein. Seit einem Jahr läuft die die Anlage in Sulgen schon als Pilotbetrieb – schreibt das Schweizer Tagblatt in einem von der Ostschweiz am Sonntag übernommenen Artikel.

Pub in Dublin – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die Hochdorf-Milchpulverfabrik (Swiss Nutrition AG) trocknet ihr Milchpulver mit Erd- oder Biogas aus der hauseigenen Anlage. Das dabei emittierte Kohlendioxid wird mittels einer Rauchgas-Rückgewinnungsanlage reduziert. Immerhin werden so rund 2.200 Tonnen CO2 pro Jahr vermieden. Mit Hilfe einer neuen Anlagentechnologie entzieht die Asco Kohlensäure AG (Romanshorn) dem Abgas CO2 und reduziert so den CO2-Ausstoß des Unternehmens um 10-15 Prozent.

Der Nachhaltigkeitsgedanke spiele für immer mehr Unternehmen eine entscheidende Rolle, wenn es darum gehe, Pro und Kontra einer Anlageninvestition abzuwägen – so das Unternehmen in einer Medienmitteilung. Im ersten Schritt des Verfahrens wird das Prozessgas vom Dampfkessel des Nahrungsmittelherstellers aufgefangen, gekühlt und in einem Gaswäscher vorgereinigt, um gröbste Verschmutzungen und Schwefelverbindungen zu entfernen. Anschließend wird das CO2 mittels einer speziellen Lösung absorbiert und durch den Einsatz von thermischer Energie wieder resorbiert. In den nächsten Verfahrensschritten wird das Gas komprimiert, weiter gereinigt, getrocknet und verflüssigt, damit es in Tanks gelagert werden kann. Der Rest des Rauchgases – hauptsächlich Wasserdampf, Stickstoff und Sauerstoff – geht zurück in die Atmosphäre.

Ein großer Teil des recycelten Gases wird in die Produktionsanlage des Nahrungsmittelherstellers rückgeführt, unter anderem wird es zur Inertisierung bei der Verpackung von Milchpulver verwendet. Der Vorteil einer Inertisierung mit CO2 liegt in der Elimination des Sauerstoffs. So verhindert Kohlendioxidgas, dass empfindliche Produkte wie Babynahrungspulver oxidieren.

Die Messer Schweiz AG, nach eigenen Angaben ist sie eines der führenden Industriegase-Unternehmen der Schweiz, hat die Anlage in Sulgen installiert. Messer liefert seit mehr 100 Jahren Industrie-, Medizinal-, Pharma- und Lebensmittelgase an Firmen in der Schweiz, an Kranken häuser und Forschungsinstitute. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiter und gehört zur Messer Group GmbH, dem weltweit größten eigentümergeführten Industriegase-Unternehmen mit über 5.500 Mitarbeitern und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz.

[note Auf den britischen Inseln rechnen Pub- und Brauereiverbände damit, dass einige Sorten in den nächsten Tagen ausgehen werden. Die größte britische Pub-Kette Wetherspoon kann laut der BBC bereits jetzt nicht mehr alle üblichen Biere und Apfelmoste anbieten. In Norwegen musste gar eine der ältesten Brauereien, der Bierproduzent Aass, vorläufig schließen. Dort kann momentan weder Bier noch Limonade produziert werden. Es gibt im Land noch CO2, doch das wird zuerst an Krankenhäuser verteilt – die Brauereien müssen warten.]

->Quellen: