Fragen zu einer biologischen Technik

Biologisch transformierte Technik „muss nachhaltig sein“

Technische, als Implantate in Lebewesen eingefügte Elemente wirkten zwar auf die Funktionen des Lebewesens ein, in der Regel bleibe das Lebewesen aber erhalten. Bei der Bewertung dieser Anwendungen, komme es sehr darauf an, welchen Zweck die eingesetzten technischen Elemente haben: „So gleicht ein Herzschrittmacher eine Funktionsart des Herzens aus, die das Leben des betroffenen Menschen gefährdet. Ähnlich ist zunächst auch die Implantation von Elektroden zur tiefen Hirnstimulation zu bewerten, wenn das Ziel die Behandlung einer Krankheit wie Parkinson oder Depression ist. Technik schützt Menschen hier vor den Auswirkungen der Natur. Eine vergleichbare Bewertung ist bei Prothesen vorzunehmen, die ganz in der Tradition der Technikinterpretation von Ernst Kapp (Kapp und Maye 2015) stehen, der Technik als Organersatz betrachtet. Möglicherweise wird jedoch bei den o. g. Implantaten im Gehirn eine Grenze überschritten, da eine Wesensveränderung von Menschen in diesem Fall nicht auszuschließen ist.“

Grundsätzlich könnten technische Implantate helfen, Menschen vor Krankheiten zu schützen und menschliches Leben lebenswert zu gestalten. Diene die Integration jedoch nicht diesem Zweck, sondern einer Optimierung von Menschen, treten Menschen in einen Wettbewerb mit technisch organisierten Systemen ein. Die negativen Aspekte der Technik, die Günther Anders in seinem Werk Die Antiquiertheit des Menschen beschreibt, würden hierdurch verstärkt.

Biologisch transformierte Technik „muss nachhaltig sein, d. h. ihr Einsatz darf die Chancen nachfolgender Generationen nicht mindern und hat ökologische, ökonomische und soziale Gegebenheiten zu berücksichtigen“. Technik müsse „gestaltbar“ sein – das Leben von Menschen müsse durch sie sicherer und besser werden. Hierfür bedürfe es natürlich eines Konsenses darüber, was unter einem „guten Leben“ zu verstehen sei. Nach Auffassung der Autoren „gehören hierzu auch die Befriedigung von natürlichen und kulturellen menschlichen Bedürfnissen sowie der Schutz der Natur, da Menschen der Natur angehören. Der Rahmen, der menschlichem Leben gesetzt ist, sollte durch Technik erweitert, nicht aber bestimmt werden. Dies gilt sowohl für Technik im Allgemeinen als auch für eine biologisch transformierte Technik. Es kommt deshalb darauf an, die Möglichkeiten menschlicher Einflussnahme zu nutzen und dafür zu sorgen, dass Technik menschlich ist Auch wenn dabei eine komplexe, nicht vollständig kontrollierbare Handlungskette zu berücksichtigen ist. der Grundstein zu einer menschlichen Technik wird da gelegt, wo Erfindungen erfolgen, Forschungsthemen gefördert, Unternehmensentscheidungen getroffen und Technologien akzeptiert werden. Das Bewusstsein für diese Verantwortung gilt es zu verstetigen und in einem disziplinübergreifenden Diskurs zu überführen, der sich auf Initiative der gemeinnützigen öffentlichen Forschung aufbauen ließe. Hier gilt es, bei der von der Politik angekündigten Ausgestaltung der Agenda Von der Biologie zur Innovation (CDU, CSU, SPD 2018) unterschiedliche Akteure zusammenzubringen und einen Diskurs zwischen unterschiedlichen Wissenschaften, Wirtschaftsunternehmen, NGOs, Öffentlichkeit und der Politik anzustoßen.“

In eigener Sache: Die Autoren und dieses Textes (neben Marzi Volker Knappertsbusch, Anne Marzi, Sandra Neumann, Görge Deerberg und Eckhard Weidner) sind in einem ingenieurwissenschaftlichen Umfeld tätig. Ihnen ist bewusst, dass sie den Themenkomplex „Biologische Transformationen“ nicht in allen seinen fachlichen Aspekten umfassend darstellen können. Trotzdem orientieren sie sich an der Aufforderung Erwin Schrödingers, über die eigenen Fachdisziplingrenzen hinauszugehen, um nicht zuletzt auch ihre eigene Arbeit besser reflektieren zu können. Aufgrund der thematischen Breite muss hierzu notwendigerweise an vielen Stellen auf Sekundärquellen zurückgegriffen werden, was die Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen, die in einzelnen Teilen des folgenden Textes besser zu Hause sind, den Autorinnen und Autoren nachsehen mögen. Bei der Vielzahl möglicher Herangehensweisen an das Thema erhebt der vorliegende Text keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Er soll aber als Einladung zu einem Diskurs verstanden werden, die sich an unterschiedliche Akteure und Disziplinen richtet.

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