„Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit“ gegründet

KIT, Wuppertal Institut, Leuphana Uni Lüneburg und Ecornet: „Interaktion und Kooperation von Wissenschaft und Gesellschaft erhöhen Sichtbarkeit“

Gemeinsam mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, der Leuphana Universität Lüneburg und dem Ecological Research Network (Ecornet) hat das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am 9. April das „Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit“ gegründet. Das Netzwerk versteht sich einer Pressemitteilung vom 11.04.2019 zufolge als Plattform über und für Reallabore, die im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung forschen und handeln – und lädt zum Mitmachen ein.

Klima, Energie, Stadtentwicklung, Mobilität, Beschäftigung, sozialer Friede: Auch in Deutschland wächst der Druck, auf existentielle Herausforderungen zukunftsfähige und gesamtgesellschaftlich getragene Antworten zu finden. Vor diesem Hintergrund werden Reallabore – eine neue, intensive Form der Interaktion und Kooperation von Wissenschaft und Gesellschaft – immer wichtiger. Mit dem Wuppertal Institut, der Leuphana Universität Lüneburg, dem Ecological Research Network und dem KIT haben insgesamt zehn auf dem Gebiet der Nachhaltigkeitsforschung wie auf dem Gebiet der Konzeption und des Einsatzes von Reallaboren vielfach ausgewiesene Forschungseinrichtungen nun das „Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit“ ins Leben gerufen.

Das neue Netzwerk versteht sich als Plattform der Information, Kommunikation und Kooperation über und für Reallabore und ist hierzulande das erste seiner Art. „Interessierten wie Aktiven möchten wir eine Heimat bieten; darüber hinaus das, was an Reallabor-Aktivitäten in den letzten fünf Jahren entstanden ist, sichtbar machen“, sagt Oliver Parodi vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT, der das Netzwerk initiiert hat.

Die Mitglieder des Netzwerks orientieren sich an Nachhaltigkeitskonzepten, wie sie der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) oder die Vereinten Nationen in den „Sustainable Development Goals“ vorgelegt haben. Mit lokal unterschiedlichen Schwerpunkten erarbeiten sie Wissen für die großen globalen Herausforderungen und starten konkrete Veränderungsprozesse vor Ort. „‘Forschung und Praxis Hand in Hand für eine nachhaltigere Zukunft‘ – das ist unser Ansatz“, unterstreicht Mitbegründer Professor Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts.

Noch befindet sich das „Netzwerk Reallabore der Nachhaltigkeit“ in der Gründungsphase. Umso mehr sind Interessierte willkommen, die sich einbringen wollen: „Vom Austausch und der Zusammenarbeit im Netzwerk können alle profitieren“, betont Mitbegründer Professor Daniel Lang von der Leuphana Universität Lüneburg. So bietet die Webseite www.reallabor-netzwerk.de bereits jetzt eine Fülle an Informationen; für 2020 ist die erste Tagung geplant.

Durch die wissenschaftliche Begleitung der konkreten Reallabore erfahren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehr darüber, wie gesellschaftliche Veränderungen ablaufen. Dieses Wissen dient dazu, erfolgreiche Lösungsansätze von einer Region in andere zu übertragen.  „Reallabor-Forschung ist auch eine gute Quelle für neue Politikansätze auf der Ebene der Bundesländer, der Bundesregierung oder der Europäischen Union“, erläutern die Ecornet-Sprecher Camilla Bausch und Thomas Korbun.

Dem neuen Netzwerk beitreten können Personen, Organisationen und Reallabore, aber auch vergleichbare transdisziplinäre und transformative Initiativen. Insbesondere Kommunen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und zivilgesellschaftliche Akteure sind zur Mitwirkung aufgefordert, des Weiteren Unternehmen und staatliche Einrichtungen.

Stichwort „Reallabor“

(englisch: real-world laboratories) sind Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, in denen Wissenschaft und Gesellschaft gemeinsam an praktischen Lösungen für eine zukunftsfähige Lebens- und Wirtschaftsweise arbeiten. Typisch für Reallabore sind ihre transdisziplinäre Anlage, ihr experimentelles, auf Transformation abzielendes Vorgehen und eine Atmosphäre des Voneinander-Lernens. An Reallaboren beteiligen sich Hochschulen, Kommunen und staatliche Institutionen, aber auch Verbände, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen. Zivilgesellschaft und Bürgerschaft sind dabei wichtige und starke Partner. Da ihre Ergebnisse auf kooperative und partizipative Weise zustande kommen, verstehen Reallabore sich als Treiber einer in Nachhaltigkeitsfragen handlungsfähigen Gesellschaft. Schwerpunkt der deutschen Reallabor-Szene ist Baden-Württemberg, daneben Nordrhein-Westfalen.

->Quellen und weitere Informationen: