Klima-Promi-Sause gerät zum CO2-Exzess

Stars wollten auf Sizilien Klima retten – reisten jedoch klimaschädlichst an

Drei Tage lang trafen sich zahlreichen Berichten zufolge die Reichen und Schönen – von Prinz Harry bis Leonardo die Caprio – im sizilianischen Luxus-Hotel Verdura Resort bei Agrigent zum Google Camp – und diskutierten über die Rettung des Weltklimas zu diskutieren. Bizarr: Ihre An- und Abreise konterkariert das Thema – ein Kerosin- und Diesel-Exzess. Die Besitzer dicker Geldbeutel und belastbarer Kreditkarten waren bereits zum 12. Mal (nach anderen Quellen zum 7. Mal) von den Google-Gründern Larry Page und Sergey Brin zum exklusiven Ereignis unter Palmen eingeladen.

Bildmontage © Gerhard Hofmann für Solarify

114 Privatjets schwebten zum Google Camp auf der italienischen Insel ein; dutzende Privatyachten sollen gesichtet worden sein und diverse Luxuslimousinen, hochgezüchtete Sportwagen und Luxus-SUVs machten die Insel unsicher. Die Vermutung liegt nahe: Die Stars bliesen erstmal tonnenweise Kohlendioxid in die Atmosphäre – und parlierten anschließend darüber, was unsereiner dazu tun kann, genau das künftig zu vermeiden.

Aus der Verdura-Resort-Webseite: „Das Verdura Resort liegt direkt am Mittelmeer, auf 230 Hektar Land und hat einen fast zwei Kilometer langen privaten Küstenabschnitt. Es verfügt über zwei von Kyle Phillips gestaltete Golfplätze, einen 60 Meter langen Infinity Pool, sechs Tennisplätze, ein Weltklasse Spa, vier Restaurants, fünf Bars und vieles mehr. Das Hotel schmiegt sich perfekt in die Umgebung ein, so dass Sie sich von Ihrem Zimmer aus ganz mit der Landschaft verbunden fühlen. Auf Ihrer eigenen Terrasse genießen Sie ein wahres Gefühl von Freiheit und einen weiten Blick auf das azurblaue Mittelmeer . Vor allem aber ist es ein Ort, an dem Sie unübertroffenen Service erleben werden.“

784 Tonnen Kohlendioxid für die Klimarettung

Die Boulevardzeitung New York Post hat 784 Tonnen zusätzliches klimaschädliches Kohlendioxid allein für die Anreisen per Privatjets ausgerechnet. Von allen anderen Flügen, Fahrten und Schiffstouren war bei der NYP-Kalkulation noch nicht einmal die Rede. Das Treffen wurde ausdrücklich für die Reichen und Superreichen organisiert. Google soll dafür 20 Millionen Euro hingeblättert haben. Das Google-Camp steht in inoffizieller Konkurrenz zum Weltwirtschaftsgipfel in Davos, das bei völlig anderen Temperaturen und in der Schweiz stattfindet.

Natürlich haben die Teilnehmer, darunter laut Forbes auch Mark Zuckerberg und Tom Cruise, sehr weite Anreisewege. „Da kann man sich sicherlich nicht immer einen Bus teilen. Aber der Symbolik, die das entfaltet, kann man sich schon bewusst sein. Das gilt vor allem für Menschen wie den Royal Harry und Leonardo DiCaprio, die seit Jahren öffentlichkeitswirksam gegen die Klimakrise trommeln,“ schreibt jetzt.de.

Die Kolumnistin Barbara Ellen glossiert im britischen Guardian nicht nur das Treffen, sondern auch die (teils spießigen) Reaktion der Medien: „Es ist wohlfeil, sich über Öko-Promis zu mokieren – ja, die Gäste von Google haben Tonnen von CO2 erzeugt, aber zumindest schärften sie das Bewusstsein. Es war eine der größten ökologischen Herausforderungen unserer Zeit – wie transportieren wir Prominente sicher und verantwortungsbewusst zu globalen Umweltgipfeln, damit sie den Rest von uns besser über CO2-Emissionen aufklären können? Die Welt war ganz aus dem Häuschen über das dreitägige Camp Google-Promi-Massentreffen von rund 300 prominenten Umweltaktivisten wie Bill Gates, Mark Zuckerberg, Leonardo DiCaprio, Bradley Cooper, Katy Perry, Orlando Bloom, Bono, Chris Martin und anderen im luxuriösen Verdura Resort auf Sizilien – zu viele, um sie aufzulisten, gerüchteteweise (aber nicht gesichtet) sogar Barack Obama. Nicht zu vergessen Prinz Harry, der Berichten zufolge eine mitreißende Rede über die Umwelt hielt – barfuß!… Vermutlich wurde die 20-Millionen teure Öko-Sause zumindest teilweise durch die laufende Steuervermeidung von Google ermöglicht…“ Ellen vermutet „eine sicherlich intellektuell anregende Debatte der Schönen und Reichen darüber, wie ‚wir‘ (gemeint sind ‚wir‘, nicht sie‘) die Ressourcen der Erde schonen müssen. Danach zogen sich die Prominenten, von den Schrecken der globalen Umweltkatastrophe verfolgt, zurück, um sich in ihren Gratis-Suites zu entspannen.“ (Der Preis für das Exquisite Europa-Paket: „ab“ € 4.217 für drei Übernachtungen inklusive Hubschrauberflug – dass es auch Zimmer für € 200 gibt, lassen die Mäkler-Medien aber lieber weg.) Doch dann kommt Ellen zu einer „ernste Frage: Wie erwarten die Menschen, dass sich Öko-Promis bewegen? Wenn sie Unterstützung leisten, wie Emma Thompson es bei der jüngsten Kundgebung der Extinction Rebellion in London tat, laufen sie Gefahr, unter der heißen Sonne der Verurteilung von Öffentlichkeit und Medien gegrillt zu werden. Ist das fair? Vermutlich rechtfertigt die Werbung, die ein Promi erzeugt, den Kohlenstoff. … Nicht, dass dies die gigantische Überschreitung und abweisende Unaufrichtigkeit von Camp Google entschuldigt. Es lohnt sich jedoch zu fragen, ob sich die Geißelung der Motivationen und Emissionen von Öko-Promis – schnell zu einem verbreiteten Trendport entwickelt. Während es immer großen Spaß macht, die Heuchelei der Promis anzuprangern, ist unsere eigene nicht sonderlich fern.“

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