Startschuss für Forschungsnetzwerk Wasserstoff

Expertenrunde

In der Expertenrunde forderte Jürgen Wollschläger, Geschäftsführer der Raffinerie Heide GmbH und Projektkoordinator des vom BMWi geförderten Reallabors „Westküste 100“, man müsse die Bevölkerung mit- und ihre Berührungsängste ernstnehmen, offen mit den Gefahren umgehen.

Entsprechend wies Oliver Weinmann, Geschäftsführer Vattenfall Innovation und Vorsitzender des NOW-Beirats, auf die Wichtigkeit der Akzeptanzforschung hin: „Wie kriegen wir Wasserstoff in den Markt? Der Wärmemarkt wird auch kommen – das wird etwas dauern.“

Karsten Lemmer, Fachvorstand für Energie und Verkehr beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und Mitglied im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung, sagte, Wasserstoff besitze bereits eine 120jährige Tradition, daher sei kompaktes Wissen schon vorhanden. „Jetzt muss man gemeinsam das Thema betrachten, daher ist das Netzwerk wichtig. Wenn man das große breite Feld zur Zusammenarbeit bewegen kann, ist mir nicht bange.“ Aus Invention müsse Innovation kommen.

Robert Schlögl, Direktor am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin und Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr sowie stellvertretender Vorsitzender im Nationalen Wasserstoffrat der Bundesregierung, nannte es den „Fehler aus der Energiewende 1.0“, dass man sich nur auf die (Strom-)Erzeugung konzentriert habe, „den sollten wir jetzt nicht wiederholen“.

Schlögl kritisierte den Begriff „Akzeptanz“ – es müsse um „Partizipation“ gehen: „Das Energiesystem ist schließlich nicht für uns da, sondern für die Nutzer. Aber: Wissen die eigentlich, wie viel ideologischer Hintergrund hinter manchen Statements steckt?“ Wir müssten den Gebrauch der Energiewende „wirklich ernstnehmen“. Die Interaktion zwischen Wissenschaft und Politik funktioniere ganz gut, das zeige sich in den vielfältigen wissenschaftlichen Beratungsinstitutionen. Aber: „Wie kommt die Politik eigentlich zu Entscheidungen?“ Die Wissenschaft gehe auf diese Prozesse manchmal zu wenig ein.

Wichtig war Schlögl, den viel zitierten Gegensatz zwischen Grundlagen- und Anwendungsforschung aufzuheben – der sei falsch. Darin bestehe der Grund für das Netzwerk: „Von der Grundlagenforschung über die Anwendung zur Nutzung zu kommen“. Es gebe eine Tendenz dazu, dass manche zuerst klären wollten wer der beste sei, oder wo das Risiko liege – ein falsches Erwartungsmanagement sei „der sichere Weg zum Scheitern“.

 

Gefragt, welches Thema den Diskussionsteilnehmern das wichtigste in der Wasserstoffforschung sei, antworteten

  • Weinmann: Die Wasserstoffproduktion mittels Elektrolyse, weil der Strompreis die Kosten bestimmt;
  • Lemmer: Erzeugung-Transport-Speicherung; direkte Nutzung von Solarthermie zur Wasserstoff-Gewinnung;
  • Wollschläger: Woher kommt das Wasser? Andere Quellen erschließen, etwa Abwasser, Kläranlagen?
  • Schlögl: Die naturwissenschatflichen Grundlagen in den Vordergrung stellen! Wo gibt es mögliche Effizientgewinne, und wo sind die Bottlenecks? Angesichts vieler Antworten muss man tiefer bohren.

Mit der Auftaktveranstaltung startet auch der Konsultationsprozess zu Forschungsstrategien für Wasserstofftechnologien im 7. Energieforschungsprogramm. Mitglieder des Forschungsnetzwerks Wasserstoff können sich jetzt online an den Konsultationen für einen Förderaufruf des BMWi beteiligen, der noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll.

Das neue Forschungsnetzwerk Wasserstoff bietet Expertinnen und Experten ein technologieoffenes, interdisziplinäres Forum. Hier können sich Akteure aus verschiedenen Forschungsdisziplinen und der Praxis vernetzen und sich zu Ergebnissen sowie Handlungsbedarfen untereinander austauschen. Es bietet gleichzeitig die Möglichkeit zur Partizipation an Konsultationsprozessen zu energieforschungspolitischen Fragestellungen und erhöht die Transparenz in der Förderpolitik. Der ressortübergreifende Ministerialbeirat des Forschungsnetzwerks stellt den Austausch an der Schnittstelle zu fachpolitischen Prozessen sicher.

Innovative Technologien marktreif machen

Die Mitglieder des Netzwerks erarbeiten Empfehlungen zur zukünftigen Ausrichtung der Innovations- und Forschungsförderung der Bundesregierung zu Wasserstofftechnologien. Der Fokus liegt auf Forschung & Innovation, Demonstrationsvorhaben zur Erprobung der Marktreife bereits entwickelter Technologien sowie marktnahe Reallabore zur Marktvorbereitung und Unterstützung von deren Markteinführung.

Da Wasserstoffforschung ein sehr breites Themenspektrum umfasst, wird das Netzwerk in Arbeitsgruppen unterteilt. Ein Vorgehen, das sich bei bereits bestehenden Netzwerken bewährt hat. Als Struktur für die künftige Netzwerkarbeit werden folgende Themenfelder vorgeschlagen, aus denen heraus sich die einzelnen Arbeitsgruppen bilden können:

  • Themenfeld 1: Erzeugung von Wasserstoff und Folgeprodukten
  • Themenfeld 2: Speicherung
  • Themenfeld 3: Infrastruktur und Transport
  • Themenfeld 4: Nutzung und Verwendung
  • Themenfeld 5: Standardisierung und Qualitätsmanagement
  • Themenfeld 6: Übergeordnete Technologien (Sicherheitstechnik, Zähler, etc.)

->Quellen: