93% der Entrepreneurs For Future wollen höheren CO2-Preis

Klimastudie der Wirtschaft

Auch beim Klimastreik am 19.03.2021 stand die innovative Wirtschaft wieder an der Seite der FridaysForFuture – so eine Medienmitteilung der Entrepreneurs For Future. Anlässlich des globalen Klimastreiks veröffentlichen diese eine neue Klimastudie, die zeigt: Klimaschutz steht bei den Unternehmen trotz Corona ganz oben auf der Agenda. Nur – dazu gehen die politischen Instrumente der Bundesregierung den meisten Unternehmen nicht weit genug.

Kohlekraftwerk: CO2, Strommast und Kühlturm – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

„93 Prozent der Unternehmen halten den jetzigen CO2-Preis von 25 Euro je Tonne für zu niedrig – das ist ein starkes Signal aus der Wirtschaft an unsere Bundesregierung für mehr Klimaschutz“, ist Katharina Reuter (Mit-Initiatorin Entrepreneurs For Future/ Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft) überzeugt. Im Rahmen der aktuellen Studie wurden Unternehmen aus mehr als 25 Branchen zu geforderten und bereits implementierten Klimaschutzmaßnahmen befragt.

Matthias Kannegiesser (Geschäftsführer time2sustain GmbH), der die Studie leitete, wertet die Ergebnisse als Plädoyer für faire Marktbedingungen beim Klimaschutz: „Die Wirtschaft ist eigentlich ready, startklar – aber der politische Rahmen bremst das Klima-Engagement aus. Hier müssen endlich die Bremsen gelöst werden, damit der Klimaschutz vom unternehmerischen Tempo profitieren kann.“

Highlights der Studienergebnisse:

  • Klimaschutz trotz Corona? Für 95 Prozent der Unternehmen ist Klimaschutz/ Nachhaltigkeit jetzt genauso wichtig oder wichtiger als vor der Corona-Pandemie
  • CO2-Preis: Für 93 Prozent der Unternehmen ist der jetzige CO2-Preis von 25 Euro je Tonne zu niedrig.
  • Investitionsanreize: Obwohl die Studie Frontrunner und nachhaltige Pionierunternehmen befragt (die bereits in CO2-Reduktion investiert haben), würden mehr als ein Drittel (37%) bei höheren CO2-Preisen noch weitere Investitionen in Klimaschutz vornehmen.
  • Erneuerbare Energien: Knapp 90 Prozent der Unternehmen fordern ein höheres Ausbauziel 2030 als die von der Bundesregierung geplanten 65 Prozent.
  • Best-Practice: Die Mehrheit der befragten Unternehmen setzt bereits vielfältige betriebliche Klimaschutzmaßnahmen um, wie etwa den Einsatz von Ökostrom und Ökogas (73%) oder Bahnfahren statt Fliegen (66%).

„Ein zunehmend wachsender Teil der Wirtschaft versteht, dass es ohne stabile Rahmenbedingungen beim Klima zu große Unsicherheiten für die Wirtschaft gibt“, so David Wortmann (Mit-Initiator Entrepreneurs For Future/ Eco Innovation Alliance). Und weiter: „Unternehmen zeigen heute schon, dass sie mit klimaneutralen Geschäftsmodellen oder Technologien zur Lösung der Klimakrise beitragen können. Nur dafür brauchen sie einen hohen CO2-Preis, damit die Logik der Marktwirtschaft auch greifen kann, klimaneutrales Wirtschaften wettbewerbsfähig zu machen“. Sebastian Olényi (Geschäftsführer sustentio GmbH): „Die Studie zeigt: Unternehmen wünschen sich wahre Preise und positive Anreize für nachhaltiges Wirtschaften. Zeit für mutige Weichenstellungen – bei Unternehmen und Politik“.

Anna Alex (Co-Gründerin von Planetly) bestätigt das aus der Praxis: „Wir messen und reduzieren täglich den CO2-Ausstoß von Unternehmen verschiedenster Branchen und wissen daher: Die Wirtschaft will und kann Klimaneutralität. Der jetzige CO2-Preis ist allerdings mutlos. CO2-Preise müssen ambitioniert und lenkungswirksam für alle Branchen und Unternehmen sein. Dann erst gibt es faire Wettbewerbsbedingungen für klimaneutrales Wirtschaften.“

Über die Untersuchung:

  • Es wurden die Daten von 437 Unternehmen ausgewertet. Die Befragung lief 6 Wochen.
  • Teilgenommen haben mehrheitlich kleine und mittlere Unternehmen und Mittelständler sowie einzelne Großunternehmen.
    • 56 Prozent Dienstleistungen
    • 33 Prozent produzierendes Gewerbe/ Hersteller & Handel
    • 11 Prozent Grundindustrien
  • 90 Prozent der Unternehmen haben ihren Sitz in Deutschland.

Die Studie wurde für Entrepreneurs For Future ehrenamtlich durchgeführt vom Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW e.V.) in Kooperation mit sustentio und time2sustain.

Hintergrund: Die Entrepreneurs For Future stehen für mehr als 5.000 Unternehmen, mehr als 300.000 Arbeitsplätze und mehr als 42 Mrd. Euro Jahresumsatz. Die Vielfalt der unterzeichnenden Unternehmen zeigt, wie breit heute Klimaschutz in der Wirtschaft verankert ist. Neben klassischen Großunternehmen gehören auch namhafte Mittelständler, zahlreiche „hidden champions“ aus Branchen wie Maschinenbau oder IT-Infrastruktur ebenso wie die stark vertretene Startup-Szene dazu. Es sind Unternehmen aller Branchen und Größen dabei („MA“ = Mitarbeiter):

  • Großunternehmen: z.B. Remondis (30.000 MA), Enercon (13.000 MA), Veolia (12.000 MA)
  • Maschinenbau: z.B. Elobau GmbH (900 MA), Fella Maschinenbau GmbH, Werkzeug Weber
  • Mittelstand/ Familienunternehmen: z.B. HiPP (3.700 MA), Werner & Mertz (1.200 MA), Alnatura (3.100 MA)
  • E-Commerce/ Software/Apps: z.B. idealo (1.100 MA), Blinkist, Paessler AG, combit.net
  • Nachhaltigkeitspioniere: Weleda (2.500 MA), Lebensbaum, GLS Bank (700 MA), Naturstrom (400 MA), GEPA, Dr. Bronners
  • Unternehmen wie die Badenova, Phineo AG, WBS Training (1.000 MA), Pro Potsdam (städtischer Unternehmensverbund), Apotheken, Hotels …

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