Sicherer und gerechter Lebensraum für Mensch und Planet

Eine Untersuchung der Earth Commission

„Die Grenzen des Planetensystems nicht überschreiten, im Einklang mit den nachhaltigen Entwicklungszielen stehen“: In einer neuen, in der Zeitschrift Earth’s Future open access veröffentlichten Studie, hat einer Medienmitteilung des PIK-Potsdam-Instituts zufolge ein internationales Team von Forschenden der Earth Commission seinen Ansatz zur Definition eines „sicheren und gerechten Lebensraums für Menschen und Planeten“ dargelegt. Dieser Ansatz wird der Earth Commission bei der Abschätzung helfen, welche Bedingungen unserem Planeten dabei unterstützen können, gefährliche Kipppunkte zu vermeiden und eine gerechte Verteilung von Risiken, Verantwortlichkeiten und Ressourcen für alle sicherzustellen.

Sicherer und gerechter Lebensraum für Mensch und Planet – Earth Commission-Studie – Grafik © PIK-Potsdam, open access, CC-BY 4.0

Der Ansatz soll der Earth Commission bei der Abschätzung helfen, welche Bedingungen unserem Planeten dabei unterstützen können, gefährliche Kipppunkte zu vermeiden und eine gerechte Verteilung von Risiken, Verantwortlichkeiten und Ressourcen für alle sicherzustellen. Johan Rockström ist einer der Ko-Vorsitzenden der Earth Commission und Erstautor der Studie sowie Direktor des PIK-Potsdam-Instituts – er warnt: „Wir bringen unseren Planeten gefährlich nahe an einen Kipppunkt und bedrohen die Lebensgrundlagen von Menschen auf der ganzen Welt. Eine Lösung kann darin bestehen, sichere und gerechte Ziele für die menschliche Entwicklung auf einem stabilen und widerstandsfähigen Planeten wissenschaftlich zu definieren. Die Earth Commission unternimmt den ersten Versuch, diese dringende Herausforderung anzugehen“. (Die Earth Commission ist eine internationale Gruppe führender Forschender aus sozial- und naturwissenschaftlichen Disziplinen; sie hat einen herausfordernden und grundlegenden Rahmen für ihre Arbeit skizziert. In dem Papier legen die Kommissionsmitglieder ihre Konzeptualisierung einer „sicheren und gerechten“ Zukunft für Mensch und Planet dar.)

Vereinfachte Zusammenfassung: Grenzen

„Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit sind wir heutzutage gezwungen, das reale Risiko einer Destabilisierung unserer Heimat zu bedenken, des Planeten Erde. Dies ist ein existenzielles Risiko, da wir alle einen Planeten brauchen, der Leben erhält und die Grundlage für das Wohlergehen aller Menschen bietet. Hier skizzieren wir einen konzeptionellen Rahmen für einen ’sicheren und gerechten Korridor‘ im globalen Maßstab, der diese Ziele für die Menschen und den Planeten erfüllt. Die kürzlich gegründete Earth Commission wird diesen Rahmen nutzen, um Schlüsselfunktionen zu kartieren, die den Zustand des Erdsystems regulieren und uns Menschen Lebensunterstützung bieten, einschließlich Prozessen wie Biodiversität und Nährstoffkreislauf. Sie wird auch die damit verbundenen Gerechtigkeitskomponenten für jeden dieser Zielbereiche des Erdsystems analysieren, und zwar im Hinblick darauf, wie solche Bereiche definiert und wie die Beiträge der Natur für die Menschen gerecht verteilt werden können. Darüber hinaus wird untersucht, welche gesellschaftlichen Veränderungen zu sicheren und gerechten Zielen für alle Menschen führen und wie die Ziele auf globaler Ebene in Ziele für Akteure auf anderen Ebenen übersetzt werden können.

„Einfach ausgedrückt bedeutet ’sicher‘, die Grenzen des Planeten, auf die wir angewiesen sind, nicht zu überschreiten“, sagte Dahe Qin, ein Kryosphären-Spezialist an der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Lanzhou, China, und einer der Co-Vorsitzenden der Earth Commission. „Das bedeutet, dass wir intaktes Eis an den Polen und Berggletschern brauchen. Es bedeutet auch, dass wir nicht zu viel Stickstoff oder Phosphor in die natürlichen Gewässer einbringen, damit die Ökosysteme noch funktionieren können, um einen stabilen und widerstandsfähigen Planeten zu unterstützen.“

Die Earth Commission setzt sich damit auseinander, wie alle biologischen und physikalischen Systeme der Erde zusammenwirken. Sie berücksichtigt dabei auch das Thema Gerechtigkeit für die Menschen, die auf diese Systeme angewiesen sind.

„Gleichzeitig müssen wir uns anschauen, ob die sicheren Ziele auch ‚gerecht‘ sind und im Einklang mit den nachhaltigen Entwicklungszielen sind“, sagte Joyeeta Gupta, Professorin an der Universität Amsterdam und eine der Co-Vorsitzenden der Earth Commission: „Unsere zwei Dimensionen von ‚gerecht‘ umfassen ‚Schaden‘ und ‚Zugang‘. Angesichts der gegenwärtigen Ungleichheiten ist es möglich, dass die Befriedigung der Bedürfnisse aller zu einer Überschreitung der sicheren Grenzen führt, zum Beispiel wenn es um die Landnutzung oder die Freisetzung von Stickstoff und Phosphor in die Umwelt geht. Gleichzeitig sind sichere Grenzen aus biophysikalischer Sicht möglicherweise nicht sicher genug für alle Menschen auf unserem Planeten.“

Die Bewertung der Earth Commission der planetarischen Grenzwerte, die 2022 veröffentlicht werden soll, wird die Festlegung von wissenschaftlich fundierten Zielen für Städte, Unternehmen und Regierungen vorantreiben. Auf diese Weise soll der Schutz eines sicheren Handlungsraums für unseren Planeten gewährleistet werden. Die Earth Commission wird von Future Earth ausgerichtet und ist Teil der Global Commons Alliance. Diese arbeitet daran, ein Netzwerk von Akteuren auf vielen Ebenen zu schaffen, um die globalen Gemeingüter zu schützen – also die Ressourcen, die alle Menschen zum Überleben und Gedeihen brauchen und die auf dem ganzen Planeten geteilt werden – einschließlich der Umsetzung wissenschaftlich fundierter Ziele.

->Quellen und mehr: