Lebensmittelabfälle verursachen 3,3 Milliarden Tonnen CO2

Mehr als alle Autos in den USA und Europa zusammen in einem Jahr

Jahr für Jahr werden schätzungsweise 2, 5 Milliarden Tonnen der weltweit erzeugten Lebensmittel verschwendet statt verzehrt. Allein in der Landwirtschaft gehen 1,2 Milliarden Tonnen aller global produzierten Lebensmittel vor, während und direkt nach der Ernte für den Verzehr verloren. Insgesamt erreichen etwa 40 Prozent der weltweit erzeugten Lebensmittel keinen Menschen. Neue Untersuchungen von FAO und WWF zeigen, dass Lebensmittelabfälle in einem Jahr mehr CO2 ausstoßen (und damit das Klima schädigen), als alle Autos in den USA und Europa zusammen.

Gemüse und Obst – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Der geschätzte Kohlenstoff-Fußabdruck von von Lebensmittelabfällen zeigt eine jährliche Emission von Treibhausgasen in die Atmosphäre in Höhe von 3,3 Milliarden Tonnen CO2. Dies entspricht gut zehn Prozent der weltweiten Kohlendioxidemissionen. Laut der FAO-Studie gehen weitere 1,2 Milliarden Tonnen Lebensmittel vor, während und unmittelbar nach der Ernte für den Verzehr verloren, während und unmittelbar nach der Ernte. Insgesamt gelangen rund 40 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel nicht auf unseren Tellern landen. Die dafür genutzte landwirtschaftliche Fläche beträgt rund viereinhalb Millionen Quadratkilometer Quadratkilometer, das entspricht in etwa der Fläche der gesamten Europäischen Union.

Neue Daten aus dem gemeinsam mit dem britischen Lebensmitteleinzelhändler Tesco erstellten Driven ToWaste-Bericht des WWF zeigen, dass die insgesamt 3,3 Milliarden Tonnen CO2 „fast das Doppelte der Emissionen aller in den USA und Europa in einem Jahr gefahrenen Autos“. Die jetzt ermittelten Daten sind das Ergebnis von erstmals vorgenommenen Schätzungen der Verluste vor und während der Ernte oder vor der Schlachtung, so der WWF.

Gleichzeitig wies die Umweltorganisation darauf hin, dass auch in Deutschland die Daten zu den Ursachen und Mengen von Lebensmittelverlusten im Bereich der Primärproduktion noch unvollständig sind. „Nach der Bundestagswahl brauchen wir dringend eine systematische, regelmäßige und vergleichbare Erfassung der Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Lebensmittel Lieferkette in ganz Deutschland“, fordert WWF-Lebensmittelexpertin Tanja Dräger de Teran. „Unser Unser gemeinsamer Anspruch im Kampf gegen die Klimakrise und für einen besseren Schutz von Boden und Wasser muss sein sein, aus jeder Ernte das Beste zu machen“.

Auch in Deutschland ist die Datenlage zu Ursachen und Mengen der Lebensmittelverluste im Bereich der Primärproduktion nach wie vor lückenhaft. Es fehlen belastbare Zahlen dazu, wie hoch der Anteil ist, der auf dem Feld liegen bleibt oder statt auf dem Teller als Tierfutter oder Energielieferant in der Biogasanlage endet. „Wir brauchen nach der Bundestagwahl dringend bundesweit eine systematische, regelmäßige und vergleichbare Erfassung der Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Lebensmittelversorgungskette. Unser gemeinsamer Anspruch im Kampf gegen die Klimakrise und für den besseren Schutz von Boden und Gewässern muss sein, jede Ernte optimal zu nutzen“, sagt WWF-Ernährungsexpertin Tanja Dräger de Teran.

Lebensmittelverluste auf der Ebene der landwirtschaftlichen Produktion sind in vielen Ländern oft nicht als Lebensmittelabfälle definiert. So gelten Verluste, die vor und während der Ernte und der Aufzucht von Tieren entstehen, in der EU-Abfallrahmenrichtlinie nicht als Lebensmittelabfälle. Danach richtet sich auch die deutsche Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. „Die Ergebnisse des Berichts zeigen, dass wir die gesamte Lebensmittelversorgungskette in die Pflicht nehmen müssen, damit bereits im ersten Glied der Nahrungskette weniger verloren geht“, sagt Dräger de Teran mit Blick auf die Lage in der EU und in Deutschland. Per Definition blendet die Politik derzeit Verluste aus, die rein systembedingt sind und unabhängig sind vom Wetter oder von Schädlingen. Dazu gehören zum Beispiel Überschüsse, die daraus resultieren, dass Vertragslieferanten gewährleisten müssen, ausreichend „Qualitätsware“ liefern zu können. Dazu gehören auch Preisschwankungen, die dazu führen, dass es bei gefallenen Erzeugerpreisen für den Landwirt kostengünstiger ist, unter zu pflügen statt zu ernten.

Ebenfalls nicht erfasst werden in der EU-Abfallrahmenrichtlinie Lebensmittel, die noch als Tierfutter oder für die industrielle Nutzung verwendet werden. „Mit Blick auf den Energieaufwand gehören tausende Tonnen von Toastbrot-Endscheiben vom frisch gebackenen Toastbrot mit in den Verkauf, anstatt dass sie im Tierfutter landen“, kritisiert Tanja Dräger de Teran.

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