Leibniz-Uni publiziert Standortplanungsdaten von Windgeneratoren

Ergebnisse aus fünf Jahren Forschung online und frei verfügbar

Die Energiewende ist zentral für die Reduzierung der CO2-Emissionen. Dass sie in Deutschland schneller vorangehen muss als bisher, ist inzwischen unbestritten. Einer der Schlüsselfaktoren dafür ist, die Umsetzung vor Ort planerisch so vorzubereiten, dass Konflikte um Standorte und Ausmaß der Ansiedlung von Wind- und Solarenergieanlagen weitgehend vermieden werden. Um diesen Prozess zu unterstützen, stellt das Institut für Umweltplanung der Leibniz-Universität Hannover (LUH) einer Medienmitteilung vom 17.08.2021 zufolge Ergebnisse aus fünf Jahren Forschung zur Umsetzung der Energiewende im Einklang mit Mensch und Natur online zur Verfügung.

Windgenerator bei Nauen, Brandenburg – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

Die Daten sind für Regionen, Gemeinden, Planungsbüros und Verbände nutzbar. Sie zeigen bundesweit nach einheitlichen Kriterien für einen anspruchsvollen Schutz von Natur und Landschaft ermittelte Flächen, auf denen die Installation eines zukunftsfähigen Windenergieanlagentyps weitgehend konfliktfrei möglich ist. Die Flächendaten sind als in Geographischen Informationssystemen nutzbare Shapefiles für alle Interessierten unter https://data.uni-hannover.de/dataset/eae4f7c0-761a-4bf9-b057-898f1d1662e7 verfügbar. Bei der Ermittlung der Daten zeigte sich, dass die Flächen mit so genanntem „geringem Raumwiderstand“, auf denen der Ausbau von Windenergie an Land weitgehend konfliktfrei möglich ist, 1,5 Prozent der Fläche Deutschlands ausmachen – in Kombination mit Photovoltaik, Wasserkraft, Offshore-Windenergie und Geothermie ein ausreichendes Potenzial für eine hundertprozentige regenerative Energieversorgung. Der Datensatz enthält ebenfalls Flächen mit mittlerem Raumwiderstand – weitere 2,3 Prozent der Bundesfläche -, auf denen unter Anpassung an spezifische Standortgegebenheiten voraussichtlich eine Windenergienutzung naturschonend möglich ist.

Die Flächendaten können als Grundlage für die Ermittlung der nachhaltigen Erzeugungspotenziale auf Ebene der Bundesländer und zur Standortsuche für Windenergieanlagen genutzt sowie zur Bestimmung eines bundesweit abgeleiteten Ausbauziels verwendet werden. Sie schaffen Voraussetzungen, die Energiewende vor Ort schnell und unter Vermeidung unnötiger Konflikte umzusetzen. Diese entscheidenden räumlichen Informationen bieten viel Spielraum für unterschiedliche regionale und lokale Lösungen.

In Kürze werden vom Institut für Umweltplanung der LUH zudem Potenzialflächenberechnungen für Photovoltaik-Freiflächenberechnungen in Niedersachsen bereitgestellt, die den Entscheidungsspielraum für regionale und lokale Lösungen erweitern. Ein auf diesen Daten aufbauendes Pilotprojekt zu digital unterstützten Entscheidungsprozessen auf kommunaler Ebene wird derzeit vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz gefördert.

Die LUH hat sich zum Ziel gesetzt, die nachhaltige Transformation des Energiesystems durch Lehre und Forschung nach Kräften zu unterstützen. Die nun bereitstehenden Datenveröffentlichungen sind ein weiterer Schritt auf diesem Weg.

Die Shapefiles zeigen Flächen mit geringem und mittlerem Raumwiderstand gegenüber einer Windenergieanlage (Variante 2, Thiele et al. submitted; Szenario „hochaufgelöste Eingangsdaten”, Thiele et al. in press; Szenario „no regret“, Wiehe et al. 2020), die als „räumliche Fahrrinne“ für eine nachhaltige Energiewende dienen können. Es kann davon ausgegangen werden, dass vor allem auf den Flächen mit geringem Raumwiderstand der Ausbau von Windenergie an Land weitgehend konfliktfrei gelingen sollte.

Die verwendeten Grundlagendaten und ihre Einordnung in Raumwiderstandsklassen können aus Wiehe et al. (2020) und Thiele et al. (submitted) entnommen werden: GeoBasis-DE/BKG 2017; GeoBasis-DE/BKG 2018 (Nutzungsbedingungen: https://sg.geodatenzentrum.de/web_public/nutzungsbedingungen.pdf); BNetzA 2016; Daten zu Schutzgebieten vom BfN; Atlas Deutscher Brutvogelarten 2014; Corine Land Cover 2018. Die Grundlagendaten wurden in Raster mit einer Auflösung von 50 m × 50 m umgewandelt, um die Flächen der Raumwiderstandsklassen zu ermitteln. Das resultierende Raster je Raumwiderstandsklasse wurde in ein Shapefile umgewandelt.

English version

The shapefiles display areas with low and medium spatial vulnerability to a prototype wind turbine (variant 2, Thiele et al. submitted; scenario “hochaufgelöste Eingangsdaten“, Thiele et al. in press; scenario “no regret”, Wiehe et al. 2020), which can serve as a „spatial fairway“ for a sustainable energy transition. It can be assumed that the expansion of onshore wind energy can be implemented in a predominantly conflict-free way, if restricted to areas with low spatial vulnerability.

Förderung / Funding: Der Datensatz resultiert aus dem Forschungsprojekt „Konkretisierung von Ansatzpunkten einer naturverträglichen Ausgestaltung der Energiewende, mit Blick auf strategische Stellschrauben (EE100-konkret)“, das vom Bundesamt für Naturschutz aus Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wurde (FKZ 3515 82 4300). The dataset resulted from the research project „Konkretisierung von Ansatzpunkten einer naturverträglichen Ausgestaltung der Energiewende, mit Blick auf strategische Stellschrauben (EE100-konkret)“. The project was funded by the Federal Agency for Nature Conservation (BfN) with funds from the Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety (BMU) (FKZ: 3517 86 0100).

->Quelle und mehr:

  • data.uni-hannover.de/dataset/eae4f7c0-761a-4bf9-b057-898f1d1662e7
  • Basic data (Wiehe et al. 2020, Thiele et al. submitted): GeoBasis-DE/BKG 2017; GeoBasis-DE/BKG 2018 (Conditions of use: https://sg.geodatenzentrum.de/web_public/nutzungsbedingungen.pdf); BNetzA 2016; BfN data; Atlas of German Breeding Birds; Corine Land Cover 2018. The basic data was converted into grids with a resolution of 50 m × 50 m in order to calculate areas of the spatial vulnerability classes. The resulting grid per spatial vulnerability class was converted into a shapefile
  • Thiele, J.; Wiehe, J.; Gauglitz, P.; Lohr, C.; Bensmann, A.; Hanke-Rauschenbach, R.; Haaren, C. von (in press): EE100 in Deutschland: Kann der Energiebedarf 2050 mensch- und naturverträglich gedeckt werden? In: Natur und Landschaft
  • Thiele, J.; Wiehe, J.; Gauglitz, P.; Pape, C.; Lohr, C.; Bensmann, A.; Hanke-Rauschenbach, R.; Kluß, L.; Hofmann, L.; Kraschewski, T.; Breitner, M.; Demuth, B.; Vayhinger, E.; Heiland, S.; Haaren, C. von (submitted): Konkretisierung von Ansatzpunkten einer naturverträglichen Ausgestaltung der Energiewende, mit Blick auf strategische Stellschrauben. BfN-Skript. Bonn-Bad Godesberg. [Die Veröffentlichung erscheint voraussichtlich im September 2021.]
  • Wiehe, J.; Thiele, J.; Walter, A.; Hashemifarzad, A.; Zum Hingst, J.; Haaren, C. von (2020): Nothing to regret: Reconciling renewable energies with human wellbeing and nature in the German Energy Transition. In: International Journal of Energy Research 45 (1), S. 745–758. DOI: 10.1002/er.5870.
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