Für schnellen Aufbau der Wasserstoffwirtschaft

Forschungsnetzwerk empfiehlt nächste Schritte

Vor einem Jahr ist das Forschungsnetzwerk Wasserstoff gestartet. Am 10.09.2021 haben die mehr als 1.500 Netzwerkmitglieder im Bundeswirtschaftsministerium eine Expertenempfehlung zum Forschungs- und Entwicklungsbedarf entlang der Wertschöpfungskette in der Wasserstoffwirtschaft bis 2025 vorgelegt. Darin betonen die Netzwerker, bewährte Technologien müssten in möglichst vielen Industrieprozessen eingesetzt werden, „durch die Anhebung des technologischen Reifegrads aus dem Prototypenstatus in nachgewiesene wirtschaftliche Systeme“.

Nationale Wasserstoffstrategie – Titel © bmwi.de

Staatssekretär Andreas Feicht: „Wir möchten, dass Deutschland bei Wasserstoffinnovationen die Nummer 1 in der Welt wird. Damit der Markthochlauf gelingt und wir die Klimaziele erreichen, müssen wir jetzt die richtigen Fördermaßnahmen ergreifen. Das Forschungsnetzwerk spielt dabei als wichtiger Impulsgeber eine entscheidende Rolle. Denn die Wasserstoff-Expertinnen und -Experten in den deutschen Forschungseinrichtungen und Unternehmen wissen am besten, in welchen Bereichen Handlungsbedarf besteht. Dieses Fachwissen wird unter anderem in die Erstellung einer Wasserstoff-Roadmap einfließen und so die Arbeit des Nationalen Wasserstoffrats unterstützen.“

Die Netzwerkmitglieder empfehlen spezifische Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten für die vier Bereiche:

1. Erzeugung von Wasserstoff und Folgeprodukten

Laut Expertenempfehlung müssen Verfahren, um Wasserstoff (H2) per Wasserelektrolyse oder aus alternativen Quellen zu gewinnen, optimiert werden. Nur so könnten die von der Bundesregierung anvisierten Erzeugungskapazitäten von fünf Gigawatt Gesamtleistung bis 2030 erreicht werden. Nötig sei es zudem, die in der chemischen Industrie benötigten Grundstoffe sowie fossile Energieträger durch H2-basierte Folgeprodukte beziehungsweise synthetische Kraftstoffe klimaneutral zu ersetzen.

2. Infrastruktur und Systemintegration

Die Netzwerkmitglieder betonen, dass die H2-Speicherung sowie die Transport- und Verteilinfrastruktur das Rückgrat einer ganzjährigen resilienten Energieversorgung bilden. Nur wenn Strom-, Gas- und H2-Infrastruktur effektiv zusammenwirken, könne Wasserstoff vollumfänglich dazu beitragen, das Klima zu schützen und das Energiesystem zu flexibilisieren. Systemanalytische Forschung sei nötig, um Speicher, Pipelines und weitere Infrastrukturelemente zu optimieren.

3. Nutzung von Wasserstoff

Um weniger Treibhausgase freizusetzen, spielt die stoffliche und energetische Nutzung von Wasserstoff eine entscheidende Rolle – sowohl in der Industrie, für Haushalte und Quartiere als auch im Mobilitätssektor. Die Netzwerkmitglieder empfehlen daher eine technologieoffene Forschung, die Wasserstoff in allen Sektoren als Lösungsoption untersucht.

4. Sicherheit, Akzeptanz und nachhaltige Markteinführung

Laut Expertenempfehlung braucht es unter anderem international einheitliche Normen und Prüfrichtlinien sowie Standards zur sozialen, ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit, um den Markthochlauf zügig umzusetzen. Auf diese Weise könnte die wirtschaftliche und gesellschaftliche Akzeptanz von Wasserstoffinnovationen erhöht werden.

Beitrag zur Wasserstoff-Roadmap der Bundesregierung

Die Mitglieder des Forschungsnetzwerks haben die Expertenempfehlung im Rahmen mehrerer Workshops in den vergangenen Monaten erstellt und am 10. September an die Bundesregierung übergeben. Das 15-seitige Dokument wird durch eine umfassende Forschungsagenda ergänzt, die die Netzwerkmitglieder aktuell vorbereiten und als gebündeltes Fachwissen in den Stakeholder-Prozess des Projekts „H2-Kompass“ einfließen wird. Damit tragen die Netzwerk-Mitglieder wesentlich dazu bei, die Grundlagen für eine Wasserstoff-Roadmap der Bundesregierung zur Forschungs- und Innovationspolitik zu erarbeiten.

Das Forschungsnetzwerk wurde im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie eingerichtet und bietet Fachleuten ein technologieoffenes, interdisziplinäres Forum rund um das Thema Wasserstoff. Mit seinen mehr als 1.500 Mitgliedern deckt das Forschungsnetzwerk Wasserstoff die gesamte deutsche Wasserstoffkompetenz im Bereich der angewandten Energieforschung ab. In seiner Empfehlung legt das Netzwerk dar, welche Aspekte in den kommenden Jahren schwerpunktmäßig erforscht werden müssen. Eine umfassende Forschungsagenda, welche die Netzwerkmitglieder aktuell vorbereiten, soll die vorliegende Expertenempfehlung ergänzen.

Das Forschungsnetzwerk war bereits in die Ausgestaltung des im Dezember 2020 veröffentlichten Förderaufrufs „Technologieoffensive Wasserstoff“ eingebunden. Der Förderaufruf ist auf große Resonanz gestoßen. Knapp 200 Projektskizzen wurden eingereicht. Für erste Projektskizzen soll im Jahr 2021 bereits ein Fördervolumen von insgesamt über 70 Mio. Euro bewilligt werden.
Die Expertenempfehlung finden Sie hier (PDF, 746 KB).

Quellen