PIK-Forschende überprüfen quantitative Literatur zur Klimamigration

Verbesserung der Faktenbasis: 130 empirische Studien unter methodischen Gesichtspunkten untersucht 

Quantitative empirische Studien, die untersuchen, wie klimatische und andere Umweltfaktoren die Migration beeinflussen, nehmen von Jahr zu Jahr zu. Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) haben nun die methodischen Ansätze in der quantitativen Literatur zur Klimamigration untersucht und am 28.09.2021 veröffentlicht. Ihr Bericht ist ein wichtiger Beitrag zur Bewertung des Einflusses von Klimafaktoren auf die Migration von Menschen und eine Orientierungshilfe für Forschende, die sich mit Klima-Migration beschäftigen.

Klima-Demo Berlin am 24.09.2021 – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

„Forschungsmethoden prägen unser Verständnis von Klimamigration. Wir haben fast 130 empirische Studien zur Klimamigration unter methodischen Gesichtspunkten untersucht, Herausforderungen identifiziert und schließlich methodische Empfehlungen gegeben, wie der Zusammenhang zwischen Klima und Migration untersucht werden kann“, erklärt PIK-Wissenschaftlerin Barbora Sedova, welche die Studie gemeinsam mit Kira Vinke und Roman Hoffmann durchgeführt hat.

Während sich die meisten Studien einig sind, dass klimatische Bedingungen für die Migration wichtig sind, variieren ihre Ergebnisse erheblich. Das macht es schwierig, zu bestimmen, wann und unter welchen Bedingungen Klimamigration stattfindet. Ein Grund für die Heterogenität der Ergebnisse sind nach Ansicht der Studienautoren Unterschiede in den empirischen Ansätzen der Analysen.

Fünf zentrale Herausforderungen

Die Forschenden geben einen Überblick über gängige methodische Ansätze und zeigen auf, welche Auswirkungen diese auf die Abschätzung von Klimafolgen haben können. Darüber hinaus identifizieren sie fünf zentrale Herausforderungen, die sich auf die Messung von Migration und klimatischen Ereignissen, die Integration und Aggregation von Daten, die Identifizierung kausaler Beziehungen und die Erforschung kontextueller Einflüsse und Mechanismen beziehen.

Des Weiteren hat die Studie wichtige Auswirkungen auf politische Entscheidungsträger und Fachkräfte, die sich mit Klimamigration befassen. Barbora Sedova betont: „Indem wir die vielfältigen Herausforderungen aufzeigen, wollen wir die Nutzer vor allzu simplen Interpretationen der Ergebnisse und Schlussfolgerungen warnen. Die der Klima-Migration zugrunde liegenden Zusammenhänge sind komplex und – wie unsere Meta-Analysen zeigen – von einer Reihe von Faktoren bestimmt. Da die Bedrohung der lokalen Lebensgrundlagen durch den Klimawandel immer gravierender wird, ist mehr lösungs- und politikorientierte Forschung erforderlich, an der verschiedene Interessengruppen beteiligt sind, darunter Forschende aus dem globalen Süden und Vertreter von Gemeinschaften, die direkt vom Klimawandel betroffen sind.“

Auswertung der Erkenntnisse: Klimawandel und Migration in der Vereinigten Republik Tansania

Bereits am 31.08.2021 hatte PIK-Forscherin Julia Blocher eine einschlägige Arbeit in IOM UN Migration über die Problematik in Tansania veröffentlicht. Temperaturanstieg, veränderte Regenzeiten, extreme Wetterereignisse: Klimaauswirkungen stellen für die Menschen in Ostafrika ein Risiko dar, vor allem für diejenigen, die in ländlichen Gebieten leben und stark von der kleinbäuerlichen Landwirtschaft abhängig sind. Der neue Bericht, eine gemeinsame Arbeit des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM), untersucht mögliche Zusammenhänge zwischen Klimaauswirkungen und Migration in Tansania und bietet Anhaltspunkte für ganz Ostafrika. Die Studie wird mit einer Zusammenfassung in Suaheli ergänzt, um die Zugänglichkeit von Klimainformationen auf lokaler Ebene zu erweitern.

Vollständiger Bericht: