Frühwarnsystem für erkrankte Wälder

Interaktiver, europäischer Waldzustandsmonitor online – Waldzustand in Echtzeit am Monitor beobachtbar

Auf Basis von Satellitenbildern stellt eine interaktive Internetplattform den Zustand aller Wälder in Europa dar. Dafür orientiert sie sich an der Grünheit der Bäume. Seit kurzer Zeit können Nutzerinnen und Nutzer sich jetzt auch gezielt einzelne Länder und Zeiträume darstellen lassen, um mehr über den Zustand des Waldes zu erfahren. Das Daten- und Visualisierungstool wurde von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) entwickelt.

Kiefern in Brandenburg – 17.08.2019 – Foto © Allan Buras, TUM

Das häufigere Auftreten extremer Klimabedingungen im Zuge des Klimawandels stelle eine Bedrohung für die Wälder weltweit dar. Dürreperioden, Spätfrost, übersättigte Böden nach Überschwemmungen, Starkniederschläge und Winterstürme seien oft die Ursachen für das Baumsterben. Da extreme Umweltbedingungen die Abwehrmechanismen der Bäume beeinträchtigten, könnten außerdem Krankheitserreger wie Pilze und Käfer häufig den Rückgang und das Absterben von Bäumen verstärken, so die Münchner Wissenschaftler.

Manche Ursachen für die Baumsterblichkeit zeigen sich schon am lebenden Baum

„Bodeneigenschaften, die Bestandsstruktur und das Mikroklima beeinflussen die Gesundheit von Bäumen. Doch auch ökophysiologische Prozesse wie der Saftfluss oder die Regulierung des Blatt-Wasserpotenzials bestimmen ihr Schicksal“, sagt Anja Rammig, Professorin für Land Surface-Atmosphere Interactions an der TUM.

Doch einige wichtige ökophysiologische Prozesse könnten bei abgestorbenen Bäumen nicht im Nachhinein untersucht werden. Gleichzeitig sei es schwierig, vorherzusagen, wo, wann und welche Bäume absterben werden, um vor dem Absterben Überwachungsgeräte zu installieren, erklärt Rammig weiter.

Fernerkundung des Waldsterbens

Der Waldzustandsmonitor (WZM), ein auf Fernerkundung basierendes, frei verfügbares Web-Informationstool, stelle den Grünzustand der europäischen Wälder während der Vegetationsperiode dar, indem er Abweichungen von der Norm farblich kennzeichne. Er werde gerade überarbeitet und ermögliche es jetzt Nutzerinnen und Nutzern, sich interaktiv die Daten für einzelne Länder in einem bestimmten Zeitraum anzeigen zu lassen sowie zugrunde liegende Daten herunterzuladen. Die Darstellungsform ermögliche es nun noch besser, Hotspots des Waldsterbens und des Waldrückgangs in ganz Europa zu identifizieren, heißt es in der Presseerklärung der TUM.

Würden die Bereiche, wo der Wald unter Stress steht, frühzeitig erkannt, könnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig diese Regionen zeitnah unter Stressbedingungen untersuchen und  Waldbesitzer frühzeitig auf mögliche Risiken hingewiesen werden, prognostizieren die Forscher.

Waldzustandsmonitor – 08.12.2021 – Foto © Rammig, TUM

Frühwarnsystem für erkrankte Wälder

Im Jahr 2021 sei der Zustand des Waldes laut WZM vergleichsweise gut gewesen. „Interessant ist, dass die Wälder sich im Regensommer 2021 in Deutschland teilweise von den Hitzesommern in den Jahren 2018 bis 2020 erholt haben. Dies betrifft selbstverständlich nur die überlebenden Bäume. Die in den vergangenen drei Jahren entstandenen Schäden bleiben bestehen“, sagt Wissenschaftler Allan Buras, der den Waldzustandsmonitor koordiniert.

Der WZM zeige, dass die Wälder auch nach einer extremen Dürre regenerationsfähig seien. „Auch das sind wichtige Hinweise für die Interpretation von mittelfristigen Auswirkungen von Dürren auf die Wälder. Allerdings sieht man auch deutlich, dass die Kiefernwälder Brandenburgs und vor allem die Fichtenwälder des Harz, aber auch des Thüringer Waldes, nicht vom Regensommer profitiert haben. Sie sind im Waldzustandsmonitor weiterhin rot dargestellt, das heißt, dort waren die Schäden von 2018 bis 2020 so extrem, dass sie selbst jetzt noch zu sehen sind. Deshalb kann man hier von langfristig größeren Schäden ausgehen“, so Buras.

„Die Informationen aus dem Waldzustandsmonitor, ergänzt um zusätzliche bodengestützte Untersuchungen und Überwachungskampagnen, können dazu beitragen, die Ursachen für das abweichende Grün der Baumkronen zu klären, und damit möglicherweise unser Verständnis der Ökophysiologie von Bäumen unter Stress in einer natürlichen Umgebung zu verbessern“, sagt Prof. Rammig.

->Quellen: