BNEF erwartet erstmals mehr als 200 GW PV-Zubau weltweit

Solar – 10 Prognosen für 2022

Die Bloomberg-Analysten sagten am 26.01.2022 in ihren 10 Prognosen für 2022 voraus, der Bau kombinierter Photovoltaik-Speicher-Kraftwerke werde sich im laufenden Jahr verdoppeln; außerdem würden PPA-Abschlüsse für Photovoltaik-Anlagen in Europa stark zunehmen.2022 werde sich der Zubau von PV auf 228 GW steigern. Solarmodule sollen weiter fallen, so Sandra Enkhardt am 01.02.2022 auf pv magazine über die 10 BNEF-Vorhersagen für 2022.

PV-Modul 35 Jahre alt – SIEMENS-Interatom, voll funktionsfähig – Foto © Gerhard Hofmann für Solarify

1. 2022 wird das erste Jahr sein, in dem mehr als 200 GW an Solaranlagen installiert werden

„Der Solarzug bewegt sich jetzt schneller“, so die bildhafte Umschreibung des optimistischen Tons der BNEF-Experten. „Unser mittleres Szenario für 2021 lag bei 183 GW (Spanne 171-199 GW), während unser mittleres Szenario für 2022 bei 228 GW (Spanne 204-252 GW) liegt.“ Ein deutlicher Anstieg gegenüber November 2020. Die größte Gefahr sehen die BNEF-Analysten für diese Vorhersage darin, dass 2021 tatsächlich das erste 200-GW-Jahr gewesen sein könnte.

2. Die Preise für Solarmodule werden im 1. Halbjahr 2022 auf 25 US-Cent pro Watt fallen, und 1 bis 2 ct weniger in der 2. Jahreshälfte

Engpass 2021 sei die Polysiliziumproduktion gewesen. Auch aufgrund der starken Nachfrage seien die Modulpreise stark gestiegen. BNEF rechnet damit, dass die Polysiliziumproduktion 2022 um 39 % höher ausfallen wird als 2021, wobei das Gesamtangebot für fast 300 GW an Silizium-Solarprodukten ausreichen wird, da neue Kapazitäten hochgefahren und Engpässe in den Fabriken beseitigt werden. Das werde die Angebotsknappheit lindern. Der Siliziumpreis sei bereits von 37 $/kg im Oktober auf 32 $/kg im Dezember 2021 zurückgegangen. Laut BNEF soll dieser Preis im zweiten Halbjahr 2022 weiter auf 20-25 $/kg sinken.

3. Installierte Solar- und Speicherkapazitäten werden sich verdoppeln

Derzeit seien 278 vollständig in Betrieb genommene PV- und Speicherkraftwerke mit einer PV-Gesamtkapazität von 12,5 GW und einer Batteriekapazität von 2,7 GW/7,7 GWh in der BloombergNEF-Datenbank verzeichnet. Die größten Märkte würden 2022 China und die USA sein. Die USA seien bereits ein gut etablierter Markt für Solar- und Speicheranlagen. In China schreiben 20 Provinzen die Kombination von erneuerbaren Energien mit Energiespeichern vor oder fördern sie.

4. Chinas privater und gewerblich-industrieller Aufdach-Solarsektor wird den Neubau des Landes 2022 auf einen Rekordwert von 81-92 GW treiben

Seit einem halben Jahr habe China die lokalen Regierungen ermutigt, verfügbare Dachflächen zu koordinieren und kleine PV-Anlagen in großen Mengen zu bauen. Die Massenentwicklung werde das Wachstum fördern. BloombergNEF erwartet, dass Chinas PV-Installation in Privathaushalten 2022 die Rekordmarke von 20 GW überschreiten wird. China habe jedes Jahr eine Obergrenze für den Gesamtenergieverbrauch festgelegt, um die CO2-Emissionen zu kontrollieren, das werde 2021 in Teilen des Landes zu Stromrationierungen und Produktionsbeschränkungen führen. BloombergNEF erwartet, dass sowohl die höheren Strompreise als auch die Ausnahmeregelung für die Energieverbrauchsquote die Verbreitung von PV-Anlagen auf Dächern für gewerbliche und industrielle Zwecke vorantreiben werden und dass die Neuinstallation von PV-Anlagen für gewerbliche und industrielle Zwecke 2022 wahrscheinlich 10 GW überschreiten wird.

5. Solar- und Speicheranlagen für Haushalte werden in mehr als zwei Märkten zum Standardangebot

Solar- und Speicherkraftwerke für Wohngebäude werden laut BNEF mit größerer Dringlichkeit als in den vergangenen Jahren auf der politischen und Investitionsagenda stehen, da sie sich zu einem bedeutenden Sektor entwickeln. In Hawaii würden inzwischen fast alle neuen Solarsysteme für Privathaushalte mit Speicher gebaut; in Deutschland sei etwa die Hälfte der Anlagen mit Speicher ausgestattet, in der Schweiz etwa 15 % und in Australien etwa 5 %. Bis Ende 2022 könne mindestens zwei weitere Märkte mit mehr als 50 % Anteil der Speicheranlagen geben.

6. Gigawatt an Solarstrom-Abnahmeverträgen werden in Europa unterzeichnet

In Europa werden 2022 mehr Versorgungsunternehmen Stromabnahmeverträge für Solaranlagen abschließen. Die künftige Pipeline sehe stark aus, denn BNEF habe 13,1 GW an PV-PPAs erfasst, die im Zeitraum 2022-2025 ans Netz gehen sollen.

7. Solarauktionen werden komplizierter und beinhalten oft die Speicherung

2021 hätten Indien, Südafrika und Chile interessante Solarauktionen durchgeführt, bei denen verschiedene Technologien miteinander konkurrierten, um das intermittierende Angebot zu verbessern. In Südafrika ging es bei der Auktion um Notstrom und es wurde erwartet, dass sie hauptsächlich zum Bau von Öl- und Gaskraftwerken führen würde, aber es wurden auch 1.687 MW an PV-, etwa 160 MW an Windkraft- und 640 MW an Batteriekapazität für den Bau 2022 vergeben. In Indien gingen bei der ersten Auktion für 2,5 GW erneuerbare Energien rund um die Uhr im Oktober 2021 Gebote im Wert von 11,8 GW zu einem Durchschnittspreis von 42,55 $/MWh ein. Chiles technologieunabhängige Auktionen vergaben im September 2021 Jahresverträge über 2,3 TWh für Solar-, Speicher- und Windprojekte, die bis 2026 gebaut werden sollen. Auch Israel führt Ausschreibungen für Solar- und Speicherkraftwerke durch. BNEF  erwartet, dass mindestens fünf weitere Länder 2022 komplexe Solar- und Speicherauktionen durchführen werden.

8. Die Solarproduktionskapazitäten werden weiter wachsen, wobei neue Technologien hinzukommen

2022 sollen bedeutende Fabriken (>10 GW Jahreskapazität) für neue Zelltechnologien wie TOPCon (Tunnel Oxide Passivated Contact) und Heterojunction gebaut werden. Die Jahreskapazität für die derzeitige Standardzelle mit passiviertem Emitter- und Rückseitenkontakt (PERC) liegt bereits bei über 400 GW (>400 GW bis Ende 2021) und nähert sich der Wirkungsgradgrenze der derzeitigen Struktur von etwa 24 %.

9. Die Agrivoltaik wird allmählich für kommerzielle Zwecke richtig verstanden werden

Agri-Photovoltaik sei „in Solarkreisen so etwas wie ein Modewort. Aber manchmal ist die Agrivoltaik nur ein Mittel, um eine Genehmigung oder Subvention für den Bau von PV-Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zu erhalten“. Denn Solarprojekte behindern den mechanischen Zugang zum Boden und erschweren die Bepflanzung und Ernte. Aber es gebe jedoch „einige überzeugende Studien“, die zeigen, dass bei einigen Anwendungen gute Erträge erzielt werden können. Akteure installieren bereits agrivoltaische Systeme, um den Ertrag bestimmter Kulturen wie Himbeeren, Goji-Beeren und Weintrauben zu verbessern. Die Installateure sind dabei zu lernen, welche Pflanzen unter welchem Systemdesign besser wachsen, da es keine Standardisierung gibt, und sogar vertikale bifaziale Projekte werden für bestimmte Anwendungen in Betracht gezogen. 2022 werden es Fortschritte bei der Auswahl optimaler Anwendungen in diesem Bereich geben.

10. Solarfabriken werden in Ländern außerhalb Chinas angekündigt, aber es wird einige Zeit dauern, bis die Produktion in großem Maßstab anläuft

Indien verfüge über die bei weitem bedeutendste Produktionsbasis für Solarzellen und -module (Modulkapazität von 12,4 GW und eine Zellkapazität von 3,3 GW) von allen Ländern außerhalb Chinas. Die Regierung plant außerdem den Ausbau der Kapazitäten von Polysilizium bis zu Modulen und führte im November 2021 eine Auktion durch, um produktionsabhängige Anreize in Höhe von 45 Milliarden Rupien (600 Millionen US-Dollar) zu vergeben.

In den USA enthält der ins Stocken geratene Gesetzesentwurf „Build Back Better“ erhebliche Unterstützung für die heimische Fertigung, vor allem für Solarwafer, deren Kapazitäten derzeit fast vollständig in China und zu einem kleinen Teil in Südostasien liegen. BNEF hält es für sehr plausibel, dass eine Form der systematischen Unterstützung für die US-Fertigung Anfang dieses Jahres verabschiedet wird. In Europa plant der Heterojunction-Spezialist Meyer Burger, seine Zell- und Modulfabrik in Freiberg, Deutschland, in diesem Jahr von 400 MW auf 1 GW zu erweitern, obwohl die Produktion im Dezember 2021 vorübergehend unterbrochen wurde, weil die Mitarbeiter bedingt durch Corona eine Auszeit nahmen mussten. Meyer Burger plant ebenfalls eine Fabrik in den USA.

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